Auktionen

Zwischen Akt und Nackt bei Grisebach

Der Rückenakt, mit dem Lovis Corinth in der Auktion bei Grisebach vertreten ist, ist fast lebensgroß. Die Frage, was Kunst sei, beantwortet ein anderer Künstler

Von Frank G. Kurzhals
29.05.2017

Was ist Kunst? Ben Vautier hat darauf eine einfache, aber natürlich auch ironische Antwort. In einer Serigrafie (Taxe 500 Euro) von 1972 behauptet er: „Art is only a question of Signature / Date“. Diese süffisant-böse Feststellung, die er in seiner berühmten kindlichen Schreibschrift Weiß auf Schwarz zu Papier gebracht hat, wird jetzt auf der Frühjahrsauktion von Grisebach angeboten. Sie erinnert fast schon sentimental an die hitzigen Kunstmarktdiskussionen dieser Zeit – und ist natürlich sowohl signiert als auch datiert und nummeriert. 

Weit mehr als Signatur und Datum steuern die anderen Angebote bei. Auf dem schmalen Grat zwischen Akt und Nackt balanciert mit Könnerschaft Lovis Corinth in seinem Ölbild „Liegender weiblicher Rückenakt“ von 1887. Das nahezu lebensgroße Format von 64 x 174 cm unterstützt diesen provokanten Gestus, erwartet werden dafür zwischen 200.000 und 300.000 Euro. Der mit kraftvollem Pinselstrich gemalte, rätselhaft verschlossen wirkende „Tiergarten im Winter“ von Max Beckmann (Taxe 700.000 bis 1 Mio. Euro) ist ein weiteres Highlight der Frühjahrsauktion bei Grisebach. 

Mit einer Referenz „An van Dyck“, so der Titel, arbeitet Gotthard Graubner. Sein großformatiges auf Synthetikwatte aufgezogenes Leinwandformat, das mit van Dyck’schen Farb­tönen spielt, wird auf 200.000 Euro taxiert. Die Welt der geometrisch orientierten Abstraktion findet sich bei Walter Dexel (Taxe 200.000 Euro).

Service

Abbildung

Lovis Corinth, „Liegender weiblicher Rückenakt“, 1887, Öl/Lw.,
64 X 174 cm (Foto: Grisebach, Berlin)

Auktion

Grisebach, Berlin
Auktionen 31. Mai bis 3. Juni

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Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 129/2017

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