Im Frühjahr kommen Highlights der Fotokunst zum Aufruf: Pierre Bergé & Associés offeriert in Paris die surrealen Inszenierungen des Starfotografen Philippe Halsman.
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05.04.2016
„Überraschen Sie mich“ antwortete der russische Choreograf Sergei Djagilew dem jungen Jean Cocteau auf dessen Frage, wie er mit dem verehrten Ballettmeister der „Ballets Russes“ zusammenarbeiten könne. Der von Paris nach New York emigrierte Fotostar Philippe Halsman machte sich diesen Satz zum Leitmotiv. Er zitierte ihn besonders für seine bis ins Detail inszenierten Porträtfotos, wo er seinen Humor und seine selbst benannte „Frivolität“ mit ins Spiel brachte.
Philippe Halsman (1906–1979), dem Pierre Bergé & Associés im Pariser Auktionshaus Hôtel Drouot eine monografische Versteigerung widmet, frequentierte in seinen Pariser Jahren die internationale Avantgarde, stellte in den 1930er-Jahren gemeinsam mit Top-Fotografen wie Man Ray, André Kertész, Brassaï oder Laure Albin Guillot aus. Zeit seines Lebens porträtierte er Berühmtheiten. Ab 1940 hauptsächlich in New York tätig, ließ er sich von Filmstars wie Marilyn Monroe, Grace Kelly, dem Filmregisseur Alfred Hitchcock, Albert Einstein oder von Winston Churchill „überraschen“. Das Multitalent Jean Cocteau inszenierte Halsman fotografisch mit vielen Armen und Händen wie eine indische Gottheit, um die Multidisziplinarität des Künstlers zu veranschaulichen.
Damit seine Protagonisten die Kamera vergessen und spontan bleiben, bat der Fotograf sie, in die Luft zu springen. Diese humorvolle psychische Lockerung nannte er selbst „Jumpology“. Ein Buch mit 170 Porträts der amerikanischen Gesellschaft liegt als „Philippe Halsman’s Jump Book“ vor. „Wenn Sie jemanden bitten zu hüpfen, konzentriert er sich auf den Sprung, worauf seine Maske fällt und seine wahre Persönlichkeit zum Vorschein kommt«, erklärte Halsman 1950 seine neue »psychologische Fotografie«. Eines der Jump-Fotos von Marilyn Monroe aus dem Jahr 1959 schätzt Pierre Bergé & Associés nun auf 6000 bis 8000 Euro. Die gleiche Taxe gilt für einen anderen Vintageabzug, auf welchem Philippe Halsman gemeinsam mit Marilyn hochspringt (siehe Seite 87). Von der „Jumpology“-Serie bietet die Pariser Auktion rund 20 Fotos, die als Vintage-Abzüge mit Stempel aus der Zeit vorliegen.
Auch Halsmans jahrzehntelange Freundschaft mit dem provokanten Surrealisten Salvador Dalí ließ zahlreiche komische, von der Realität abgehobene, fantasievolle und technisch perfekte Fotografien entstehen. Mit Dalí gemeinsam ließ der Fotograf sogar Katzen durchs Atelier springen, was erstaunlich dynamische und surreale Fotoresultate ergab. Neben diesen persönlichen Werken und den Auftragsarbeiten brillierte Halsman auf dem Gebiet der Modefotografie, der Werbung und der Reportage mit höchst konzentrierten, ernsthaften Serien. Wie gut eingeführt er in die US-Gesellschaft und die Medien war, beweisen die Titelfotos der Wochenzeitschrift „Life“: 101 Fotos von Halsman wurden auf dem Umschlag von „Life“ reproduziert. Die Serie dieser 101 Hefte kommt mit einem Schätzpreis von 1500 bis 2000 Euro unter den Hammer.
Bei Pierre Bergé & Associés liefert der ehemalige Pariser Fotohändler Serge Aboukrat die rund 400 Halsman-Lose ein, weil er seine winzige Galerie am zauberhaften Place de Furstenberg aufgab und nun sein Lager sukzessive absetzt. Die niedrigen Taxen sollen potenzielle Käufer anziehen. Die Pariser Auktion findet zeitgleich mit einer gut zusammengestellten Wanderausstellung von Philippe Halsman statt, die letztes Jahr in Paris begann, derzeit in Rotterdam und anschließend in Barcelona und Madrid zu sehen ist. Das Lausanner Fotomuseum Musée de l’Elysée produzierte die Schau gemeinsam mit der Familie Halsman.
Auch New York, neben Paris die zweite Hauptstadt der Fotografie, lockt Anfang April mit Highlights der Fotokunst des 20. Jahrhunderts, die wie üblich Christie’s, Sotheby’s und Phillips anbieten. Sotheby’s punktet mit einem ästhetisch perfekten Rayogramm, also einem Unikat, von Man Ray aus dem Jahr 1924, das optimistisch auf 250.000 bis 350.000 Dollar geschätzt ist. Im Topbereich folgt Phillips mit dem großen quadratischen Diptychon „Athens“ von Andreas Gursky aus dem Jahr 1995, das in einem Abzug von 2011 vorliegt, der 250.000 bis 300.000 Dollar taxiert ist.
Christie’s wartet mit der meditativen Nachtaufnahme einer Kirche des Architekten Tadao Ando, „Church of the Light“ auf, deren Beleuchtung der Kreuzform des Gebäudes folgt (Taxe 100.000 bis 150.000 Dollar). Den Reigen schließt Gerhard Richters „New York“ bei Phillips. Das Kleinformat (10,8 x 14,9 cm) ist ein mit Öl bemalter Print und wird mit 30.000 bis 40.000 Dollar angesetzt.
„Philippe Halsman“, Pierre Bergé & Associés, Hôtel Drouot, Paris, 1. April
Fotografie in New York:
Sotheby’s 3. April,
Phillips 4. April
Christie’s 6.April