Nagel versteigert in seiner ersten Asiatica-Auktion in Salzburg buddhistische Kunst aus Japan
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12.06.2017
Wer schon einmal in Japan war, hat ihn mit Sicherheit schon gesehen. Einzeln, als Gruppe oder als ganze Armee begegnet einem dort an allen möglichen Orten, vor allem aber auf Friedhöfen, die Figur eines kahl geschorenen buddhistischen Mönchs. Jizō Bosatsu zählt zu den populärsten Bodhisattva-Figuren in Japan. Nicht nur wegen seiner gütigen Ausstrahlung schließt man ihn sofort ins Herz. Es sind vor allem die Folgen seines Kults und der damit verbundenen Rituale, die ihn so liebenswert erscheinen lassen. Denn die meisten Jizō-Figuren tragen rote Käppchen und Lätzchen. Doch was der Japan-Tourist als niedliche Verkleidung wahrnimmt, hat einen ernsten Hintergrund. Eine Funktion Jizōs ist die des Begleiters der Totenseele auf dem Weg in die Unterwelt. Im speziellen aber ist er der Schutzherr der ungeborenen (abgetriebenen), tot geborenen oder früh verstorbenen Kinder. Man nennt sie mizuko, „Wasserkinder“. Weil sie noch keine Sünden begangen haben, kommen sie auch nicht in die Hölle, müssen aber am Grenzfluss so lange warten, bis keiner mehr um sie trauert. Angeblich gelobte Jizō, alle Kinder aus der Vorhölle zu retten und ihre Seelen über den Fluss der Unterwelt zu führen. Viele Eltern binden daher ein Kinderlätzchen an eine Skulptur Jizōs und bitten darum, dass dieser ihr Kind dadurch schneller identifizieren und ins Paradies führen möge.
Nagel offeriert am 17. Juni eine besonders frühe und seltene Skulptur des Jizō Bosatsu aus Holz (Abb.). Bestimmt trug auch sie in ihrem rund 1000-jährigen Bestehen schon das ein oder andere rote Lätzchen.
Jizo Bosatsu, Holz, Japan, wohl Heian-Periode, H. 45,5cm (Abb.: Nagel, Stuttgart)
Nagel
Stuttgart
Auktion 16. und 17. Juni