Auktionen

Watchlist: Auktionen der Woche

Was Sammler diese Woche glücklich macht: Von Giacomettis Blumenknaller bei Koller bis zu Marilyn Monroes letztem Foto bei Henry’s

Von Weltkunst Redaktion
20.04.2020

Auf dem Gipfel der Farbigkeit

»Hier ruht der Meister der Farben« ist auf dem Grabstein von Augusto Giacometti in Borgonovo zu lesen. Wer die stolze Behauptung anzweifelt, hat Giacomettis Bild »Kleiner Blumenkorb« nicht gesehen: Dieses infernalische Rot und Orange, das mit dem giftigen Grün und Blau kontrastiert! Selten donnerte ein Gemälde mächtiger ins Auge. Augusto Giacometti, ein naher Verwandter des wesentlich bekannteren Bildhauers Alberto, schuf das Werk im Jahr 1946. Das kleine Kraftpaket wird auch bei Kollers Auktion mit Schweizer Kunst am 3. Juli in Zürich die Blicke auf sich ziehen. Der Schätzpreis liegt bei 50.000 bis 80.000 Franken. Schweizkompetenz ist traditionell Kollers’ Trumpfkarte. So wundert es nicht, dass in derselben Auktion auch eine sehr schöne (und im Vergleich wirklich sehr ruhige) Landschaftsszene von Gottardo Segantini zum Aufruf kommt. Wie sein berühmter Vater Giovanni übte sich der Filius in Bergharmonie. Sein »Laghetto alpestre« (1927) ist auf 60.000 bis 90.000 Franken taxiert. Bekannte Namen finden sich auch beim Impressionismus und bei der modernen Kunst am 3. Juli und bei den Zeitgenossen am 4. Juli: Für Max Liebermanns »Garten mit Palmenkübel und zwei weiblichen Figuren« (1908) erwartet Koller 300.000 bis 600.000 Franken; 180.000 bis 240.000 Franken soll Andy Warhols einstiges Auftragsporträt »Lola Jacobson« (1985) erzielen.

Letzter Blick einer Legende

Marilyn Monroes letztes offizielles Fotoshooting fand 1962 kurz vor ihrem Tod statt. Gleich zwei von Bert Sterns berühmten Aufnahmen aus diesem »Last Sitting« kommen bei Henry’s Auktion mit Moderner und zeitgenössischer Kunst am 3. Juli im Mutterstadt zum Aufruf: die verführerische Rückenansicht »Marilyn in Dior Dress«, handsigniert aus einer Auflage von 72, und ein Bild der Schauspielerin in Halbfigur von vorne mit einem vollkommen transparenten Tuch vor dem nackten Körper, ebenfalls handsigniert, aus einer Auflage von 250. Beide Fotografien haben einen Limitpreis von jeweils 2500 Euro. Angeführt wird die Auktion jedoch von einer ungewöhnlichen Tierdarstellung: Markus Lüpertz’ kleines Gemälde einer Schildkröte aus der Zeit um 2004 überrascht durch einen hohen Abstraktionsgrad und ein ungewöhnlich dunkles Kolorit von Tarngrün und Ocker. Der Limitpreis liegt bei 15.000 Euro. 

Ein tierischer Aufstieg

Die Tierwelt tummelt sich auch in der Kunstauktion bei Scheublein am 3. Juli in München: Eine ganze Reihe von Pferdedarstellungen schuf zeitlebens Renée Sintenis, die im Jahr 1888 geboren wurde und nach einem vom Vater erzwungenen Abbruch ihres Kunststudiums dennoch zu einer der bewundertsten Bildhauerinnen der Weimarer Republik aufstieg. Von ihr kommt nun die Bronze „Ponyhäuptling“ mit einem Schätzpreis von 5000 Euro zum Aufruf – wobei der Titel einen Chefvierhufer bezeichnet und nicht etwa einen darauf sitzenden Stammesführer. Denn das Pony ist eindeutig reiterlos. Weitaus exotischere Tiere finden sich auf dem charmanten Gemälde „Menagerie bei der Wanderung über den Pass“ von Heinrich Bürkel, das die beschwerliche Alpenüberquerung einer Schaustellergruppe zum Thema hat (Taxe 14.000 Euro).

Lesen wie Gott in Frankreich

Die feine französische Art des Lesens lässt sich nach erfolgreichem Gebot in Ketterers Buchauktion am 6. Juli in Hamburg zelebrieren: Zu den besonders seltenen Objekten aus unserem kultivierten Nachbarland gehört ein „Florilegium – Fleurs du Printemps et de l’Este“ mit nahezu 170 Pastellzeichnungen von Frühlings- und Sommerblumen. Dieses Schriftwerk aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hat eine Taxe von 35.000 Euro. Preislich knapp dahinter wird ein vollständiges und reich illuminiertes Stundenbuch zum Gebrauch von Troyes, das um 1480 in der gleichnamigen Stadt in der Champagne entstand, auf 30.000 Euro eingeschätzt. Joseph-Paul Gaimards monumentaler und reich illustrierter Forschungsbericht „Voyages en Scandinavie“ (1842–1856) in 30 Bänden geht mit einer Erwartung von 20.000 Euro an den Start.

Goldene Gabriele

Spät, erst im Alter von 60 Jahren, fand der Münchner Malerfürst Franz von Lenbach sein privates Glück. Der gefeierte Porträtmaler, der unter anderem die beiden deutschen Kaiser verewigte, heiratete 1896 die 25 Jahre jüngere Charlotte von Hornstein und bekam mit ihr drei Jahre später seine jüngste Tochter Gabriele. Lenbach hat sie nur als kleines Mädchen malen können, er verstarb, bevor sie eingeschult wurde. Bei Rehm in Augsburg kommt nun am 2./3. Juli eines seiner Bildnisse von Gabriele für sehr günstig taxierte 2500 Euro zum Aufruf. Erwähnenswert sind weiterhin zwei aus Nussbaum gearbeitete Frankfurter Pilasterschränke (Limit 1800 und 1400 Euro) sowie ein Frankfurter Wellenschrank (ab 1100 Euro) – alle aus dem 18. Jahrhundert. Sie stammen aus dem Nachlass des Kunsthändlers Florian Forchhammer, dessen größter Teil bereits Anfang des Jahres versteigert wurde.

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