Warum die Exemplare von Kurt Schwitters Die Kathedrale nicht geöffnet werden dürfen und wer der bayerische Humboldt ist, klärt ein Blick auf die Auktionen bei Nosbüsch & Stucke vom 2. bis 3. Juni
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30.05.2017
Die gotische Kathedrale galt bereits den Expressionisten als Inbegriff der Einheit der Künste. Aber auch Dadaisten griffen den Begriff bereitwillig auf. 1920 publizierte Kurt Schwitters einen Band mit Lithografien unter dem Titel Die Kathedrale. Originell ist vor allem der Einband – er trägt noch den aufgeklebten Verschluss mit der Aufschrift: „Aus sanitären Gründen zugeklebt. Vorsicht: Anti-dada. Man weise aufgebrochene Exemplare zurück. K.S. Merz. 1920.“ Bei dem Portfolio, das mit typografischen, fotografischen und konstruktivistischen Kompositionselementen spielt, handelt es sich um eine der wichtigsten deutschen Dada-Publikationen. Sie kommt nun bei Nosbüsch & Stucke zu einer Taxe von 7500 Euro zum Aufruf.
Die Reise in Brasilien in den Jahren 1817 bis 1820 von Johann Baptist Spix und Carl Friedrich Philipp von Martius erschien 1828 bis 1831 in drei Bänden. Die Naturforscher Martius und Spix, der „bayerische Humboldt“, machten diese Reise auf Veranlassung der bayerischen und österreichischen Regierung. Sie erbrachte bahnbrechende Erkenntnisse über die brasilianische Vogelwelt (Taxe 12.000 Euro).
Die Illustrationen zu den Dubliners von James Joyce bilden das Opus magnum des Berliner Zeichners, Grafikers und Gründers der Alligator Press, Christoph Meyer, dessen Künstlerbücher im Besitz der National Library Dublin und der Akademie der Künste Berlin sind. Meyer hat alle 15 Erzählungen der Dubliners in Einzelbänden geschrieben und gezeichnet. Die Abschrift der Erzählungen in 17 Bänden hat Meyer mit 184 Originalzeichnungen verbunden. Zielt die allgemein geläufige Buchveröffentlichung auf hohe Auflagen, ist ein solches Künstlerbuch letztlich nur einem Besitzer verfügbar. Die 2005 bis 2011 entstandenen Blockbücher sind Ausdruck der größtmöglichen Wertschätzung für James Joyce (Taxe 45.000 Euro).
Kurt Schwitters, „Die Kathedrale“, 1920, Hannover (Foto: Nosbüsch & Stucke, Berlin)