Das Auktionshaus Wendl in Rudolstadt versteigert Anfang März moderne und alte Meister aus zwei außergewöhnlichen deutschen Nachlässen
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10.02.2020
Als Künstler war er ein Outsider: Josef Wittlich (1903–1982) wohnte und arbeitete auf einem Fabrikgelände in Höhr-Grenzhausen, einem Städtchen zwischen Limburg und Koblenz. Doch seine Fantasie war von der großen weiten Welt beflügelt, von Promifotos aus illustrierten Zeitschriften, Bildern von Soldaten und Modeaufnahmen aus Versandhauskatalogen. Sie inspirierten ihn zu seiner herrlich poppigen Malerei, die er als Hobby ansah und zu seinen Lebzeiten gerne verschenkte. Anfang März kommen im Auktionshaus Wendl gleich mehrere seiner Bilder zu dreistelligen Schätzungen zum Aufruf. Sie stammen aus dem Nachlass des Sammlers Hans Ackermann, der im hessischen Linter bei Limburg lebte und Wittlich persönlich kannte.
Das Steckenpferd des Unternehmers war die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Er trug Grafiken von Picasso und Baselitz zusammen, schätzte Franz von Stuck, Arnold Balwé, Ferenc Eisenhut und Michail Larionow. Auch mit einigen zeitgenössischen Künstlern stand er in persönlichem Kontakt, nach der Wende besonders mit DDR-Künstlern, und kaufte immer wieder einmal direkt im Atelier – zum Beispiel einen großen weiblichen Akt bei Arno Rink, Professor für Malerei in Leipzig, den Wendl vor drei Jahren für 17 000 Euro versteigerte. Jetzt kommen rund einhundert Werke – Grafik, Malerei und Skulpturen – aus der Sammlung Hans Ackermann zum Aufruf.
Die andere namhafte Quelle für Wendls Auktion ist das Inventar von Schloss Hüffe in Nordrhein-Westfalen. Hartwig Krukemeyer, der Gründer der Paracelsus-Kliniken, und seine Frau, Gräfin Katharina von Schwerin-Krukemeyer, hatten das Anwesen in den Siebzigerjahren erworben und restaurierten es aufwendig zu einem luxuriösen Hollywood-Traum mit Pferdeställen, einem mit Delfinmosaiken dekorierten Swimmingpool und verschiedenen Antiquitäten. Nach dem Tod der Witwe führten Erbstreitigkeiten schließlich zur Insolvenz, das Wasserschloss und die Ländereien wurden verkauft, sein Inventar aufgelöst.
Wendl bietet eine barocke Standuhr mit Hüffe-Provenienz, einen Spiegel mit Konsole, verschiedene Demi-Lune-Konsolen und zwei Porträts des Landgrafen von Hessen-Kassel an. Ein prunkvoller Tabernakelschrank steht mit einer Schätzung von 12 000 Euro an der Spitze des Angebots. Als Pendants sind wohl zwei barocke Stillleben mit Blumen und Obst entstanden. Auf einem ist ein Äffchen zu entdecken, auf dem anderen leuchtet ein weißer Kakadu vor dunklem Grund. Vielleicht stammen die Gemälde von dem in Antwerpen tätigen Jan Pauwel Gillemans (ca. 1618 bis um 1680) oder aus seinem Umkreis. Geschätzt sind sie auf 5500 Euro. Daneben macht eine auf 6500 Euro taxierte, große flämische Tapisserie aus dem 17. Jahrhundert neugierig.
Frühjahrsauktion bei Wendl in Rudolstadt
5. bis 7. März