Auktionen

Artcurial versteigert Restaurant-Interieur

In dem Traditionsrestaurant „Tour d’Argent“ lernte schon Heinrich IV. das Essen mit der Gabel – am 9. Mai versteigert Artcurial in Paris große Teile des Interieurs und des Weinkellers, denn das Haus wird renoviert.

Von Olga Grimm-Weissert
03.05.2016

Das sündhaft teure Pariser Restaurant La Tour d’Argent erneuert sein Image, sein Markenzeichen, Tischgedeck inklusive Tafelsilber und gravierte Gläser, das Mobiliar – und den Küchenchef. Das französische Auktionshaus Artcurial versteigert die 3000 Objekte, die typisch für den „französischen Lebensstil“ sind, wie Artcurial-Auktionator François Tajan betont.

Die romantische Lage des Tour d’Argent hoch über der Seine, mit Blick auf die Kathedrale Notre-Dame und die Seine-Insel Île de la Cité bietet einen Traumausblick – und eine exklusive Speisekarte. Die Spezialität „Ente Tour d’Argent“ kostet 160 Euro pro Person, das komplette Menü 225 Euro. Diese Ingredienzien machten das 1582 als Hotel gegründete Haus am Seine-Kai zur unerschwinglichen Legende für das Fußvolk. Aber seit Jahrhunderten zum lukullischen Treffpunkt: anfangs des Hochadels, später der Literaten und schließlich der Filmstars. König Heinrich IV. (1553–1610) entdeckte dort sogar einst die Tischmanieren mithilfe der Gabel.

Für verschiedene Getränke gibt es 30 unterschiedliche Glassorten

Das gravierte Tafelsilber, die 30 verschiedenen Glassorten, je nach Getränk spezifisch ausgewählt und mit dem Markenzeichen versehen, werden in Konvoluten von sechs Teilen (Taxe 100 bis 200 Euro) bzw. zwölf Gläsern (200 bis 300 Euro) versteigert. Sechzig erlesene Flaschen Cognac, Calvados, Porto, wovon eine 227 Jahre alt ist, kommen zwischen 3000 und 20.000 Euro zum Aufruf. Üblicherweise stürzen sich nostalgische Käufer auf diese Souvenirobjekte, wie die Auktionen der letzten Jahre bewiesen. Denn Artcurial versteigerte bereits Teile des Inventars der Pariser Luxushotels Plaza Athénée und Crillon sowie des Hôtel de Paris in Monte Carlo, bevor deren Bauten renoviert und ihre teilweise veralteten Einrichtungen erneuert wurden.

Das Tour d’Argent wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder aktualisiert, die Glaswände im sechsten Stock wurden 1936 aufgestockt, die Renovierung der Fassade fand 1925 statt. Der Inhaber André Terrail setzt die Tradition klug fort und nutzt die Versteigerung als Werbung für sein mit 120 Angestellten betriebenes Restaurant.

 

Artcurial, Paris
Auktion 9. Mai

Dieser Beitrag erschien in WELTKUNST Nr. 115 / Mai 2016

Zur Startseite