Auktionen

Reiner Schütte (1928 - 2017)

In den Siebzigerjahren führte Syndikus Reiner Schütte die Geschicke des Hauses Lempertz. Ein ganz persönlicher Nachruf von Alice Jay von Seldeneck, die ihn seit ihrer frühesten Kindheit kannte

Von Alice Jay von Seldeneck
28.02.2017

Am 16. Februar haben wir eine Schlüsselfigur des deutschen Auktionswesens verloren. Dr. Reiner Schütte ist in der Kunstwelt den meisten ein Begriff, er hat Jahrzehnte als Jurist und Geschäftsführer das Kunsthaus Lempertz und das Auktionswesen in Deutschland geprägt. Er war Ehrenpräsident des Deutschen Versteigererverbandes, Mitbegründer der Westdeutschen Kunstmesse und mit seinen Erfahrungen für viele Sammler und Händler ein wichtiger Partner.

Reiner Schütte war bekannt als Brückenbauer, oft hat er mit seinem Humor und der ihm eigenen Diplomatie Parteien zusammengeführt. Er war viele Jahre im Beirat der Weltkunst und einer der Kunsthändler, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Weltkunst zum Organ des Deutschen Kunsthandels wurde. Als 5. Generation im Kunsthaus Lempertz habe ich das unglaubliche Privileg, in diesem Unternehmen tätig sein zu dürfen. Natürlich hatte ein Unternehmen wie das unsrige in seiner Geschichte immer wieder ganz entscheidende Wendepunkte. So kann ich heute sagen, dass der Fortbestand von Lempertz einigen geschätzten Mitarbeitern und insbesondere Reiner Schütte zu verdanken ist, denn im Jahr 1970 verstarb mein Großvater Rolf Hanstein bei einem tragischen Unfall – nur zwei Jahre nach dem Tod meines Urgroßvaters. Mein Vater war zu diesem Zeitpunkt erst 20 Jahre alt und noch mitten in seiner Ausbildung. Es war für Reiner Schütte selbstverständlich, in dieser Situation das Unternehmen weiterzuführen. Er hat als Geschäftsführer alle Verantwortung übernommen und als Auktionator zahlreiche bedeutende Kunstwerke und Sammlungen vermittelt. Reiner Schütte war das Bindeglied zwischen meinem Großvater und meinem Vater und ist somit ein integraler Teil der Lempertz-Familiengeschichte. Einige Jahre nach dem Tod meines Großvaters stiegen meine Eltern, noch sehr jung, in Köln in die Fußstapfen der Familie. An Rainer Schütte erinnere ich mich wie an einen Großvater, der dafür gesorgt hat, dass unser Unternehmen weiter existiert. Wir werden ihn nie vergessen und trauern um einen ganz besonderen Menschen.

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