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Ansichtssachen bei Hargesheimer

Zola hatte seine Ansichten zur Malerei von Jean-Léon Gérôme, die von der Kunstgeschichte neu bewertet wurden, eine Vase  der KPM zeigt historische Ansichten Berlins

Von Martin Miersch
04.03.2017

Zola hasste seine Malerei. Baudelaire verunglimpfte ihn als Oberhaupt der „Schule der Verkniffenen“. An Jean-Léon Gérôme schieden sich die Geister: Galt er den einen als Feind der Moderne, so war er für die anderen der gefeierte Liebling der Pariser Salons. Doch spätestens seit der großen Retrospektive im Pariser Musée d’Orsay 2010 ist der lange Zeit als reaktionär geltende Künstler rehabilitiert. Mit „Les misères de la guerre“ begegnet man dem Maler, der durch Szenen aus dem Orient und der Antike bekannt wurde, von einer unbekannten Seite. Eindrucksvoll thematisiert er die Schrecken des Krieges, indem er ein junges Mädchen in verzweifelter, resignativer Haltung zeigt. Anklagend fixiert sie den Betrachter. Doch das allgemein gehaltene Bild hat einen konkreten Anlass: Der Künstler hat auf dem Keilrahmen festgehalten, dass mit dem Erlös des Gemäldes die Opfer des deutsch-französischen Krieges unterstützt werden sollen (Taxe 100.000 Euro). Auch Carl Spitzweg schlägt mit seinem kleinformatigen Gemälde „Tod des Verschwörers“ ungewohnte Töne an: Ein theatralisch ausgeleuchteter Mord im Inneren eines Palastes (Taxe 10.000 Euro).

Der Bereich der asiatischen Kunst ist mit rund 550 Losen bestückt. Ein kaiserlicher Weihrauchbrenner mit Qianlong-Marke aus vergoldeter Bronze ist mit feinen Reliefs dekoriert und wird von einem elegant durchbrochenen Deckel mit buddhistischem Löwen bekrönt. Das Stück aus dem 18. Jh. soll 8000 Euro erbringen. Eine Ming-zeitliche Email-Cloisonné-Schale mit leuchtend polychromem Fabeltierdekor wird auf 2000 Euro geschätzt. Eine Prunkvase der Berliner Manufaktur KPM zeigt in feinster Malerei Berliner Ansichten des Alten Museums und des Reiterstandbildes des Firmengründers Friedrich der Große, taxiert auf 1000 Euro. Die „Anbetung der Heiligen drei Könige“ eines Antwerpener Meisters ist um 1520/50 entstanden. Das seit der Spätantike bekannte Motiv wurde in feiner Malerei mit leuchtenden Farben ausgeführt und lässt sich in den Kreis der Antwerpener Manieristen einordnen. Deren Vorliebe für Figuren in extravaganter Kleidung zeigt sich hier ganz deutlich.

Service

Abbildung:

Ansichtenvase, Berlin, KPM, 1847-49, Porzellan, H. 31,5 cm (Foto:  Hargesheimer, Düsseldorf)

Auktion:

Hargesheimer, Düsseldorf,
10. und 11. März

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Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 125/2107

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