Der Generalist und Porzellanspezialist feiert sein 50-jähriges Bestehen. Die Jubiläumsauktion bietet Spitzenstücke, aber auch Lose ohne Limit
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15.05.2017
Eine Stärke des deutschen Auktionshandels sind die mittleren und kleineren Häuser, fast alles Familienbetriebe, jeder in einem ganz eigenen, charakteristischen Stil arbeitend. Metz in Heidelberg ist so ein Fall. Das Epizentrum bilden der quirlige Mike Metz und sein bedächtigerer Bruder John, die nächste Generation arbeitet auch schon mit. Direkt neben dem traditionsreichen Hotel Europäischer Hof gelegen, findet man sich, vor allem wenn gerade wieder eine Auktion ansteht, in einer überbordenden Wunderkammer wieder. Barocke Kommoden, klassizistische Sessel, Porzellan und Silber, Gemälde, Objekte aller Art und Epochen. Eine Pfeifenkollektion kam hier ebenso unter den Hammer wie der Nachlass eines Offiziers oder Devotionalien aus dem ehemaligen Besitz von Zarah Leander.
Nachlassauflösungen sind eine Spezialität von Metz. Da wird nicht lange gezögert und ein Pauschalangebot eröffnet, was schon manchen Einlieferer davon abgehalten hat, die Spitzenstücke nach Köln oder London zu geben. Vieles wird in den vier jährlichen limitfreien Auktionen verkauft, bis zu 1000 Lose am Tag. Die Verkäufer wissen es zu schätzen, wenn vom Familienerbe nichts wieder nach Hause zurückkommt. „Wir sind uns für nichts zu schade“, betont Mike Metz, der, wenn es sein muss, selbst bei einem Abtransport mit anpackt, Schränke auf- und abbaut oder Teppiche einrollt. Zugleich ist er exzellenter Kenner alter Porzellane. Das ist sein Steckenpferd; die zweimal jährlich stattfindenden Porzellanauktionen haben dem kleinen Haus internationalen Ruf gebracht
Der Kunsthandel liegt der Familie im Blut. Seit 1907 ist sie in der Branche tätig, damals noch unter dem Namen Winnikes. Gisela, die Enkelin des Firmengründers, heiratete nach dem Krieg den amerikanischen Diplomaten Julian Metz und zog mit ihm jahrelang durch die Welt. John wurde in West Virginia geboren, Mike in Casablanca. Nach Julians Ausscheiden aus dem Dienst besann sich das Ehepaar auf Giselas Familientradition, und 1967 eröffneten die beiden ein Antiquitätengeschäft in Heidelberg. John und Mike Metz erzählen gern von den Wanderjahren durch die Welt, von der Weltgewandtheit des Vaters, der seine vielfältigen gesellschaftlichen Verbindungen für den Kunsthandel zu nutzen wusste.
Vor allem die zunehmende Konkurrenz durch einen Heidelberger Versteigerer führte dazu, dass Gisela Metz 1980 mit ihren beiden Söhnen neben dem Kunsthandel ein Auktionshaus gründete. Längst ist es aus der Branche nicht mehr wegzudenken. Sammler und Händler mit kleinerem Geldbeutel wissen die Auktionen ohne Limit zu schätzen, aber immer wieder kommen auch hochkarätige Sammlungen unter den Hammer, etwa 2003 der Nachlass des Kunstsammlers Heinrich Vetter, für den im Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museum 600 Kaufwillige um die 2300 Lose mitboten. Die Porzellankenner schauen derweil zweimal im Jahr zu den Spezialversteigerungen nach Heidelberg. Neben einem breiten Mittelfeld kam es immer wieder zu Spitzenpreisen, voran die 653.000 Euro, die 2009 eine Gruppe von 52 Meissener „Cris de Paris“-Figuren erzielten. Oder die 450.000 Euro, die 2014 eine spektakuläre Kollektion von Belle-Époque-Porzellan einbrachte.
Zum 50-jährigen Bestehen hat Metz für eine Jubiläumsauktion 50 besondere Objekte ausgewählt, die am 20. Mai zum Aufruf kommen. Stolz ist man auf einen architektonisch aufgebauten Münchner Prunkschrank um 1700, wie er schon lange nicht mehr auf den Markt kam. Auf 40.000 Euro ist er geschätzt. Ein bedeutendes Museumsstück ist ein Danziger Elfenbeinhumpen von 1674, das feine Relief zeigt die Verehrung des Goldenen Kalbs. Das Stück befand sich einst in Schloss Friedenstein. 1949 hat es das Schlossmuseum – merkwürdig, aber völlig legal – an die Familie der jetzigen Einlieferer verkauft (Taxe auf Anfrage). Natürlich fährt Mike Metz beim Porzellan eine stolze Parade auf. Die Kenner werden sich um die rare schwarz glasierte Kanne aus Böttgersteinzeug rangeln, bei der Taxe von 24.000 Euro wird es wohl kaum bleiben. Aus dem legendären Meissener Schwanenservice sind eine runde Schüssel (22.000 Euro) und eine ovale Platte (26.000 Euro) dabei. Ein Walzenkrug, herrlich dekoriert vom Augsburger Hausmaler Bartholomäus Seuter, ist auf 14.000 Euro angesetzt. Und ein paar freche Meissener Elstern, 1735 von Kaendler modelliert, werden die Bieter durch die taxierten 45.000 Euro gewiss nicht abschrecken.
Am gleichen Tag ist dann auch die turnusgemäße Porzellanauktion mit 300 Losen dran. Auch hier steht Meissen im Zentrum, aber auch Frankenthal (noch so eine Metz-Domäne) und andere Manufakturen sind vertreten. Die Meissen-Kenner werden sich Kaendlers „Pantalone und Columbine“ genau anschauen (18.000 Euro). Ein weiterer Höhepunkt ist das Meissener Koppchen mit Unterschale von 1735, dessen Chinoiserie-Malerei dem genialen Adam Friedrich von Löwenfinck zugeschrieben wird (36.000 Euro). Aber wie immer bei Metz: Auch mit kleinerem Geldbeutel kann man hier sehr reelle Stücke ergattern.
Mopspaar, Modell Johann Joachim Kaendler und Peter Reinicke, 1744/45, Taxe 22. 000 Euro (Foto: Metz, Heidelberg)
Metz, Heidelberg
20. Mai