Mutig schielen die Auktionen vom 14. bis 17. November bei Sotheby’s und Christie’s mit Besonderem oder Unterbewertetem auf neue Rekordpreise. Zu den Toppositionen bei Christie’s zählt Wassily Kandinskys Großformat „Rigide et courbé“ (1935). Das Traditionshaus Sotheby’s wartet dagegen mit Picassos früher „Buste de femme“, einem Brustporträt Dora Maars in ihrem kleinen roten Hut aus dem Jahre 1938 und einem der seltenen eleganten Männerporträts von Tamara de Lempicka auf.
Von
11.11.2016
Das Auktionshaus Christie’s bietet als ein Highlight des Abends Wassily Kandinskys Großformat „Rigide et courbé“ (1935) aus seinen ersten Pariser Jahren an. In dem über 160 cm langen Querformat, das weiche, anthropomorphe Formen starren, geometrischen gegenüberstellt, mixte er auch Sand in die Ölfarbe. Das Bild gehörte einst Solomon R. Guggenheim, hing aber seit 1964 in einer wichtigen amerikanischen Sammlung. Sollte sich Christie’s Erwartung von 18 bis 25 Millionen Dollar netto für dieses späte Werk realisieren, würde das geltende Preisgefüge auf den Kopf gestellt. Der Markt bewertete bisher nur seine frühen Werke aus der Zeit des „Blauen Reiter“ hoch. Da steht der Rekord bei stolzen 23 Millionen Dollar.
Pablo Picasso nimmt in den Katalogen wieder Toppositionen ein. Bei Sotheby’s steuert ein New Yorker Nachlass marktfrisch „Le peintre et son modèle“ (26.3.1963) bei. Picasso war besessen vom Sujet erotischer Spannung zwischen dem Maler und dem natürlich nackten Modell, das von seiner letzten Frau Jacqueline inspiriert ist. Im Frühjahr 1963 malte er fast nichts anderes und produzierte eine Serie von über 40 Bildern in explosiver Pinselführung. Bilder der Reihe kommen nicht oft auf den Markt, der Auktionsrekord für dieses Format liegt seit Juni 2006 bei
12,2 Millionen Dollar. Das nun angebotene Werk ist auf 12 bis 18 Millionen Dollar geschätzt.
Bei Christie’s wartet dagegen Picassos frühe „Buste de femme“ (20.5.1938), ein Brustporträt Dora Maars in ihrem kleinen roten Hut. Der Schätzpreis wird von dem Auktionshaus aber nur auf Anfrage preisgegeben.
Sotheby’s will auch eines der seltenen eleganten Männerporträts von Tamara de Lempicka vermitteln. In dem 165 Zentimeter hohen, relativ großen „Portrait de Guido Sommi“ aus dem Jahr 1925 hat sie einen ihrer Liebhaber festgehalten, den Musiker Marquis Guido di Girolamo Sommi Picenardi aus Cremona. Bis ins Jahr 1969 blieb das Bild im Besitz der Künstlerin. Lempickas Frauenporträts werden vom Markt bevorzugt, männliche Darstellungen toppten bisher bei vier Millionen Dollar. Das vorliegende Männerporträt ist nun mit 4 bis 6 Millionen Dollar taxiert.
Sotheby’s, New York, 14. und 15. November
Christie’s, New York, 16. und 17. November