Am 3. Tag unserer Wanderung entdecken wir die Plassenburg mit ihren zahlreichen Museen, überqueren anschließend den Roten Main und lassen uns in Thurnau von der Schönheit der Schlossanlage verzaubern
Oberfranken 3. Tag
ShareBevor wir weiterwandern, gilt es, Kulmbachs Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Vom Marktplatz aus geht es an der weiß-gelb getünchten Rokokofassade des Rathauses rechts vorbei in langer Kurve durch den »Oberhacken« bis zu Nr. 34: Das Historische Badhaus ist deutschlandweit eine von acht wissenschaftlich erforschten und restaurierten Badstuben.
Nach der siebenmonatigen Belagerung der Plassenburg im Jahr 1553 wurde die Festung übergeben und nicht viel später geschleift. Das militärische Manöver ist heute auf der Burg mit knapp 20.000 Zinnfiguren im Deutschen Zinnfigurenmuseum nachgestellt – in der Welt größtem Diorama. Nach der Schleifung der Burg verpflichtete Albrecht Alcibiades’ Nachfolger, sein Vetter Georg Friedrich, den Baumeister Caspar Vischer zum Wiederaufbau der Plassenburg. Der Architekt, der auch am Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses mitwirkte, gruppierte um den zentralen Schönen Hof mit dreistöckigen Arkadengängen eine repräsentative Renaissanceanlage, deren Wohngebäude bereits um 1575 weitgehend fertiggestellt waren.
Neben dem Zinnfigurenmuseum beherbergt die Festung noch drei weitere Museen: das Landschaftsmuseum Obermain mit kunst- und kulturgeschichtlichen Exponaten aus Kulmbach und der Region und das Museum Hohenzollern in Franken, das daran erinnert, dass die Familie, einst Burggrafen von Nürnberg, in Franken groß wurde und hier bis 1806 herrschte. Das Armeemuseum Friedrich der Große schließlich zeigt auf der bedeutendsten Hohenzollernfestung in Bayern die größte Sammlung altpreußischer Militaria aus der Zeit zwischen 1700 und 1806.
Eine weitere Institution lockt unten am Weißen Main. Das Bayerische Brauereimuseum zeigt unter anderem eine 3000 Jahre alte Bieramphore, Sudkessel und bibliophile Kostbarkeiten.
Die heutige Etappe ist, wenn man sie komplett vom Schönen Hof der Plassenburg bis nach Thurnau wandert, knapp 18 Kilometer lang. Man kann sich aber getrost die ersten acht Kilometer aus der Stadt hinaus sparen und für rund 17 Euro ein Taxi bis an den Zusammenfluss von Weißem und Rotem Main nehmen. Hier steht das Schloss Steinenhausen, eine wuchtige barocke Dreiflügelanlage aus unverputztem fränkischen Buntsandstein. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert gehörte es den Freiherren zu Guttenberg. Heute beherbergt es eine Dependance des Bayerischen Landesamtes für Umwelt und kann nur von außen bestaunt werden.
Wir überqueren den aus Bayreuth, dem Ziel unserer Wanderung, kommenden Roten Main, folgen noch einen halben Kilometer dem Frankenweg, bevor wir links in die Frankenberger Straße abbiegen und nach der Straße Katschenreuth rechts abbiegen und parallel zum Proßer Bach gehen, den wir nach einem knappen Kilometer überqueren, ebenso wie die Staatsstraße 2190 zwischen Katschenreuth und Krumme Fohre. Nun süd-südöstlich in Richtung des Waldstückes Windischenhaiger Holz. Wer Glück hat und sich still verhält, kann hier auf der großen Lichtung Fasanen, Rehe, Hasen oder Kaninchen erspähen.
Wir lassen den Ort mit dem schönen Namen Ameisdorf im Osten liegen und treten bei einem Funkmast aus dem Holz heraus mit Blick auf Döllnitz und Hutschdorf. Vielleicht hat die kleine Dorfkirche St. Johannes der Täufer geöffnet – werfen Sie einen Blick in die sehenswerte Saalkirche mit Chorturm.
Danach bergauf, wir überqueren den Wolfsknock, an dessen Südwesthang wir gemütlich hinunter und zwischen Fischteichen hindurch über die Stegersgasse nach Thurnau gelangen, wo uns eine ausgedehnte Schlossanlage überrascht – mit turmhoch aufragender, mächtiger Kemenate, zwei sich anschließenden umbauten Schlosshöfen mit Renaissancebauten, Wehr- und Schneckentürmen und, das fällt als erstes auf, einem straßenüberquerenden Übergang zur Kirche. Übernachtungstipp: Hier im Hotel Schloss Thurnau kann man auch übernachten – und die Restaurantkarte verspricht bodenständige, fränkische und kreative Frischeküche mit vornehmlich regionalen Produkten.
Wer gut in der Zeit liegt, kann am Oberwolfsknock, statt geradeaus nach Thurnau hinunterzugehen, noch einen lohnenden Umweg von knapp sieben Kilometern einbauen und bis Limmersdorf gehen. Die spätgotische Sandsteinkirche St. Johannes der Täufer, umgeben vom Friedhof und dem Pfarrhaus, bietet zusammen mit der 350 Jahre alten Tanzlinde charmantes Ensemble wie aus dem Bilderbuch.
Um diese Linde herum feiert das Dorf jährlich Ende August die sogenannte Lindenkerwa, mit Tanz auf der Linde – und das seit 1729! Dieses Jahr vom 27. bis 30. August, Tanz auf der Linde am Sonn- und Montag. Wir verlassen Limmersdorf in Richtung Thurnau zunächst auf der Dorfstraße, kurz vor der Einmündung »Am alten Sägewerk« biegen wir links auf den Fußweg parallel zum Bach, dem wir bis Thurnau folgen.