Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts erweiterte sich das Stillleben zu einer komplexeren Erzählform. Koller ruft in Zürich am 22. September ein Beispiel des Antwerpeners Osias Beert d.Ä. auf.
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01.09.2017
Korb und Glas statt Wanli? Osias Beert d. Ä. (um 1580 – 1624) weicht von seiner Vorliebe für edles Porzellan auf seinen Stillleben ab. Zwar hat er gleich zwei Bouquets auf der Tafel untergebracht, die Koller am 22. September bei 280.000 Franken aufruft, aber wo er sonst in seinen Blumenstillleben das teure Wanli-Porzellan zeigt, ist klares Glas zu sehen. Osias Beert ist einer der Künstler, die das Stillleben von einer lexikalischen Aufzählung zu einer darüber hinausgehenden Erzählung erheben. Seine prima vista so harmonische Komposition packt er voller Widersprüche, diese Gegensätze bilden die Pole seiner Welt. Der opake Korb mit schwarzem Rand steht neben dem klaren Glas, der Schmetterling links, wegen der Metamorphose Symbol für Wiedergeburt und ewiges Leben, steht der Libelle entgegen, im 17. Jahrhundert als eine große Fliege angesehen, die für Tod, Fäulnis und den Teufel selbst steht. Die Pflanzen verlaufen von weiß über gelb, blau und rot bis braun, jenen Farben, aus denen der für die Stilllebenmaler einflussreiche und noch von Goethe beschriebene Franciscus Aguilonius in seiner Farbenlehre alle anderen herleitet. In der gläsernen Vase geht das Gemälde gar über sich selbst hinaus und reflektiert mit dem Fenster ein Element jenseits seines eigenen Rahmens – mehr als eine ganze Welt auf 53,5 mal 75 Zentimetern.
Osias Beert dÄ. (um 1580 – 1624), Stillleben mit Blumen in einem Flechtkorb und Blumenstrauß in einer Glasvase auf einer Tischplatte mit einer Libelle, Öl/Holz, 53,5x75cm (Abb.: Koller, Zürich)
Koller
Zürich
22. September