Die Emailleure von Patek Philippe schaffen Uhrkunstwerke, die die Zeiten überdauern. Ihr wichtigster Verbündeter ist das Feuer
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14.03.2016
In Email zu malen bedeutet Malen für die Ewigkeit. Ist das Bild einmal gebrannt, erstarrt es zu einer glasartigen unverwüstlichen Oberfläche, die Jahrtausende überdauern kann. Die erste bekannte Emailarbeit ist 3500 Jahre alt und in mykenischen Gräbern auf Zypern gefunden worden. Auch die alten Ägypter kannten Email.
Im Mittelalter wurde Email im Rahmen der Goldschmiedekunst eingesetzt. Unter anderem wurden aus einem Golddraht Formen gebogen, die danach mit einen Schmelzpulver gefüllt wurden. Zellenschmelz oder Cloisonné nennt sich diese Kunst.
Beide Techniken, die Cloisonné und die freie Emailmalerei, spielen heute in der Uhrmacherkunst noch eine große Rolle. Mit hoher Kunstfertigkeit wird Email eingesetzt, um Zifferblätter zu gestalten. Bei der Traditionsmanufaktur Patek Philippe etwa werden beide Techniken gepflegt. Für die Zifferblätter von Armbanduhren – und für die Gehäuse prachtvoller Tischuhren.
Der Emailleur muss wie ein klassischer Künstler arbeiten, nur dass er kaum eine Möglichkeit hat, einen Fehler zu korrigieren. Er benutzt dabei Pinselchen, die so fein wie ein einzelnes Menschenhaar sind. Er muss die Zusammensetzung der glasartigen Emailsubstanz und der farbgebenden Metalloxide ebenso gut kennen wie die kritischen Temperaturen für den Brennofen. Bei der Email Cloisonné wird bei Pater Philippe stets Gold als Trägermaterial gewählt. Die Konturen einer Zeichnung werden mit Gold-Flachdraht nachgebildet, um die einzelnen Farbzellen zu formen. Der Golddraht wird dann mit einem feinen Klebstoff fixiert, der im Brennofen verdampft.
Nachdem die Flachdrähte geformt und festgeklebt sind, wird die Farbe und Art der Emailmasse ausgewählt, mit denen die einzelnen Farbzellen ausgefüllt werden sollen. Emailkünstler mischen ihre Masse selbst aus Glas-Basissubstanz und weiteren Komponenten zusammen, mit denen sie die gewünschte Farbe und Transparenz genau vorausbestimmen können. Hierzu verwendet jeder Künstler seine eigene Geheimrezeptur. Jetzt füllt der Emailkünstler die Zellen mit jener Emailmasse, die zuvor gemischt und vorbereitet wurde.
Nach jeder Farbschicht muss der Farbauftrag kurz im Ofen angebrannt werden. Danach ist er nicht mehr zu korrigieren. Alle Emailkünstler besitzen ihre eigenen Farbkarten, die sie selbst zusammenstellen und in ihrem Ofen gebrannt haben, um sicherzugehen, dass die Farben für die gegenwärtige Arbeit richtig zusammengesetzt sind. Dabei ist zu bedenken, dass die ursprüngliche Farbmischung der Einzelkomponenten in roher Pulverform nicht dem Endergebnis entspricht. Sie erhält erst nach dem Brand im Emailofen den endgültigen Ton, mit der ein neues Kunstwerk zum Leben erwacht. Der Emailleur muss also nicht nur die Mischung kennen – sondern auch, wie sie sich verändern wird. Nach sechs oder sieben Brennvorgängen bei 800 Grad kann das Kunstobjekt seine ganze Pracht entfalten.
Wenn das Bild fertig ist, kann es immer noch passieren, dass beim Brennen die Emailschicht zerspringt. Dann fängt der Emailleur wieder von vorne an. Es ist eben ein Kunsthandwerk, das eine Ewigkeit in Anspruch nehmen kann.