Auktionen der Woche

Das Leben ist ein ruhiger Fluss

Auf unserer Auktionen-Watchlist für diese Woche: von der Neckar-Impression bei Richter & Kafitz in Bamberg bis zum fernöstlichen Fischer bei Zeller in Lindau

Von WELTKUNST Redaktion
07.09.2020

Pionier des Pleinairs

Über Eugen Bracht sollte man sich kein vorschnelles Urteil bilden, auch wenn er derzeit nicht im Rampenlicht der Kunstgeschichte steht. Dafür sind die eigenen Augen zum kennerschaftlichen Blick aufgerufen, wenn jetzt Richter & Kafitz in ihrer Auktion am 12. September in Bamberg ein Bild dieses vielseitigen Künstlers versteigern. Mit seinen akademischen Landschaften war Bracht einer der erfolgreichsten Maler im Kaiserreich. Nach 1890 gehörte er jedoch – zum Ärger Wilhelms II. – zu den ersten deutschen Impressionisten, schuf zugleich aber auch in sehr naturalistischem Stil Gebirgslandschaften, die symbolistisch aufgeladen sind. Avantgardist war Bracht nie, doch sein Malstil und seine Lichtregie sorgen immer für eine spezielle Aura. Wie auch das impressionistische Spätwerk beweist, das nun in der Auktion angeboten wird: Bei einladendem Limit von 2800 Euro kann man voraussichtlich günstig eine Neckarlandschaft ersteigern, die immer schöner wird, je länger man sie anschaut. Nur wer seine Landschaften mediterraner schätzt, sollte besser ausweichen – zum Beispiel auf die stimmungsvolle Venedig-Ansicht des Spätimpressionisten Otto Pippel zum Limit von 7500 Euro.

Otto Pippel Flanierende Spaziergänger auf dem sommerlichen Markusplatz in Venedig
Otto Pippels „Flanierende Spaziergänger auf dem sommerlichen Markusplatz in Venedig“ rufen Richter & Kafitz zum Limit von 7500 Euro auf. © Richter & Kafitz

Ein guter Fang

Der Fischer vom Bodensee kommt zur Abwechslung mal auf Fernost: Die Asiatica-Abteilung bei Zellers Herbstauktion vom 10. Bis 12. September in Lindau bietet als Blickfang eine japanische, knapp 30 Zentimeter große Kombinationsfigur aus der Kollektion von Prof. Paul H. Hübner und Gertrud Hirthe, Freiburg. Der stehende Fischer wurde in der Meiji-Zeit (1868–1912) aus verschiedenen Hölzern und Elfenbein geschnitzt. Die am Boden auf einem eingelassenen Rotlackplättchen signierte Skulptur überzeugt durch feinste Details, die die Handschrift eines Künstlers verraten, der mit verschiedenen Werkstoffen meisterlich umzugehen wusste. Das Limit beträgt 1400 Euro. Zellers Asiatica-Offerte ist auch noch dank der Einlieferung eines zweiten Privatkollektion  quantitativ wie qualitativ sehr gut bestückt: Rund 250 Netsuke aus der Luxemburger Sammlung von Kati und Marc Wilwers kommen zum Aufruf. 

Japanische Fischerfigur
Welchen Sammler wird die schöne japanische Fischerfigur aus der Meiji-Zeit, die Zeller zum Limit von 1400 Euro versteigert wohl an ihren Haken nehmen? © Zeller

Schmerz, der ewig währt

Zart auf Papier gebannt sitzt Maria, die Hände gefaltet, am Boden vor dem Leichnam ihres Sohnes. Die Kreuzabnahme mit dem Moment des unerträglichen Schmerzes einer Mutter hat Raymond de Lafage mit Tusche festgehalten. Arbeiten des 1656 geborenen französischen Barockkünstlers, der im Alter von nur 28 Jahren auf einer Reise nach Italien starb, sind häufig nur in seinem Heimatland zu finden. Das vorliegende Blatt, das bei den Auktionstagen von Hargesheimer mit Kunst und Antiquitäten vom 10. bis zum 12. September in Düsseldorf zum Aufruf kommt, hat die Maße 24,5 mal 18,5 Zentimeter und stammt aus der Sammlung Dr. Peter Posse, Dessau. Das Limit ist mit 800 Euro angesetzt. Beim Porzellan fällt ein seltenes frühes Teekännchen aus Meissen um 1722/1723 auf, das eine vermutlich von Johann Gregorius Höroldt gemalte Parklandschaft aufweist und als Vergleichsstücke ähnlich dekorierte Pokale im Rijksmuseum Amsterdam und in der Porzellansammlung Dresden hat. Hier beträgt das Mindestverkaufsgebot ebenfalls 800 Euro.

Raymond de Lafage Kreuzabnahme
Für die hochemotionale „Kreuzabnahme“ von Raymond de Lafage (1656–1684) hat Hargesheimer ein Limit von 800 Euro angesetzt. © Hargesheimer

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