Auktionen

Alte Meister mit Symbolwert

Hampel bietet am 7. April Stillleben mit verschlüsselten Bedeutungen und flämischen Sprichworten.

Von Martin Miersch
05.04.2016

Barocke Stillleben geben immer wieder Rätsel auf. So kann eine kunstvoll geschälte Zitrone einerseits ein Zeichen für Luxus sein, aber auch zur Mäßigung auffordern oder auf die Fragwürdigkeit des Genusses einer äußerlich schönen Frucht verweisen. Rätselhaft mutet daher auch das um 1660/70 entstandene „Stillleben mit Glaspokal, Zitrone und Granatapfel“ von Cornelis de Heem an: Sind die Austern im Vordergrund ein Verweis auf Luxus, Vergänglichkeit oder Sexualität? Oder sollen sie gar als Aphrodisiakum gelesen werden? Soll der Granatapfel hier Fruchtbarkeit, Reinheit, Tod, das Blut Christi oder Leben symbolisieren? Mit seiner kunstvollen Komposition und der ausgesprochen malerischen Delikatesse ist das Gemälde des Antwerpener Meisters diesmal einer der Höhepunkte beim Münchener Auktionshaus Hampel. Das sehr gut erhaltene Bild wird auf 60.000 bis 80.000 Euro taxiert.

Weitere Stars der Auktion sind zwei kleine Gemälde-Tondi von Pieter Brueghel dem Jüngeren mit einem Durchmesser von nur 12 cm. Die Pendants „Der Bauer schüttet den Brunnen zu“ und „Die Treulosigkeit der Welt“ bestechen durch geschickte Einpassung der Figuren in das vorgegebene Format und durch zarten, transparenten Farbauftrag. Gemalt in Öl auf Holz zeugen diese Preziosen von der intensiven Beschäftigung des Künstlers mit den Bildideen seines Vaters Pieter Bruegel dem Älteren, deren Vermarktung er in seinem Antwerpener Atelier betrieb.

Dabei bringt der Sohn durchaus neue Ideen ein, wie ein Vergleich mit der Urversion von „Die Treulosigkeit der Welt“ – heute im Museo di Capodimonte in Neapel – deutlich macht. Versehen mit einem Gutachten des Brueghel-Kenners Klaus Ertz sowie den Ergebnissen zweier Pigmentanalysen erhofft man sich für beide Bilder einen Erlös von 100.000 bis 150.000 Euro. Außerdem wird eine Privatsammlung mit etwa 60 Gemälden angeboten. Werke der flämischen Schule des 16. bis 19. Jahrhunderts bilden deren Schwerpunkt. Die Sammlungstätigkeit begann im Jahr 1989 mit dem Ziel, die bedeutendsten und besonders typischen Strömungen dieser Schule einzuschließen. Darunter finden sich italianisierende Landschaftsgemälde, Tierdarstellungen sowie Stillleben. Im Laufe der Jahre trug der ungenannte Sammler zahlreiche qualitätvolle Arbeiten, unter anderem von Cornelis van Cleve, Jan Brueghel dem Jüngeren, Karel Dujardin oder Jan Wouwerman, zusammen.

Das Silberangebot dominiert eine königliche Dresdner Silberterrine von Friedrich August III. Versehen mit Dresdner Beschau und Meistermarke von Carl Schroedel handelt es sich hierbei um ein Hauptstück des Dresdener Hofsilbers um 1775. Eine Gravur weist die Terrine als späteres diplomatisches Geschenk aus: „Presented to Viscount d’Abernon by the German Government in October 1926, on his resigning the post of British Ambassador in Berlin“. Das außergewöhnliche Stück soll 150.000 bis 250.000 Euro einspielen. Aus dem Nachlass des Schweizer Sammlers Carl Laszlo sind Werke von bedeutenden Künstlern der 1920er- bis 1980er- Jahre sowie Art-déco-Möbel im Angebot.

Diesen Beitrag finden Sie in der WELTKUNST Nr. 113 / April 2016

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