Emil Nolde, Lyonel Feininger, Gabriele Münter: Zum 30-jährigen Jubiläum von Grisebach gibt es diese Woche in den Berliner Räumen des Auktionshauses zahlreiche Meisterwerke. Noch bis zum 3. Dezember darf fleißig mitgeboten werden.
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30.11.2016
Regelmäßige spektakuläre Angebote gehören bei den Auktionen bei Grisebach genauso zur Tradition, wie die opulenten Herbstauktionen, die auch diesmal wieder schwerpunktmäßig Angebote vom 19. Jahrhundert bis in die zeitgenössische Kunst verzeichnen. Aber nicht nur herausragende und hochpreisige Werke werden bei Grisebach angeboten. Auch für Sammler mit schmalem Budget gibt es eine Verkaufsplattform. Unter dem Titel „Third Floor“ werden aktuell Holzschnitte von Franz Arp, Lithografien von Ernst Barlach, Willi Baumeister und Max Beckmann oder auch Bleistiftarbeiten von Karl Hofer angeboten. Das Besondere: Alle Arbeiten liegen, zum Teil sogar deutlich, unter 3000 Euro.
Nicht mehr »Third Floor«, sondern Beletage sind die anderen Angebote. Etwa Max Liebermanns Ölgemälde , „Studie zum Restaurationsgarten in Leiden‘“ aus dem Jahr 1900 (Taxe 500 000 – 700 000 Euro). Oder das Spätwerk »Gelbe Gasse« von Lyonel Feininger, wohl von einem Lübecker Haus inspiriert, werden 1,5 Mio. Euro erwartet. Die farbstark strahlenden Gartenbilder mit „Leuchtenden Sonnenblumen“ und „Königskerzen“ von Emil Nolde sollen jeweils rund 1 Mio. Euro einspielen. Museumsqualität hat auch das 1921 von Max Beckmann gemalte „Stillleben mit brennender Kerze“, das auf 1 Mio. Euro taxiert sicherlich internationales Interesse erregen wird. Zu den Ikonen der 1960er-Jahre zählt das berühmte Buchstabenwerk „Love“ von Robert Indiana (Taxe 400 000 Euro). Dieses Lebensgefühl einer vergangenen Epoche wird nun von einer Berliner Privatsammlung abgegeben.
Der Entwurf eines Glashochhauses aus dem Jahr 1921 gehört zu den ersten avantgardistischen Studien von Ludwig Mies van der Rohe. Es gilt international als Ikone einer neuen und modernen Architektur, deren lichterfüllte Ästhetik durch die Fotografie von Curt Rehbein eine besondere Präsenz erhält. Rehbeins Silbergelatine-Kontaktabzug gehört zu den wenigen erhaltenen Zeitzeugnissen dieses Entwurfes und ist nicht nur deshalb von hohem künstlerischem Wert. Der Schätzwert beläuft sich auf 15 000 Euro.
Bei den 13 angebotenen Arbeiten von Andy Warhol ragt das quadratische Porträt von Joseph Beuys heraus. Mit seiner Diamantstauboberfläche sucht es für 600 000 Euro einen neuen Liebhaber. Ein Highlight der deutschen Kulturgeschichte ist ein wiederentdeckter Schreibtisch der Königin Luise von Preußen (Taxe 100 000 Euro), der kurz nach 1800 den Klassizismus in Preußen mit einläutete und zuletzt im New Yorker Schlafzimmer des Modedesigners Gianni Versace stand.
Max Liebermann, „Studie zum ,Restaurationsgarten in Leiden‘“, 1900,
Öl auf Leinwand, 50,5 × 75,5 cm, Taxe 500 000 – 700 000 EUR (Foto: Grisebach)