Der Dresdner Ratsschatz ist seit Ende des Zweiten Weltkrieg verschollen. Ab und zu taucht ein Stück auf dem Kunstmarkt auf: Ein Schiffspokal ist jetzt zurückgekehrt. Es besteht Hoffnung auf weitere Funde – wir bilden hier historische Fotos von den gesuchten Objekten ab. Beschrieben hat sie der Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt, Vater des umstrittenen Kunsthändlers Hildebrandt Gurlitt, Anfang des 20. Jahrhunderts. Erika Eschebach, Direktorin des Dresdner Stadtmuseums, schildert die dramatische Geschichte der Sammlung.
Ende März 2016 erreichte das Stadtmuseum Dresden eine Mail vom BKA/Interpol Wiesbaden, Sonderkommission Kunst- und Kulturgutkriminalität, die darauf aufmerksam machte, dass auf der Tefaf in Maastricht höchstwahrscheinlich ein Schiffspokal ausgestellt gewesen sei, der laut der Lost-Art-Datenbank zu den Kriegsverlusten des Stadtmuseums Dresden zähle. Wie elektrisiert verglichen wir die beigefügte Abbildung mit unserem historischen Foto einer alten Karteikarte. Auf den ersten Blick erkannten wir zumindest eine hohe Ähnlichkeit, wohl wissend, dass der Nürnberger Goldschmiedemeister Tobias Wolff zu Anfang des 17. Jahrhunderts mehrere solcher Schiffspokale angefertigt hatte.
Der Schiffspokal für Trinkspiele
Bei dem vermissten Trinkschiff handelte es sich um einen vergoldeten Tafelaufsatz aus Silber in Form eines auf einem hohen Ständer montierten Schiffs, welches Mannschaft, Mast, Takelage und Segel aufwies. Der Ständerfuß war als Wasseroberfläche mit Wellen und Meerestieren gestaltet. Gefäße dieser Art hatten seit der Renaissance ihren Platz auf fürstlichen Tafeln und dienten der Aufbewahrung von Besteck oder Gewürzen. Äußerst beliebt waren Schiffspokale auch für Trinkspiele großer Tischgesellschaften. Nicht zuletzt hatten Goldschmiede mit solchen Gefäßen die Gelegenheit, ihre Kunstfertigkeit unter Beweis zu stellen.
Tobias Wolff, Schiffspokal, Anfang 17. Jh.
Abbildung aus dem Christie’s-Katalog
Die Empfehlung des BKA lautete, das Objekt staatsanwaltlich sichern zu lassen, bis Identität und Eigentumsfrage geklärt seien. Dementsprechend verfuhr das Stadtmuseum Dresden – der Schiffspokal wurde von der Staatsanwaltschaft Bremen sichergestellt. Ein externes Gutachten über die Identität des Objektes war der nächste Schritt. Dieses stellte einwandfrei fest, dass es sich um den vermissten Schiffspokal handelt. Wie aber war der Pokal abhanden gekommen? Das Stadtmuseum Dresden wurde 1891 gegründet und hatte seit 1910 seinen Sitz im neuen Rathaus der Residenzstadt. Als Museum der Dresdner Bürgerschaft verfügte es über kostbare Bestände; dazu zählten der alte Ratsschatz, das neue Ratssilber, zahlreiche Zunftinventare, religiöse Altertümer, Kunsthandwerk, Möbel und Gemälde. Im Zweiten Weltkrieg wurden die dreidimensionalen Gegenstände in Kisten verpackt und hinter Brandschutztüren im Keller abgestellt. Am 13./14. Februar 1945 ist das Rathaus im Zentrum der Stadt stark zerstört worden, die Keller jedoch blieben unversehrt.
Wie kam der Schiffspokal abhanden?
Am 8. Mai 1945 nahm die 1. Ukrainische Front der Roten Armee die Stadt ein, und die Soldaten besetzten das Rathaus. Kein Deutscher hatte mehr Zutritt. Als im Februar 1946 der Museumssammlungsverwalter erstmals wieder die Keller betreten durfte, fand er sie weitestgehend leer vor. Etwa 80 Prozent der dreidimensionalen Sammlungen waren verschwunden. Zu den Verlusten gehörte der komplette Ratsschatz mit ca. 67 Objekten, wozu der Schiffspokal gezählt hatte. In der Nachkriegszeit und der Zeit der DDR wurde nicht weiter recherchiert; man vermutete die Sammlungen in der UdSSR – ähnlich wie die Bestände der Staatlichen Kunstsammlungen, die allerdings geordnet abtransportiert worden waren und 1955 großenteils nach Dresden zurückkehrten. Ein Zufall wollte es, dass bereits 1951 zwei Becher des Ratsschatzes (von 1668 und 1701) in Frankfurt/Main auftauchten, eine Dresdnerin hatte versucht, sie an die Amerikaner zu verkaufen. Diese Absicht wurde vereitelt, stattdessen kehrten sie 1955 als Geschenk der Frankfurter Altstadtfreunde nach Dresden zurück. 1972 kam ein vermisster Abendmahlskelch (von 1508) des Ratsschatzes in Dresden zum Vorschein; angeblich war er neben einem Metallschrottzug nahe der Stadt aufgefunden worden. Nach einem Rechtsstreit kehrte der Kelch 1981 ins Museum zurück. 2000 und 2010 wurden zwei Zinnpokale aus dem ebenfalls vermissten Zunftinventar der Dresdner Elbfischer im süddeutschen Kunsthandel entdeckt und vom Museum zurückerworben.
Der Willkommpokal und die Große Kanne der Dresdner Fischer-Innung werden weiterhin vermisst
a) Zinn, 1784, Daniel Herbst (H 49,8 cm): Mit Löwenmasken samt 11 beschrifteten Anhängern an den zwei Ausbauchungen des Kelches und als Deckelfigur ein römischer Krieger, ein Schiff in der Hand tragend mit der Bez. A R O 1784 (vgl. Hintze, Nr. 305)
b) Zinn, 1821, Adolf Paul Böhmer (H 51,5 cm): In antikisierender Vasenform mit figürlichem Reliefbelag, Volutenhenkel und Ausguss mit Tierkopf (vgl. Hintze, Nr. 436)
Unbekannter Fotograf. SLUB / Deutsche Fotothek
Deckelpokal des Ratsschatzes; Silber, vergoldet, Johann Wilhelm Mühldech (H 35 cm): Mit Wappen und Namen Dresdner Bürger verziert; auf dem Deckel Figur der Flora mit Füllhorn und Girlanden, Anf. 18. Jh. (vgl. Rosenberg, Nr. 1785)
Walter Möbius, 1936. SLUB / Deutsche Fotothek
Deckelpokal des Ratsschatzes von Georg von Kopidlansky. Venezianisches Glas, 1511 (H 27,7 cm): Verziert mit Schiffsabbildungen und Wappen (vgl. Schmidt: Das Glas, 1922. S. 96 f.)
Rat der Stadt Dresden – Tiefbauamt, 1911. Stadtmuseum Dresden
Drei Deckelpokale (Glas) aus dem Ratsschatz (von l. nach r.)
a) Kaiserthron und Reiterfigur Friedrich August II. und Inschrift „In Provinc. Iur. Sax. Porvisor et Vicarius, 1741, J.O.Frid. Aug.Rex Pol. Dux Sax. Archim et El.“(H 38 cm) b) Großes sächsisch-polnisches Wappen mit Monogramm A R 3 und Inschrift „Es gehe dem Herren und Lande wohl“, Mitte 18. Jh. (H 36,5 cm)
c) Dresdner Stadtwappen mit 16 Monogrammschildern, Mitte 18. Jh. (H 38 cm)
Walter Möbius, um 1938. SLUB / Deutsche Fotothek
Zwei Deckelpokale (Glas) aus dem Ratsschatz
a) Großes Sächsisches Staatswappen, am Fuß und Deckel Fahnen und Trophäen eingeschliffen, Inschrift „Supra fidem maiorum“ Anf. 18. Jh. (H 34 cm)
b) Kaiserthron und Reiterfigur Friedrich August II. und Inschrift „In Provinc. Iur. Sax. Porvisor et Vicarius, 1741, J.O.Frid. Aug.Rex Pol. Dux Sax. Archim et El.“(H 38 cm)
Walter Möbius, um 1938. SLUB / Deutsche Fotothek
Drei Deckelpokale (Glas) aus dem Ratsschatz
a) Reiche Arabesken, dazu die Gestalten von Justitia und Pax sowie Pferd und Löwe, Ende 18. Jh. (H 35,2 cm)
b) Ein Jäger zu Pferde mit Hunden, darüber Inschrift “Vivat Fridericus Augustus Rex Poloniarum“, und großes sächsisch-polnisches Wappen mit Kriegstrophäen (H 41,3 cm)
c) Johann Christoph Kießling, Großes dänisches Staatswappen (Herzöge von Holstein) (H 35 cm)
Walter Möbius, um 1938. SLUB / Deutsche Fotothek
Glaspokal aus dem Ratsschatz: Ein Jäger zu Pferde mit Hunden, darüber Inschrift “Vivat Fridericus Augustus Rex Poloniarum“, und großes sächsisch-polnisches Wappen mit Kriegstrophäen (H 41,3 cm)
Walter Möbius, um 1938. SLUB / Deutsche Fotothek
Deckelbecher aus dem Ratsschatz, Silber, z. T. vergoldet, Johann Jacob Irminger (H 20,5 cm); verziert mit acht Wappen Dresdner Bürger, auf dem Deckel zusätzlich drei Wappen, Anf. 18. Jh. (vgl. Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden, 1966, LVIII, Nr. 67)
Abbildung aus Katalog: Deutsches Barock und Rokoko. Herausgegeben im Anschluss an die Jahrhundert-Ausstellung Deutscher Kunst 1650-1800. Darmstadt 1914. Bd. 1. Leipzig: Verlag der weißen Bücher, 1914. S. 360, Nr. 609.
Deckelbecher aus dem Ratsschatz: Silber, innen vergoldet (H 19,5 cm), auf dem Deckelknopf ein Adler; mit Dresdner Stadtwappen und der Inschrift „Matthaeus Schlintzig und Christoph Vogler Dieser Zeit Cämmerer Anno 1662 In E. E. Raths Cammer gehörig“ (vgl. Rosenberg Nr. 1659, 1756)
Abbildung aus: Walter Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke. Tübingen: Ernst Wasmuth Verlag, 1966. S. LVII, Nr. 63.
Deckelpokal aus dem Ratsschatz, Silber, innen vergoldet, Samuel Gaudig, 1743 (H 27,3 cm); als Deckelknopf ein Blumenbouquet. Gewidmet dem Dresdner Senat von Konsul Gottlieb Ritter mit der Inschrift „Amplissimo Reipublicae Dresdensis.....“
Auf der Rückseite das Wappen der Ritter von Hennersdorf (vgl. Rosenberg, Nr. 1789)
Abbildung aus Katalog: Deutsches Barock und Rokoko. Herausgegeben im Anschluss an die Jahrhundert-Ausstellung Deutscher Kunst 1650-1800. Darmstadt 1914. Bd. 1. Leipzig: Verlag der weißen Bücher, 1914. S. 360, Nr. 610.
Spätestens jetzt war klar, dass nicht alles aus dem Dresdner Rathauskeller in die UdSSR gelangt sein konnte. Auch der jetzt auf der Tefaf aufgetauchte Schiffspokal musste einen anderen Weg genommen haben. Recherchen ergaben, dass die Bremer Galerie Neuse ihn 2015 bei einer Auktion von Christie’s ersteigert und das Londoner Auktionshaus ihn von einem Schweizer Privatmann eingeliefert bekommen hatte, dessen Familie den Pokal 1960 bei einer Versteigerung des Nachlasses von Konsul Bernheimer im Auktionshaus Weinmüller in München erwarb.
Woher Bernheimer den Schiffpokal hatte, ließ sich bis heute nicht ermitteln.
Das Stadtmuseum Dresden besitzt keine alten Inventarbücher mehr, aber glücklicherweise hatte Cornelius Gurlitt, Großvater des im Raubkunstkontext berühmt gewordenen Cornelius Gurlitt, in seinem dreibändigen Werk »Die Kunstdenkmäler Dresdens« (1900–1903) die Bestände des Ratsschatzes, der Bogen- und der Scheibenschützengesellschaft sowie die Zunftinventare des Stadtmuseums genau dokumentiert. So konnten diese Objekte 2012 in der Datenbank Lost Art erfasst werden, worauf das Bundeskriminalamt Bezug nahm.
Wie sind die Objekte aus dem Dresdner Rathauskeller verschwunden?
Ein Provenienzforscher machte uns auf einen Eintrag im Tagebuch des ukrainischen Majors Perewostschikow aufmerksam, der im Mai 1945 speziell mit dem Auffinden der Dresdner Kunstschätze betraut worden war. Dieser hatte – auf seiner Suche nach den berühmten Gemälden der Staatlichen Kunstsammlungen – am 10. Mai über einen Keller mit Kunstobjekten in Rathausnähe berichtet, in dem Chaos herrschte. Die meisten Kisten lagen zerstört auf dem Boden, jedoch gab es noch goldene Becher, Münzen etc. zu entdecken. Dies müssen die Restbestände des Stadtmuseums gewesen sein. Offensichtlich hatten »Kenner« den Keller zuvor aufgebrochen und etliche Gegenstände weggeschafft. Das erklärt das Auftauchen von Objekten außerhalb der UdSSR. Ende 2016 erhielt das Stadtmuseum einen weiteren Hinweis: Ein vergoldeter Schützenschild aus dem Ratsschatz (1619) befindet sich heute in einem Museum von Philadelphia – Geschenk eines Sammlers, der diesen 1955 bei einer Auktion in der Schweiz erworben hatte. Im Fall des Schiffspokals war es den Museen der Stadt Dresden möglich, eine Lösung zu finden, um das Prunkstück wieder in Besitz zu nehmen.
Seit Ende Juni ist der Schiffspokal wieder in Dresden
Dank der Vermittlung der Ernst von Siemens Kunststiftung erzielte man einen Vergleich mit dem Bremer Galeristen. Die Stiftung erwarb zusammen mit der Homann-Stiftung, der Ostsächsischen Sparkasse, der Landeshauptstadt Dresden sowie den Museen der Stadt Dresden den Pokal von der Kunsthandlung Neuse, die sich ihrerseits auf eine reine Kostenerstattung beschränkte. Seit Ende Juni hat der Schiffspokal wieder seine Heimat im Stadtmuseum Dresden. Abgesehen von den vier zurückgekehrten Objekten und dem Schild in den USA vermisst das Stadtmuseum aus dem Ratsschatz noch viele Stücke, von denen die Beschreibungen Gurlitts vorliegen. Es handelt sich um Deckelbecher und Deckelpokale aus vergoldetem Silber sowie aus Glas, Abbildungen finden Sie auf weltkunst.de. Über Hinweise, wo wir uns auf die Suche begeben könnten, würden wir uns freuen.
Trinkschiff (Goélette) der Bogenschützengesellschaft auf Rädern, Silber, vergoldet, (H 27,5 cm). Schiffsrumpf mit getriebenen Renaissanceranken verziert; fünf silberne Soldaten auf dem Verdeck. Anf. 17. Jh., gemarkt mit dem Augsburger Beschauzeichen und Marke des Goldschmieds Werner Abraham (vgl. Rosenberg, Nr. 520c)
Abbildung aus: G. Adolph Schulze: Geschichte der privil. Bogenschützen-Gesellschaft zu Dresden mit einem Überblick über die geschichtliche Entwicklung des deutschen Armbrust-Schützenwesens. Dresden 1913. Tafel VI.
Schenkkanne und zwei Trinkkrüge der Dresdner Fischer-Innung
Während die Schenkkanne 2010 ins Museum zurückgekehrt ist, werden die Trinkkrüge weiterhin vermisst.
a) links: Zinn, 1776, Gotthelf Benjamin Schmidt (H: 25 cm): Auf dem Deckel unter einer Krone bez. Vivat es lebe / die Löbliche Fi / scher Gesell / schaft und / Zunfft in / Dresden. Auf dem Rumpf zwischen dicken gekreuzten Zweigen bez. Samuel Gottlieb Weber / Johann Christian Naumann und vier weitere Namen. (Vgl. Hintze Nr. 376 a);
b) rechts: Zinn, 1797, Johann Paul Böhmer (H 27,5 cm): Am Rumpf graviert mit Segelschiff, welches mit drei Fässern beladen ist, samt Ruderer und Steuermann; auf dem Deckel bez. Dieses verehr / einem löbl. Fischer / Handwerck / Joh. Gottl. Palisch / Schiff Herr aus d. Vogelges. Am Deckel vorn bez. 1797 (vgl. Hintze Nr. 383 c)
Unbekannter Fotograf. SLUB / Deutsche Fotothek
Deckelpokal der Bogenschützengesellschaft; Silber, vergoldet, Johann Jacob Irminger (H 28,5 cm): Auf dem Rumpf in zwei Medaillonrahmen zwei Landschaften
a) mit Bogenschützen in einem Hofe und
b) Stadtmauer, vor der eine große Belagerungsmaschine steht. Zahlreiche Inschriften und Namen. Auf dem Deckel bez. FERRATAM EXCUTIENS ORNUM MEDIA AGMINA RUMPIT. Gemarkt mit Dresdner Beschau, der Jahresmarke G und obenstehender Marke von J.J. Irminger (vgl. Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden, 1966, LX, Nr. 84)
Abbildung aus: Walter Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke. Tübingen: Ernst Wasmuth Verlag, 1966. S. LX, Nr. 84.
Deckelpokal aus dem Ratsschatz, Silber, vergoldet, Siegmund Winger, 1747 (H 36 cm): Vollständig bedeckt mit gravierten Wappen und Inschriften auf Schriftbändern in drei Reihen: in der ersten Reihe u.a. Dr. Francisc. Friedrich Tittmann / Hoff-Berg-Rath u. Leib-Medics; in der zweiten Reihe u.a. Joh: Friedr: Reichs Graff v. Schönberg / Geheimer Conferenc Ministre und / Würcklicher Geheimer Rath / des Russ: Kayser: St: Andreas Ordens Ritter; in der dritten Reihe u.a. Johann Friedris. Sohn Adolph Heinrich / Grafen von Schönberg, Churfl.-Saechsis: Cantzler. Gemarkt mit Dresdner Beschau und Marke des Goldschmieds S. Winger (vgl. Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden, 1966, LXVIII, Nr. 135)
Abbildung aus: Walter Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke. Tübingen: Ernst Wasmuth Verlag, 1966. S. LXVIII, Nr. 135.
Deckelpokal der Bogenschützengesellschaft, Silber, vergoldet, Friedrich Reinhard Schrödel, 1792/93 (H 37,5 cm): In Form einer Urne unten mit aufgesetzten Ranken verziert; auf dem Deckel stehen zwei Putten mit Armbrüsten neben einer Doppelmedaille, welche Prinz Albert von Sachsen-Teschen und seine Gemahlin Maria Christina zeigt. Im Innern des Deckels bez. Der Bogenschützengesellschaft Dresdens / Als Beweis von Zuneigung und Achtung / von Maria Christina Erzherzogin von Oesterreich MDCCLXXXXIII. Gemarkt mit Dresdner Beschau, der Jahresmarke T und Marke des Goldschmieds F. R. Schroedel (vgl. Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden, 1966, LXIX, Nr. 141)
Abbildung aus: Walter Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke. Tübingen: Ernst Wasmuth Verlag, 1966. S. LXIX, Nr. 141.
Deckelpokal der Bogenschützengesellschaft, Silber, vergoldet, Friedrich Reinhard Schrödel, 1774 (H 35 cm): Am Fuß zwischen ornamentalem Rankenwerk drei Medaillonreliefs mit römischen Helden. Der Nodus mit Schnecken verziert, die zylinderförmige Kuppa mit Bandornamenten verziert. Auf dem Deckelknopf Figur des Amor mit Hut sowie Armbrust und Pfeil in den Händen. Am oberen Rand Inschrift mit Widmung der Prinzessin Maria Anna von Chur-Sachssen. Am Fuß das Datum 26. Juli 1774. Gemarkt mit Dresdner Beschau und Marke des Goldschmieds F. R. Schoedel (vgl. Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden, 1966, LXVIII, Nr. 134)
Abbildung aus: Walter Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke. Tübingen: Ernst Wasmuth Verlag, 1966. S. LXVIII, Nr. 134.
Deckelpokal der Scheibenschützengesellschaft, Silber, vergoldet, Johann Andreas Ehrlich, 1766 (H 37,5 cm): Rokokoform mit rundlichem Blattwerk, auf dem Deckel erhabene Blätter; auf der Kuppa das kursächsische Wappen mit der Inschrift Amalia / Dux Saxoniae. Anno MDCCLXVI. Maria Amalia war seit 1738 Königin von Spanien. Gemarkt mit Dresdner Beschau, der Jahresmarke H und Meisterzeichen. (vgl. Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden, 1966, LXVII, Nr. 130)
Abbildung aus: Walter Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke. Tübingen: Ernst Wasmuth Verlag, 1966. S. LXVII, Nr. 130 (rechts).
Deckelpokal der Scheibenschützengesellschaft, Silber, vergoldet, 1794 (H 47 cm):
In klassizistischem Stil geriffelter Stiel, eiförmige Kuppa mit erhabenem sächsisch-polnischem Wappen sowie folgende Inschrift umrahmt von Königskrone und Hermelinmantel: Maria Elisabeth / Koenigl: Prinzessin in Pohlen und Litthauen / Herzogin zu Sachssen / verehret diesen Pokal E. loebl: Feuer Schützen / Gesellschaft der Residenzstadt Dresden zum / Andenken des am 14. July 1794 erlangten / Koenigs Schusses. Gemarkt mit Dresdner Beschau, der Jahresmarke V und Meisterzeichen GWE (?). (vgl. Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden, 1966, LXVIII, Nr. 134)
Abbildung aus: Walter Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke. Tübingen: Ernst Wasmuth Verlag, 1966. S. LXVIII, Nr. 134 (rechts).
Schützenschild aus dem Ratsschatz, Silber, leicht vergoldet, 1614, D 26,2 cm, mit zwei Ösen. Graviert das große kurfürstliche Wappen, ringsherum die Inschrift: Der durchlauchtigste hochgeborn Fürst und Herr Herr Johan George Hertzogk zu Sachssen Gulich Chleve und Berge, des heuligen Romischen Reuschs Ertz Marschalck und Kurfurst Landgraf zu Diringen Marchgraf zu Meissen und Burckgraf zu Machteburgck Graf zu der Marck und Rauenspurgk Hernn zu Rauenstein Unser Genedigster Curfürst und Herr Haben seine Kurfurstliche Gn: den Pfingstvogel abgeschossen den 30. May Ao 1614.
Philadelphia Museum of Art (Foto des Gegenstücks zum vermissten Schützenschild)
Becher der Kramerinnung, Silber, Johann Friedrich Bühler, 1714 (H 13,5 cm). Der Becher zeigt die Form eines Totenkopfes, um den sich eine Schlange legt. Diese hält im Maul einen Apfel als Deckelknauf. Gravur einer Inschrift des Dichters Constantin Christian Dedekind: Dedekindisches Ahndänkken der Stärblichkeit. 1714. / Gestern galts mihr heute gilts dihr. (vgl. Rosenberg, Nr. 1778)
Abbildung aus: Walter Holzhausen: Goldschmiedekunst in Dresden. Prachtgefäße, Geschmeide, Kabinettstücke. Tübingen: Ernst Wasmuth Verlag, 1966. S. LXVI, Nr. 120.
Service
Abbildung ganz oben
Inventarkarte des Stadtmuseum Dresden, 1911 Tobias Wolff, Schiffspokal, Anfang 17. Jh. Museen der Stadt Dresden, Stadtmuseum Dresden
Der eindringliche Blick, die großen gelben Augen und das strahlende Fell des blauen Hundes haben am 25. September bei Neumeister in München das Herz der Bietenden höher schlagen lassen. Das Gemälde „Moonlight Serenade“ (1996) des aus Louisiana stammenden Cajun-Künstlers George Rodrigue (1944–2013) konnte seinen Schätzpreis von 20.000 Euro mehr als verdoppeln und kam schließlich für 71.500 Euro (inkl. Aufgeld) unter den Hammer. Die Werke aus Rodrigues prominenter „Blue-Dog“-Serie zeichnen sich nicht nur durch die giftig gefärbten Loup-Garous aus, wie sie in Louisiana genannt werden, sondern auch durch die imaginären Schauplätze seines Heimatortes. In seiner künstlerischen Arbeit wollte er die Menschen, Traditionen und Mythologie des Landes einbeziehen und würdigen. Das Geheimnis, warum er immer wieder das Motiv eines blauen Hundes malte, bleibt jedoch bis heute ungelüftet.
„Apex“ ist laut Angaben des Auktionshauses Sotheby’s noch „unglaublich gut erhalten“, und das trotz Hinweisen auf Arthritis und somit ein hohes Alter des Dinosauriers. Von den ursprünglichen 319 Knochen sind 254 fossiler Natur, der Rest wurde mithilfe von 3D-Technik künstlich ergänzt. Das rund 150 Millionen Jahre alte, 8 Meter lange und 3,5 Meter hohe Skelett eines Stegosaurus wurde vorerst auf 4 Millionen Dollar geschätzt. Bei der Auktion am 17. Juli in der New Yorker Dependance von Sotheby’s ging es für eine Rekordsumme von 45 Millionen Dollar (etwa 40 Millionen Euro) an den Hedgefondsmanager und Kunstsammler Kenneth Griffin, wie „The Art Newspaper“ berichtet. Griffin hatte der Zeitung zufolge bereits 2016 Werke von Jackson Pollock und Willem de Kooning im Wert von 500 Millionen Dollar für seine Privatsammlung erworben. „Apex“ wolle er diesmal einem noch nicht näher genannten US-Museum überlassen.
Eppli geht in seiner Auktionshalle in Leinfelden-Echterdingen am 25. Januar mit über 300 Losen „Kunst & Antiquitäten“ ins neue Jahr. In der Sparte Gemälde fallen zwei kleinformatige Landschaften von Jakob Bräckle (1897–1987) ins Auge. Der gebürtige Winterreuter war Mitglied der Stuttgarter Sezession, des Deutschen Künstlerbundes und der Münchner Künstlervereinigung „Die Scholle“. 1938 trat er aus Angst vor Verfolgung aufgrund seiner Gehbehinderung in die NSDAP ein. Die beiden Lose vermitteln in Postkartengröße poetisch-herbe Eindrücke der Oberschwäbischen Landschaft zu verschiedenen Jahreszeiten. Im Februar 1936 malte Bräckle eine Szenerie mit Waldrand, „Schneeschmelze auf den Feldern“, und 1944, im November, eine Gegend hinter Munderkingen mit Bauern und Pferden. Die eindrucksvollen Bilder starten mit je 1300 Euro.