Hirsch Nachf. in München bietet vom 20. bis 23. September antike Stücke, die Karthager in Sizilien und Conquistadores in America verschont haben
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16.09.2016
Der Besucher des heutigen Selinunt erfährt beim Anblick der mächtigen Tempelruinen nur eine entfernte Ahnung von dem, was das antike Selinus einst darstellte. Am unmittelbarsten vermitteln die Münzen einen Eindruck von der Bedeutung der untergegangenen Griechenstadt an der Südküste Siziliens, die im Jahre 409 v. Chr. von den Karthagern erobert und dem Erdboden gleichgemacht wurde. Ein besonders schönes Beispiel findet man bei Hirsch. Man sieht in bestem hochklassischem Stil den Flussgott Selinos, Verkörperung des gleichnamigen Flusses und Namensgeber der Stadt, als nackten Jüngling vor einem Altar, im Arm einen Oliven- oder Lorbeerast, wie er gerade eine Opferschale in die Flammen entleert. Das Eppichblatt neben ihm, sozusagen das „redende Wappen“ der Stadt –das griechische Wort „selinon“ bedeutet Eppich oder Sellerie – ist auch auf den anderen Stadtprägungen zu finden. Ungeklärt ist der Sinn des Hahnes im Vordergrund und die auf einem Postament stehende Stierskulptur im Hintergrund (Taxe 7500 Euro).
Neben dieser außergewöhnlichen Münze offeriert Hirsch eine Vielzahl anderer Prägungen aus Antike und Neuzeit sowie Kunstobjekte aus der antiken Welt und Altamerika. Welche Auswirkungen das neue Kulturgutschutzgesetz gerade bei den beiden zuletzt genannten Sammelgebieten haben wird, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Keine Probleme wird es jedenfalls bei einem peruanischen Goldbecher mit dem stilisierten Bild eines menschlichen Gesichts geben (Taxe 7500 Euro). Das hübsche Stück wurde nachweislich bereits vor 1992 in einer deutschen Galerie erworben, es bestehen also keinerlei Handelsbeschränkungen nach dem KGSG, und es sind auch weder Rückgabeforderungen des Herkunftslandes noch eine den Export hindernde Einstufung als deutsches nationales Kulturgut zu befürchten.
Hirsch Nachf., München
Hirsch Nachf., München, 20. bis 23. September