„Hilflos negert der Unoriginelle“, schrieb der Kunsthistoriker und Schriftsteller Carl Einstein (1885– 1940) 1921 in Afrikanische Plastik – und schoss damit scharf gegen den seinerzeit um sich greifenden „Primitivismus“ in der avantgardistischen Kunstszene.
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09.12.2016
„Ich verkenne nicht, dass die afrikanischen Bildhauer Formprobleme lösten, um die heute man sich müht. Jedoch lässt sich aus dieser Feststellung heraus keine genügende Erklärung afrikanischer Kunst gewinnen.“ Wie wahr. Dass er selbst wenige Jahre zuvor noch die „Negerplastik“ zur einigermaßen simplen Projektionsfläche für europäische Kunstideale gestempelt hatte, war für ihn offenbar „Geschwätz von gestern“. Egal – nun jedenfalls schätzte er die Sache richtig ein. Denn fest steht: Selbst wenn Künstler wie Matisse, Picasso, Brancusi etc. durchaus originell „negerten“: Sie wilderten – nach bestem Künstlerrecht – aus eigenem, höherstehendem Interesse. Ein 1922 in der Neuen Rundschau erschienener Artikel von Hermann Hesse dechiffriert die vorherrschende Haltung der Zeit zu den „Exotischen Künsten“. „Sie atmen Anfang und wilde Zeugungskraft, sie riechen nach Urwald und Krokodil. Sie führen zurück in Lebenstufen, in Seelenlagen, die wir Europäer scheinbar längst überwunden haben.“ Sotheby’s offeriert am 14. Dezember in Paris einen Wächter („mbulu“) der Kota (Gabun), der gemeinsam mit den sterblichen Überresten der Ahnen in einen Korb („ngulu“) gesteckt wurde, um sie zu beschützen. Das aufwändig gestaltete, mit Metall beschlagene Stück aus der Sammlung Viviane Jutheau soll mindestens 450.000 Euro einspielen.
Reliquienwächter („mbulu ngulu“), Holz, Metall, Kota Ndasa, Gabun, H. 67 cm, Sotheby’s, Paris, Auktion 14. Dezember (Taxe 450.000 Euro)
Sotheby’s, Paris, 14. Dezember
Besichtigung 10. – 13. Dezember