Auktionen

Hogarth auf dem Silbertablett

Am 23. April bietet das Auktionshaus Stahl in Hamburg eine Bildidee von William Hogarth auf ein Silbertablett graviert. Weitere Werke führen auf die Jagd und an den Strand von Hiddensee.

Von Martin Miersch
18.04.2016

Diese Verbindung steht unter einem schlechten Stern! Der Sohn eines verarmten Adligen soll die Tochter eines reichen Kaufmanns heiraten. Die Väter handeln den Heiratskontrakt aus, während die unglücklichen Verlobten keine Notiz vonei­ nander nehmen. Zwei aneinan­ der gekettete Hunde führen die Situation des jungen Paares drastisch vor Augen.

Der Meister der Bildsatire, William Hogarth, schuf diesen Inbegriff einer arrangierten Ehe 1745 als Bild 1 seiner Grafikfolge „Mariage à la Mode“. Hogarths Bildidee war so außerordentlich erfolgreich, dass sie auch jen­seits des Kanals aufgegriffen wurde: Der renommierte Hamburger Silberschmied Johann von Holten schuf zwischen 1752 und 1769 ein Silbertablett mit einer Gravur dieses Hochzeitsvertrages. Das reich mit Rocail­les verzierte, fein gearbeitete Stück aus einer süddeutschen Privatsammlung ist bei Stahl in Hamburg auf moderate 2800 Euro taxiert.

Ein herbstliches »Jagdstillleben mit Rehbock« von Jean­ Baptiste Oudry vereint in alt­ meisterlicher Qualität Früchte und Staudensellerie mit der Schönheit des erlegten Tieres (Taxe 12.000 Euro). Von der Bronzeskulptur „Junge mit Lamm“ der Berliner Bildhaue­ rin Renée Sintenis von 1949 ist lediglich ein weiteres Exemplar in der Sammlung Knauf in Ber­lin bekannt (16.000 Euro). Als besondere Entdeckung erweist sich aber das Gemälde „Am Strand von Hiddensee“ von Ivo Hauptmann aus dem Jahr 1936. Der Sohn des Dramatikers Ger­ hart Hauptmann und Schüler Lovis Corinths türmt hier den Sanddünenartig auf, arrangiert Strandkörbe wie ein Stillleben­maler und setzt souverän kräfti­ge Farbakzente.

Strandszenen tauchen im Werk Hauptmanns immer wieder auf. 1904 bis 1908 studierte er an der Weimarer Akademie bei Hans Olde sowie als Meisterschüler von Ludwig von Hofmann. Dort schloss er Freundschaft mit Hans Arp, Henry van de Velde und Edvard Munch. Auch freundete er sich mit Paul Signac an, mit dem er 1911 beim „Salon des Indépendants“ in Paris ausstell­te. Das aus der Familie des Künstlers stammende Bild soll 17.000 Euro einspielen. Licht über Leinwände zu gießen und sie in Gold zu tauchen ist eines der Merkmale, die schon seine Zeitgenossen an dem in Fischer­hude tätigen Maler Hermann Angermeyer schätzten. Sein „Porträt der Tochter Ursula“ soll bei Stahl 6000 Euro bringen. Herausragend ist ferner ein Aquarell André Dérains mit dem Titel „La visite des Rois“, das in der Vereinfachung der Form mit den Kompositionen Cézannes wetteifert (Taxe 3800 Euro).

Stahl, Hamburg, Auktion am 23. April

Dieser Beitrag erschein in WELTKUNST Nr. 113 / April 2016

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