Antike Kleinplastiken aus Bronze und Terrakotta sowie Keramik kommen bei Gorny & Mosch in München zum Aufruf. Eine rotfigurige attische Pelike sticht besonders hervor.
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13.06.2016
Man darf gespannt sein, wie sich die Unruhe wegen des wohl nicht mehr aufzuhaltenden Kulturgutschutzgesetzes mit seinen für den Antikenhandel desaströsen Beschränkungen auf die Kauffreude auswirken wird, wenn bei Gorny und Mosch wieder Objekte aus der Antike zur Versteigerung kommen – 670 Lose mit einer Gesamttaxe von 1,9 Mio. Euro. Zur Beruhigung der Sammler kann zumindest so viel gesagt werden, dass alles, was vor Inkrafttreten des Gesetzes erworben wurde, künftig nur in seltensten Ausnahmefällen dem Zugriff des Staates ausgesetzt sein wird. In der Vergangenheit rechtmäßig zustande gekommene Rechtsgeschäfte können vom Gesetzgeber nicht nachträglich für unrechtmäßig erklärt werden.
Einen beträchtlichen Anteil am Auktionsangebot haben auch diesmal Kleinplastiken aus Bronze und Terrakotta sowie Keramik. Daneben gibt es Schmuck und geschnittene Steine aus der Antike und der Moderne. Unter den Steinskulpturen finden sich eindrucksvolle Torsi und Büsten aus Marmor. Schönstes Stück unter den Vasen ist eine rotfigurige attische Pelike aus der Mitte des 5. Jh. v. Chr., die 23 cm hoch ist. Grundthema der Bemalung ist die Liebe. Auf der einen Seite stehen sich zwei der neun olympischen Musen gegenüber, Euterpe, „die Freudenspendende“, Muse der Lyrik und der Tonkunst, und Erato, „die Liebliche“, Muse des Tanzes, des Gesanges und auch der Liebesdichtung. Die beiden sind gerade im Begriff, ihre Instrumente, Flöte und Leier, miteinander zu tauschen. Auf der anderen Seite der Vase sieht man eine junge Frau mit einer Gans, Attribut der Liebesgöttin Aphrodite. Das Tier war wohl ein Liebesgeschenk. Beiden Seiten ist die Sache aber anscheinend nicht ganz geheuer. Der Vogel schaut etwas zögerlich zu dem ihm von seiner Herrin vorsichtig hingehaltenen Leckerbissen auf – eine anmutige Szene (Taxe 30.000 Euro).
Gorny & Mosch München, 16. Juni
Diesen Beitrag finden Sie in der WELTKUNST Nr. 116/Juni 2016