Preisaufstiege bei den Zeitgenossen in London
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23.06.2016
Er gehört zu den heißen Tipps bei den Jägern neuer Trophäen. Der Rumäne Adrian Ghenie erlebte jüngst mit seiner vehement aufgetragenen pastosen Malweise und den vielschichtigen autobiografischen und politischen Anspielungen einen rasanten Preisaufstieg. Sein großformatiges „Interieur“ von 2010, in dem ein Pavian vor einer Birkenwaldtapete posiert, verlangt jetzt bei Sotheby’s nach recht konservativen 400.000 bis 600.000 Pfund. Mit Vorliebe verrätselt gibt sich auch Neo Rauch. 1999 malte er das knapp 250 x 200 cm messende, von Grün dominierte Format „Gut gut“, eine Anspielung auf den guten Arbeiter im sozialistischen Staat. Es war in seiner ersten großen Wanderretrospektive 2001 zu sehen und wird jetzt bei Sotheby’s auf 450.000 bis 650.000 Pfund geschätzt.
Christie’s hingegen hofft die Preiskurve des immer noch unterbewerteten Baselitz mit zwei prägnanten Arbeiten anzukurbeln. „Der Halbierte“ von 1966 ist auf 900.000 bis 1,2 Mio. Pfund taxiert. Im noch größeren Format von 250 x 200 cm schwebt kopfstehend sein „Adler“ von 1982. Für das zweite Leitmotiv erwartet das Haus 500.000 bis 700.000 Pfund.
Für eine Sonderauktion zum 250-jährigen Jubiläum des Auktionshauses sparte man sich die teuerste zeitgenössische Trophäe auf: Lucian Freuds Bildnis seiner schwangeren Tochter Isobel Boyt mit ihrem Mann wird mit weiteren prägnanten britischen Werken angeboten. Um 18 Mio. Pfund ist das Bild von 1992 geschätzt, das im Jahr 2007 in New York mit 9,3 Mio. Pfund den damaligen Auktionsrekord des Briten festsetzte.
Sotheby’s, London, 28./29. Juni
Christie’s, London, 29./30. Juni
Diesen Beitrag finden Sie in der WELTKUNST Nr. 116/Juni 2016