Kunstwissen

Turner-Prize-Kandidatin Andrea Büttner über ihr London

Andrea Büttner führt in ihrer Medienwahl nicht nur eine vielschichtige Ästhetik vor, sondern vor allem den Umgang mit künstlich geschaffenen Mythen. Gerade wurde sie für den legendären Turner Prize nominiert, schon vor einigen Monaten stellte sie in der WELTKUNST ihr London vor

Von Weltkunst
05.05.2017

Holzschnitte treffen auf Sound, Siebdrucke auf Glasmalerei: Andrea Büttner führt in ihrer Medienwahl nicht nur eine vielschichtige Ästhetik vor, sondern vor allem den Umgang mit künstlich geschaffenen Mythen. Ihre Arbeiten analysieren sich im Schaffensprozess selbst und entlassen den Betrachter mit Fragen nach privater Produktion und öffentlicher Zurschaustellung. Bis zum 7. Mai präsentiert die Kunst Halle Sankt Gallen ihre Ausstellung „Gesamtzusammenhang“.

Wie heißt Ihre momentane Lieblingsstadt?

Im Augenblick ist es London.

Was unternehmen Sie dort am liebsten?

Freunde treffen, schlafen, Ausstellungen anschauen und arbeiten. Ich wohne direkt an der Themse und liebe es, in Richtung Barnes zu gehen, an den Ruderclubs vorbei. Außerdem habe ich in London kein Internet, was das Leben angenehm macht. Ich bin hauptsächlich zum Arbeiten dort – mein Drucker und mein editor sind in London.

Welches Museum besuchen Sie dort gerne?

Ich gehe sehr gern in die National Gallery, deren Sammlung dem britischen Volk gehört, weshalb der Eintritt frei ist. Meine liebsten Räume sind die Säle mit Sienesischer Malerei. Auch der Reading Room in der Wellcome Collection ist großartig. Man kann dort Darwins Gehstock sehen, der am Knauf mit einem Totenkopf aus Narwalzahn verziert ist. Die Labels und Beschreibungen der Objekte sind fantastisch.

Können Sie uns ein Restaurant empfehlen?

Ein italienisches Restaurant, das mir in Reggio Emilia empfohlen wurde: Enoteca Turi in der 28 Putney High Street. Außerdem gehe ich gerne, wie viele andere auch, ins St. John.

Wo trinkt man das beste Bier der Stadt?

„The Charlie Chaplin“ in Elephant and Castle. Der Pub befindet sich am Geburtsort von Charlie Chaplin und ist im Erdgeschoss eines postmodernen Shoppingcenters, was ihn sehr authentisch wirken lässt.

Ein Gebäude in der Stadt, das Sie besonders lieben?

Goldfingers Hochhäuser in Poplar (Balfron Tower) und Ladbroke Grove (Trellick Tower). Das eine ist arm, das andere ist fancy, aber es sind Zwillingsgebäude. Oben war mal eine Polizeistation untergebracht. 

Bestes Kino oder Theater?

Die BFI-Mediathek – man kann dort das gesamte Archiv des British Film Institute in einer eigenen Kabine mit Monitor und Kopfhörern auf einen Knopfdruck ansehen und erforschen.

Ein kulturelles Ereignis, das wir nicht verpassen dürfen?

„Brixton Splash“ im August – ein Straßenfest, das lokaler ist als der Notting Hill Carneval und sehr londonerisch.

Was müssen wir über Ihre Lieblingsstadt wissen, um dort wirklich anzukommen?

Man kann für eine gute Sicht auf London auf dem Hampstead Heath spazieren gehen. Andere gute Spaziergänge: der Greenwich Foot Tunnel. The Lea Valley den Kanal entlang. Man nimmt London häufig über die U-Bahnen, Doppeldeckerbusse und Black Cabs wahr, aber es ist toll, sich die Stadt gehend anzueignen.

Zum Schluss: ein Tipp, den wir in keinem Reiseführer finden?

Stanfords in Covent Garden: ein Laden, der moderne und antiquarische Karten verkauft. Dort kann man die Veränderung Londons von einem mittelalterlichen Dorf zu einer Metropole des 21. Jahrhunderts nachvollziehen und die unterschiedlichen Formen begutachten, in denen die Stadt repräsentiert und gezeichnet worden ist.

Service

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 110/2015

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