Hargesheimer versteigert in Düsseldorf 189 „Porträtminiaturen aus deutschen Sammlungen“.
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17.03.2016
Im letzten Teil seiner Auktion Nr. 65 mit fünf gesonderten Katalogen bietet das Düsseldorfer Auktionshaus Hargesheimer den Liebhabern künstlerisch anspruchsvoller Bildnisminiaturen am 19. März eine Vielzahl von Leckerbissen. Insgesamt ist ja der Markt für dieses reizvolle Sammelgebiet eng geworden. Weltweit gibt es kaum noch Spezialauktionen und im Angebot der noch existierenden Fachgeschäfte bewegt sich bei hohem Preisniveau recht wenig. Vor allem erstklassige Arbeiten aus der englischen Schule werden in Deutschland nur vereinzelt angeboten. Aber gerade sie sind für den nach systematischen Gesichtspunkten sammelnden Kunstfreund besonders interessant, da gegen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts in England viele hochrangige Miniaturmaler tätig waren, die oft ihre Werke signierten und bisweilen zusätzlich akribisch datierten (wie der alle überragende John Smart d. Ä.), jedenfalls aber so individuelle Malstile kultivierten, dass ihre Arbeiten in aller Regel auch so unverwechselbar sind. Einige schöne Beispiele konnte man zuletzt im November 2015 bei Lempertz in Köln finden, wo in der Auktion 1056 insgesamt 79 Porträtminiaturen zur Versteigerung kamen.
Bei Hargesheimer ist in dem 189 Objekte umfassenden Katalog Porträtminiaturen aus deutschen Sammlungen neben Arbeiten aus Frankreich und Deutschland die englische Schule prominent vertreten, unter ande- rem durch Horace Hone (Nr. 1631), Henry Spicer (Nr.1639, 1641), George Engleheart (Nr. 1643, Andrew Plimer (Nr. 1645, Samuel Shelley (Nr. 1654) und William Wood (Nr. 1669). Richard Cosway wird ein hübsches, attraktiv mit Diamant-Einfassung gerahmtes Damenbildnis zugeschrieben (Nr. 1648). Gemalt sind alle diese Kunstwerke mit Wasserfarben auf Elfenbeinplättchen. Diesen Malgrund wählten die Künstler, weil hier auf das Inkarnat bei lasierendem Farbauftrag besonders natürlich wiedergegeben werden konnte.
Eine Besonderheit stellen demgegenüber drei von Christian Friedrich Zincke (gest. 1767) mit Email-Farben auf Kupferplättchen gemalte Herrenportäts dar (Nr. 1603 – 1605). Wie sein ihm später künstlerisch gleichrangiger Schüler Jeremias Meyer (1735 – 1789) stammte Zincke aus Deutschland, und wie Meyer war er die meiste Zeit in England tätig. Kleinformatige Bildnisse in Email waren seine Spezialität. Bewundernswert, wie er ungeachtet der Tücken dieser Maltechnik – der Farbauftrag gestaltet sich wesentlich schwieriger als bei der Aquarelltechnik und die Farben veränderten sich beim Brennen ganz wesentlich – feinste Schattierungen und kleinste Details herauszuarbeiten wusste.
Besonders ausdrucksvoll wirkt das Porträt eines ernst dreinblickenden Herrn mit Allongeperücke (Nr. 1604). Die rückseitig signierte Miniatur ist ein Meisterwerk der barocken Bildnismalerei in England; sie kann sich – wenn auch von kleinem Format – künstlerisch durchaus mit den großformatigen Werken eines Antonis van Dyck oder Peter Lely messen. Ebenso in Email-Technik gemalt ist ein bezauberndes, von Henry Bone (1755–1834) signiertes und auf 1829 datiertes Damenporträt (Nr.1640). Auch dieser Künstler hatte sich – gegen den Trend hin zur Aquarellmalerei auf Elfenbein – der Email-Miniatur verschrieben, wobei seine Arbeiten freilich die Feinheit von Zinckes Malkunst nicht ganz erreichten.
Dass sich die Email-Miniatur nicht durchsetzte, obwohl sie gegenüber auf Elfenbein gemalten Exemplaren den Vorteil hatte, nicht unbedingt einer Verglasung zu bedürfen (dann war sie allerdings – als Schmuckstück getragen – schutzlos gegen mechanische Einwirkungen) und gegen Feuchtigkeit unempfindlich zu sein, hatte einen einfachen Grund: Angesichts der immensen Nachfrage waren gesuchte und geschäftstüchtige Maler wie Cosway, Plimer oder Engleheart darauf aus, eine Miniatur möglichst rasch produzieren zu können, was bei der Aquarelltechnik in einem einzigen Arbeitsgang möglich war (begünstigt dadurch, dass Körper- und Kopfhaltung meist schematisiert waren und der Farbauftrag mit den Jahren immer schwungvoller und sparsamer erfolgte, besonders bei der Gestaltung des Hintergrunds und der Kleidung). Was Feuchtigkeit bei diesen empfindlichen Kunstwerken trotz aufwändiger Rahmung und Verglasung bewirken kann, zeigt sich leider bei mehreren Aquarellminiaturen in der Auktion – daher wohl auch die überraschend niedrig angesetzten Mindestpreise bei einigen Spitzenstücken. Im Großen und Ganzen werden die Limitpreise – vielfach nur 150 bis 300 Euro – in den meisten Fällen wohl ganz erheblich überboten werden. Das attraktive, mit einer ausgezeichneten Provenienz versehene „Damenporträt mit Hut“ von William Wood (Nr. 1669) zum Beispiel sollte etwa das Zwanzigfache des angesetzten Mindestpreises von 180 Euro bringen.
Hargesheimer Düsseldorf,
Auktion 19. März,
Besichtigung 10. – 16. März
www.kunstauktionen-duesseldorf.de