„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?“, singt die geheimnisvoll androgyne Mignon in Johann Wolfgang von Goethes (1749 – 1832) Wilhelm Meister voller Sehnsucht. Aber klar – das „teutsche Reich“, hat ihr der Kaufmann, Fabrikant und Botaniker Johann Christoph Volkamer (1644 – 1720) wohl umgehend von seiner Wolke aus zugerufen.
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07.10.2016
Denn dort, genauer: in der „wohl gelegensten und am schönsten gebautesten Stadt“ Nürnberg, Ortsteil Gostenhof, befand sich einst sein „Kunst- und Lustgarten“ mit unzähligen Sorten an Zitrusfrüchten, „welche theils zu Nürnberg würcklich gewachsen, theils von verschiedenen fremden Orten dahin gebracht worden“. Mit Zitronen, Pomeranzen, Orangen etc., die – den „goldenen Äpfeln der Hesperiden“ gleich – damals mit ewiger Jugend assoziiert wurden. Dokumentiert hat Volkamer seine Schätze in dem umfangreichen Werk Nürnbergische Hesperides, oder gründliche Beschreibung der Edlen Citronat, Citronen, und Pomerantzen-Früchte, Wie solche, in selbiger und benachbarten Gegend, recht mögen eingesetzt, gewartet, erhalten und fortgebracht werden …, das 1708 / 14 in zwei Bänden erschien.
Bassenge in Berlin bringt den mit 250 Kupfertafeln illustrierten Klassiker, der den Autor schon zu Lebzeiten berühmt machte, am 13. Oktober bei 40.000 Euro zum Aufruf. Kombiniert sind die Darstellungen der Früchte stets mit Gärten, Schlössern und Städten aus dem süddeutschen beziehungsweise oberitalienischen Raum – was ihnen einen geradezu surrealen Auftritt verschafft.
Bassenge, Berlin