Das Frankfurter Auktionshaus Döbritz wird 50! Wer hätte gedacht, dass sich aus den anfänglichen Versteigerungen in einer Altbauwohnung im Frankfurter Westend mal ein renommiertes Auktionshaus entwickeln würde?
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11.11.2016
Wilhelm M. Döbritz gründete 1966 sein Auktionshaus erst einmal in seinen Privaträumen – vorne war das Geschäft, im hinteren Teil wurde gewohnt. Schon zu Beginn waren die Auktionen gut besucht. Überregional bekannt wurde das Haus allerdings 1970 durch die Versteigerung des Inventars von Schloss Remlingen bei Würzburg.
Mit dem Erfolg kam auch die räumliche Erweiterung: 1971 zog das Geschäft in die Braubachstraße mitten in der Innenstadt, wo das Haus heute noch hinter einer Sandsteinfassade aus der Zeit der Jahrhundertwende residiert. Anja Döbritz hat das Unternehmen 2002 von ihrem Vater übernommen. Im Geschäft ist die 45-Jährige allerdings schon länger: 1994 wurde sie Auktionatorin und sitzt seitdem am Auktionspult im Haus, besucht Kunden und begutachtet deren Schätze. Dabei wollte Döbritz ursprünglich gar nicht unbedingt ins väterliche Unternehmen einsteigen. „Erst während meiner Lehre bei Neumeister in München kam die Begeisterung für das Metier auf. Seitdem war für mich klar, dass ich nichts anderes machen möchte.“ Für das unternehmerische Knowhow studierte sie zusätzlich Betriebswirtschaft.
Die Bewunderung für die Kunst wurde Döbritz bereits in die Wiege gelegt. Sowohl der Vater, der 2007 verstarb, als auch die Mutter, die noch heute so etwas wie der „gute Geist des Hauses“ ist, vermittelten ihr den Wert der schönen Dinge. Besonders liegen ihr die Malerei und der Schmuck am Herzen. Anfangen kann sie aber mit allem etwas. „Es ist die Stärke unseres Hauses, dass wir unheimlich breit aufgestellt sind.“ Auch wenn das Auktionshaus für sein qualitätvolles Angebot im Bereich der Gemälde, Möbel und des Porzellans bekannt ist, so bietet es doch auch mal spezielle Sammelgebiete wie Militaria oder Asiatika an. Etwas, was woanders nicht zu haben ist, sind die Werke aus der Kronberger Malerkolonie. „Das ist tatsächlich unser Steckenpferd“, sagt die Auktionatorin nicht ohne Stolz, „für die Maler um Anton Burger sind wir auch über Frankfurt hinaus bekannt.“
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums bietet das Haus in der kommenden Auktion am 19. November ganz besondere Highlights an. Ernst Wilhelm Nays „Purpurmelodie“ von 1951 ist das Hauptlos und auf 350.000 Euro taxiert. Daneben warten noch vier weitere Werke des Künstlers auf Papier. Alle Werke stammen aus einer hessischen Sammlung und sind bei der Nay Stiftung registriert.
Unbedingt erwähnenswert ist auch der „Stehende Mädchenakt mit Badekappe“ von Karl Hofer, der aus dem Nachlass des Künstlers stammt und eine lückenlose Provenienz vorweisen kann. Er soll 40.000 Euro bringen.
Im Bereich der Alten Meister sticht das „Schäferkonzert – Der Hirtengott Pan musiziert mit vier Frauen an einem Waldrand“(130 x 178 cm) von Jan Gerritsz van Bronchorst zur Taxe von 22.000 Euro heraus. Die Skulpturen werden von Wilhelm Lehmbrucks Gipsskulptur „Kleine Sinnende“ von 1910/11 angeführt. Sie ist auf 40.000 Euro geschätzt. Ein museales Meisterwerk aus der Region ist ein Frankfurter Pilasterschrank um 1700 zur Taxe von 32.000 Euro.
Jan Gerritsz Bronchorst (1603-1661), Schäferkonzert, Öl/Lwd., 130 x 178 cm (Foto: Döbritz, Frankfurt)