Weiter geht es am 2. Tag Richtung Südosten: Auf den schönsten Wanderwegen überqueren wir die grünen Hügel des Berglands und erfreuen uns an den Renaissance- und Barockhäusern der Stadt Kulmbach
Oberfranken 2. Tag
ShareHeute wandern wir auf den schönsten Wegen durch die grünen Hügel des obermainischen Berglands in Richtung Südosten: 26 Kilometer von Kronach bis in die Bierstadt Kulmbach. Dafür sollten Sie eine reine Gehzeit von gut sieben Stunden einplanen – und eine deftige Brotzeit einpacken.
Eine der größten Herausforderungen ist es manchmal, aus einer fremden Stadt heraus und den Einstieg in den Wanderweg zu finden: Oft ist es eine Herausforderung, erst einmal aus der Stadt herauszufinden, deshalb gilt dieser Etappe die detaillierteste Beschreibung: Sie verlassen die Altstadt Richtung Süden durch das Bamberger Tor. Biegen Sie links in die Schwedenstraße ein, auf dem Hussitenplatz halten Sie sich rechts und gehen das Hussitengässchen hinunter bis zur Kronach, dort dann immer am Ufer entlang bis zum Zusammenfluss mit der Haßlach. Sie überqueren nun die Brücke linkerhand, danach sofort wieder rechts weiter flußabwärts durch den Landesgartenschau-Park von 2002 bis zur Einmündung in die Rodach.
Sie nehmen die Fußgängerbrücke ans südliche Ufer, wenden sich rechts, an der Gabelung dann links halten, an einem kleinen Weiher vorbei und dann wieder links, zwischen Schlachthof und Großbäckerei, dann noch die B85 überqueren und geradeausweiter an Fröschbrunn vorbei.Nun sind Sie auf dem mit einem roten Balken auf weißen Grund gut markierten Frankenweg, dem Sie bis Kulmbach folgen.
Nehmen Sie sich Zeit für einen Ausblick vom Lucas-Cranach-Turm zurück auf Kronach und Umgebung, bevor Sie auf der abwechlungsreichen Strecke weiterwandern, durch Mischwäldern, Wiesen und Felder. Sie laufen über Weißenbrunn Richtung Süden und am Hang oberhalb von Schimmendorf vorbei. Hier gibt es zwei Gasthäuser, allerdings muss, wer hier Rast macht, dann wieder auf den Wanderweg 100 Höhenmeter hinauf. Am Aussichtturm ‚Schau Dich um’ auf dem Patersberg sind Sie zum höchsten Punkt dieser Etappe gelangt: mit 528 über dem Meeresspiegel. Jetzt geht es talwärts in scharfem U-Turn Richtung Osten hinunter nach Hofstätten. Die Hauptstraße queren und den kleinen Ort weiter in südöstlicher Richtung auf dem Frankenweg verlassen.
Tipp: Wer den Spuren der Schweden aus dem Dreißigjährigen Krieg folgen möchte: Vor dem Ortsausgang nicht links auf dem Frankenweg bleiben, sondern rechts über den Lindigsgraben in den Wald hinein. Dort finden sich nach 250 m linkerhand Überreste einer Schwedenschanze aus dem Dreißigjährigen Krieg. Etwas weiter südlich dann wieder in fast rechtem Winkel links halten und Sie kommen wieder aus dem Wald heraus und auf den Frankenweg. Bei Metzdorf kommen Sie wieder auf die B85, die Sie direkt ins Zentrum von Kulmbach führt, wo sich der Weiße und der Rote Main zum – farbneutralen – Main vereinen. Sie überqueren die Flutmulde des Weißen Mains und folgen der Kronacher Straße weiter Richtung Zentrum. Nach dem Gasfabrikgäßchen überqueren Sie nun den Weißen Main und gelangen über die »Sutte« genannte Straße in die schöne Altstadt, die auch hier Obere Stadt genannt wird.
Willkommen in Kulmbach! Im Gegensatz zum stark mittelalterlichen Kronach wird hier das Stadtbild von Bürgerhäusern der Renaissance und des Barock geprägt. Der Grund: Die Kulmbacher waren in der Abwehr ihrer Feinde weniger erfolgreich als ihre nördlichen Nachbarn. Zweimal lag die Stadt in Schutt und Asche: 1430 nach dem Hussitensturm, und am 26. November 1553, am Konraditag, zerstörte eine Allianzarmee der Bistümer Bamberg und Würzburg und der Reichsstadt Nürnberg Kulmbach bis auf die Grundmauern. Damit sollte der oberste Stadtherr, Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, in seine Schranken gewiesen werden, wollte der ehrgeizige Hohenzoller doch ganz Franken unter seine Herrschaft bringen.
Nach der langen Wanderung beziehen wir unser Quartier, vielleicht im einfachen, zentral am Marktplatz gelegenen Hotel Weißes Roß (www.weisses-ross-kulmbach.de, nur Frühstück) oder im Hotel Kronprinz (www.kronprinz-kulmbach.de). Die »Obere Stadt« weiter bergauf gehend gelangen wir zur Petrikirche, eine stattliche Hallenkirche, die nach dem Markgräflerkrieg ab 1559 im spätgotischen Stil wieder aufgebaut wurde. Über allem thront die Plassenburg, die mehr als 700 Jahre im Besitz der Hohenzollern war, eines der größten und imposantesten Renaissancebauwerke in Deutschland. Als »kulma« erstmals in einer Schenkungsurkunde Mitte des 11. Jahrhunderts erwähnt, gründeten die Grafen von Dießen-Andechs Anfang des 12. Jahrhunderts Kulmbach als erste Marktsiedlung mit Kirche und ließen den Vorläuferbau der heutigen Burg errichten. Um 1231 erhielt der Ort die Stadtrechte.
Zum Abendessen sei die beliebte Zunftstube empfohlen (Obere Stadt 4, Telefon 09221/83377), wo Knusperschnitzel, Bratwurstsülze und fränkisches Risotto serviert werden. Oder wir schlendern Spital- und Fischergasse hinunter zur urigen Wirtshausbrauerei »Kommunbräu« am Grünwehr Nr. 12. Gebraut wird mitten in der Wirtsstube, neben markantem Hellen und süffigem Bernstein im Juli das helle Kerwafestbier (zum Kirchweihfest) und im August das obergärige Sommerweizen.
Wussten Sie, dass Oberfranken mit mehr als 200 Brauereien die höchste Brauereidichte der Welt besitzt? Doppelt so viele Brauereien wie alle anderen Regionen Bayerns und mehr als jedes Bundesland in Deutschland – und jedes Land Europas. Die Kulmbacher Bierwoche wird diesen Sommer vom 30. Juli bis 7. August gefeiert.