Auktionen

Bücher bei Bassenge

Bassenge kann in den Auktionen vom 12. bis 15. Oktober mit bedeutenden Büchern aus Renaissance und Barock aufwarten.

Von Martin Miersch
07.10.2016

Eine riesige Zitrone schwebt über der Stadt Nürnberg. Was hat das zu bedeuten? Die surreal anmutende Kompo­sition stammt aus den 1708 bis 1714 erschienenen „Nürnbergischen Hesperides“. Diese erste Ausgabe der berühmten Monografie über Zitrusfrüchte vom Nürnberger Botaniker, Kaufmann und Verleger Johann Christoph Volkamer gilt als eines der schönsten Kupferstichwerke des Barock. Die prachtvollen Tafeln zeigen neben einigen allegorischen Darstellungen überwiegend Zitrusfrüchte, kombiniert mit Garten- und Schlossansichten aus Süddeutschland und Oberitalien. Mit 250 Kupfertafeln gehört die angebotene Ausgabe zu den wenigen kompletten Exemplaren, die nachweisbar sind. Aufgrund des perfekten Zustandes und der Seltenheit ist ein Schätzwert von 40.000 Euro bei Bassenge durchaus gerechtfertigt.

Mit Conrad Gesners „De omni rerum fossilium genere […]“, erschienen in Zürich 1565 bis 1566, ist hier zudem das erste illustrierte Buch über Fossilien im Angebot. Es enthält die erste Abbildung eines Mineralienkabinetts sowie eine systematische Einteilung der Fossilien und Minerale (Taxe 15.000 Euro). Albrecht Dürer ist mit seiner 1532 bis 1534 erschienenen Proportionslehre vertreten, und zwar in der ersten lateinischen Ausgabe des erstmals 1528 posthum publizierten Werkes. Ein Exemplar dieser Ausgabe, die zahlreiche Holzschnitte enthält, fand sich sogar in der Bibliothek Michelangelos (Taxe 15.000 Euro).

Bemerkenswert ist auch die Sondersammlung mit Juristica: Sie umfasst den Zeitraum von der Inkunabelzeit im 15. Jh. bis zum frühen 19. Jh. mit der großen Gesetzesreform durch Napoleons Code Civil. Den Höhepunkt bildet die erste Ausgabe der Bamberger Halsgerichtsordnung, die 1507 als Strafgesetzbuch für das Bistum Bamberg im Auftrag des dortigen Fürstbischofs verfasst wurde. Es handelt sich hierbei um eines von weltweit nur drei bekannten Exemplaren (Taxe 25.000 Euro). Ein zentrales Ziel der Halsgerichtsordnung war, den Richtern auf dem Land eine unmissverständliche Anleitung für ihre Strafprozesse an die Hand zu geben, um so gerichtliche Willkür einzudämmen. Die Holzschnitte stellen vor allem Gerichts- und Vollstreckungsszenen mit den Folterwerkzeugen dar. Eine Illustration zeigt einen auf einer Bahre liegenden Toten. Ein Richter verurteilt dessen Mörder.

Service

Abbildung:

Bassenge, Berlin

Auktion

Bassenge, Berlin, 12. bis 15. Oktober

Zum Katalog

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 120/2016

Zur Startseite