Das deutsche Auktionswesen hat einen seiner fähigsten Akteure und klügsten Köpfe verloren
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02.12.2016
Er war ein sanfter Kämpfer. Mit schier unerschöpflicher Empathie, mit Respekt, Geduld und Beharrlichkeit zugleich, behauptete er sich, allseits geschätzt und respektiert, im alles andere als sturmfreien Gewässer des Kunstmarkts. Umsichtigkeit und die dazugehörige Portion Gelassenheit, das war nur eine der Stärken von Karl-Sax Feddersen, hinzu kam ein untrügliches Gespür für die Wirkmächte, die ein Gelingen im persönlichen und im geschäftlichen, durchaus auch kontrovers ausgerichteten Miteinander bestimmen. Mit Eigenschaften wie diesen und mit der charismatischen Ausstrahlung des energiegeladenen, kunstsinnigen Juristen war er den Aufgaben als Vorstandsmitglied im Kunsthändlerverband Deutschland ebenso gewachsen wie den Herausforderungen des gewissenhaft einordnenden und stets um Ausgleich bemühten Justiziars im Auktionshaus Lempertz, wo er lange Jahre Mitglied der Geschäftsführung war. Während seiner zehnjährigen Tätigkeit dort leitete er zudem die Berliner Dependance, stand in zahlreichen Versteigerungen als Auktionator am Pult. Er war geschätzter Experte für Porzellan, dem auch seine ganz persönliche Sammelleidenschaft galt.
Vergangenen Sommer hat er Ort und Haus gewechselt und bei Karl & Faber in München neue Aufgaben wiederum als Mitglied der Geschäftsführung übernommen. Mit seiner Kunstbegeisterung, seinem unprätentiösen Auftreten war es ihm leichtgefallen, die uneingeschränkte Sympathie auch der neuen Kollegen zu erobern.
Etliche Male haben seine fachliche und menschliche Kompetenz, sein Einfühlungsvermögen und sein unbeirrbares Bemühen um gerechte Lösungen in den meist äußerst diffizilen Verhandlungen bei Restitutionsfällen vorbildhaft zur gütlichen Einigung geführt. Kenntnisreich und kritisch hat er die Verabschiedung des neuen Kulturgutschutzgesetzes mit entsprechenden öffentlichen Kommentaren, internen Gesprächen und realitätsnah modifizierenden Vorschlägen begleitet. Er wäre sicher drangeblieben. Kämpferisch, aber mit nordfriesisch geprägtem Naturell bereit jedweder Unbill zu trotzen, dabei unangemessene und wenig erfolgversprechende Aufgeregtheit – bei aller Liebe zum Pathos, er war begeisterter Wagnerianer – vermeidend.
Wie ein Blitz hat ihn die fatale Diagnose getroffen, Karl-Sax Feddersen starb am 25. November im Alter von nur 45 Jahren nach kurzer schwerster Krankheit. Er konnte sich diesem Kampf nicht mehr stellen.
Abb.: Karl-Sax Feddersen (1971-2016). Foto: Karl & Faber