Mit ihren Typologien industrieller Bauten hat sich das Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher einen festen Platz in der Geschichte der Fotografie erworben und unlängst Kunststatus errungen. Die drei zusammengehörigen Vintage-Prints „Kokskohlenturm, Grube Eschweiler Reserve, bei Aachen“ von 1964 gehören mit zu den eindrucksvollsten Aufnahmen ihrer Dokumentationen und werden jetzt neben zahlreichen anderen Hochkarätern in den Versteigerungen vom 24. bis 26. und 30. November im Berliner Auktionshaus Bassenge angeboten.
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20.11.2016
Die Aufmerksamkeit der Sammler ist gewiss, wenn bei Bassenge Julius Schnorr von Carolsfelds Meisterzeichnung „Ein Zweig mit welken Blättern“ von 1817 zum Aufruf gelangt. Die filigrane Federzeichnung hat in den letzten Jahren weltweit bei Ausstellungen für Furore gesorgt. Ein Schätzpreis von 450.000 Euro ist daher durchaus als realistisch anzusehen, zumal die Provenienz stolz und lückenlos ist.
Das Angebot im Bereich der Gemälde der deutschen Romantik ist diesmal besonders stark. Eduard Buchan ist mit der „Symbolischen Landschaft im Abendlicht mit Baum und Wanderer“ (Taxe 40.000 Euro) von 1832 vertreten. Als Schüler von Johan Christian Dahl war der heute fast unbekannte Buchan mit der Kunst des im gleichen Haus wohnenden Caspar David Friedrich vertraut, dessen inspirierende Wirkung hier zu spüren ist. Der in Naumburg geborene Buchan war in den 1820er-Jahren erfolgreich als Geschäftsmann in Mexiko, Argentinien, Peru und Chile tätig. 1824 gründete er in Veracruz eine Handelsgesellschaft, verlor aber sein Vermögen zum großen Teil durch die Unredlichkeit eines Geschäftsteilhabers. Später war er in Dresden als Kunsthändler tätig. In ihrer Symbolwirkung zusammengehörige Motive sind der Abendhimmel und der uralte, unten ausgehöhlte Riesenbaum. Im Hintergrund erblickt man eine kleine Kirche. Von Caspar David Friedrich hat Buchan, wie es scheint, den Glauben übernommen, dass die Natur dem Menschen eine Botschaft übermittelt: Das zum Sterben Verurteilte bringt neue Lebenskraft hervor. Das tadellos erhaltene Gemälde besitzt noch seinen ursprünglichen „Dresdner“ Keilrahmen, wie ihn auch Friedrich und Carus benutzten.
Neben der Federzeichnung »Straßenhandel im Judenviertel von Amsterdam« von Max Liebermann beeindruckt die Kreidezeichnung »Mutter, ihr Kind stillend“« (Taxe 10.000 Euro) von Käthe Kollwitz. Das Studienblatt thematisiert die sehr intime Mutter-Kind-Beziehung. Mit kräftigen, breiten Kohlestrichen erfasst Kollwitz die Konturen des an der Mutterbrust trinkenden Säuglings. Für sie war das Motiv von Mutter und Kind stets von großer Bedeutung.
Die Abteilung zeitgenössische Fotografie ist prominent mit Arbeiten von Otto Steinert, Terry O’Neill und Bernd und Hilla Becher bestückt. Letztere haben sich mit ihren Typologien industrieller Bauten einen festen Platz in der Geschichte der Fotografie erworben. Ihre drei zusammengehörigen Vintage-Prints „Kokskohlenturm, Grube Eschweiler Reserve, bei Aachen“ von 1964 gehören zu den eindrucksvollsten Aufnahmen industrieller Gebäude innerhalb ihres umfangreichen Œuvres. Ein Schätzpreis von 18.000 Euro erscheint daher durchaus gerechtfertigt.
Bernd und Hilla Becher, „Kokskohlenturm, Grube Eschweiler Reserve“, 1964, drei Vintage-Prints, Bassenge, Berlin, Taxe 18.000 Euro (Foto: Bassenge, Berlin)