Kunstherbst München

Jugendstil und Art-déco im Messeherbst

Auf unserem Rundgang durch die Münchener Messen blicken wir heute auf Schmuck-Raritäten aus der Zeit des Jugendstils und Art-déco

Von Gloria Ehret
27.10.2016

Die Zeitgrenzen sind fließend, die Kategorien nicht scharf zu trennen. Im Postpalast steht bei Monika Fahrensons „Brigantine“ die Kunst um 1900 in ganz unterschiedlichen Facetten im Focus, behutsam erweitert um Objekte bis weit ins 20. Jahrhundert. Franz von Stuck zählte zu den Münchner Malerfürsten. Seine „Stuckvilla“ ist mitsamt der originalen Ausstattung ein Münchner Kleinod dieser innovativen Epoche. Immer wieder hat er auch seine attraktive Frau und die hübschen Töchter gemalt. „Tochter Mary mit Biedermeierschute“, betört den Betrachter mit tiefem Blick und Mona-Lisa-Lächeln auf einer Gouache um 1910 im quadratischen Rahmen (30.000 Euro). Wie spielerisch-kreativ die Italiener in den 1960ern mit Glas umgingen, zeigt Frau Fahrensons „Pulcino“. Das feingliedrige Glasobjekt eines Vogels von Alessandro Vistosi von 1962 wartet für 4.500 Euro auf einen Sammler.

 

Tablett, Sterlingsilber mit Türkiscabochons, Liberty & Co, Birmingham, 1903 (Foto: Christopher Kende, Tübingen)
Tablett, Sterlingsilber mit Türkiscabochons, Liberty & Co, Birmingham, 1903 (Foto: Christopher Kende, Tübingen)

Gut vertreten ist im Postpalast  Arts-and-Crafts- und Art-déco-Silber, vielfach kombiniert mit Schmuck derselben Epoche bis in die Gegenwart. Von Liberty & Co in Birmingham 1903 wurde ein Sterlingsilber-Tablett mit Türkiscabochons gearbeitet (2.950 Euro), das bei Christopher Kende aus Tübingen um die Gunst der Liebhaber mit einer Kopenhagener Obstschale Evald Nielsens von 1931 (5.850 Euro) buhlt.
Die glatten, eleganten Silber-Entwürfe von Tiffany stehen bei der Kunsthistorikerin Dr. Elisabeth Nüdling aus Fulda  im Mittelpunkt. Die Kunsthistorikerin, deren zweiter Programmpunkt beim Schmuck liegt, hat übrigens jüngst die Prüfung zur Diamantgutachterin erfolgreich abgelegt. Im Postpalast beherrschen namhafte Juweliere wie Van Cleef & Arpels, Cartier oder David Webb der 1930er bis 1950er Jahre ihre Auswahl. Der Kunsthandel „The old Treasury“ von Miriam und Laura Schmitz verbindet Georg-Jensen-Silber und Schmuck, darunter eine französische Brosche um 1890 mit, 3,2 Karat Diamanten.
Denes Szy  befriedigt  ebenfalls im Postpalast alle Wünsche nach Meissener Jugendstil-Porzellan und Georg-Jensen-Silber. Man hat nicht nur die Wahl zwischen Art-Déco-Silber, einer Kanne der Berlinerin  Emmy Roth und einem fünfteiligenTee-Kaffee-Service ihrer Bauhauszeit-Konkurrentin Paula Strauss (14.800 Euro), sondern auch dem 1903 von Henry van de Velde für Meissen entworfenen Jugendstil-Speiseservice mit dem kobaltblauen „Peitschenhieb“-Dekor (Essteller je 2.200 Euro) oder einer Kopenhagener Georg-Jensen-Tabakdose nach Entwurf von Joergen Jensen 1936 (22.000 Euro).
Bei Sabine Füchter, ebenfalls im Postpalast, glitzert ein Paar Platin-Art-déco-Ohrgehänge um 1925 mit Diamanten, Onyx und Smaragdit-Topfen (7.500 Euro) neben einem zeitlos-eleganten goldenen, in Handarbeit um 1908  gearbeiteten Jugendstil-Armreif mit lupenreinem Altschliffbrillant (4.900 Euro).

 

Collier von Aldo Cipullo
Aldo Cipullo (1936-1984), Collier, 1970 (Foto: VKD Jewels)

Bei den Highlights muss der Juwelen- und Schmuckliebhaber schon tiefer in die Tasche greifen. Almut Wager wählt unter ihren Schmuck-Raritäten eine mit einer Sonnenblume signierte goldene Schieberkette mit grünem Email, Amethisten in den Farben der engischen Sufragettenbrwegung und Diamanten im Arts-and-Crafts-Stil des Londoner Juweliers Child & Child aus. Van Kranendok Duffels (kurz VKD) kommt aus den Niederlanden mit Juwelen in die Residenz. Am kostbarsten sind hier wohl die eigenen Kreationen von Georg Hornemann: 48.000 Euro muss man für einPaar zehn Zentimeter langer Ohrgehänge in Weissgold mit Goldberyllen und 288 Diamanten von 2015 investieren. Stolze 84.000 Euro kostet seine duftige Feder-Brosche mit gelben und blauen Saphiren  und Diamanten aus dem Jahr 2002. Zum Verlieben ist sein jüngst kreierter Entenring mit pinkfarbenen Saphiren und schwarzen Diamanten für vergleichsweise preiswerte 22.500 Euro. Für den sehr viel bescheideneren Geldbeutel hält Ortrud Müller-Heffter  im Postpalast eigene Schmuckentwürfe bereit, die mit antiken Teilen versehen sind.

Service

Abbildung ganz oben:

Brosche, Van Cleef & Arpels, Gelbgold, Diamanten, Saphire, Rubine, Smaragde, 1958 (Foto: Kunsthaus Nüdling)

Messen

Kunst & Antiquitäten, Postpalast, München, 22. bis 30. Oktober

Highlights – Internationale Kunstmesse, München, Residenz, 26. bis 30. Oktober

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