Auf unserer Auktionen-Watchlist in dieser Woche: von legendären Reptilienresten bei Christie’s bis zum Prinzessinnen-Schminkspiegel bei Rehm
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05.10.2020
Über den Dinosaurier im Bilderladen wird noch zu reden sein. Zunächst ist jedoch erwähnenswert, dass ein weltweit führendes Auktionshaus erneut den Markt für die Kunst des 20. Jahrhunderts testet – nachdem eine vergleichbare Versteigerung jenes Hauses im Juli bereits für 79 Lose 421 Millionen Dollar brutto einbrachte. Der nun wieder von Christie’s anberaumte „20th Century Evening Sale“ am 6. Oktober in New York, der bei 59 Losen auch ein paar vorsichtige Abstecher ins 19. Jahrhundert wagt, war eigentlich als Termin außer der Reihe angesetzt. Da Christie’s seinen traditionellen Novembertermin in New York aber immer noch nicht bestätigt hat, fällt der ersten großen Abendauktion des Herbstes jetzt ziemliche Verantwortung zu. Imposantes Highlight ist mit einer Erwartung um 25 Millionen Dollar eines der nur selten angebotenen Stillleben von Paul Cézanne: »Nature morte avec pot au lait, melon et sucrier« (1900–1906). Die Taxe orientiert sich am Spitzenpreis von 25,5 Millionen Dollar, der 2007 für ein weiteres Stillleben derselben Zeit, ebenfalls mit Wassermelone, erzielt wurde. Dennoch stiehlt ein anderer Prominenter, der sich in die Auktion verirrt hat, dem Maler die Show: „Stan“, ein 67 Millionen Jahre alter Tyrannosaurus rex, der nach nach seinem Entdecker Stan Sacrison benannt wurde, soll in seiner skeletthaften Form nun mindestens sechs Millionen Dollar bringen.
Wer von heute auf morgen sein eigenes Antiquariat eröffnen möchte, kann bei Peter Kiefer in Pforzheim vom 8. bis zum 10. Oktober auf einen Lagerbestand von über 75.000 bereits beschriebenen, teils bibliografierten Werken – überwiegend aus dem 20. Jahrhundert – bieten, die komplett zur Taxe von 80.000 Euro offeriert werden. Unter den Einzelwerken ist das auf 15.000 Euro taxierte New Kreüterbuch von Leonhart Fuchs im Basler Druck von 1543 mit über 500 altkolorierten Pflanzenholzschnitten besonders bemerkenswert. Frederick Sanders prachtvolles Standardwerk der Orchideenkunde mit dem Titel Reichenbachia, das in London zwischen 1888 und 1894 entstand, ist auf 13.000 Euro geschätzt.
Wer ist die Schönste im Land? Diese Frage stellte sich möglicherweise auch Maria del Pilar, Prinzessin von Bayern (1891–1987), wenn sie vor ihrem Schminkspiegel saß. Das mit geschnitztem Elfenbeindekor versehene Möbel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wird bei den Auktionstagen von Georg Rehm am 8./9. Oktober in Augsburg zum Schätzpreis von 1200 Euro aufgerufen. Eingeliefert hat den Spiegel, der bei der großen Pilar-Ausstellung auf Schloss Nymphenburg gezeigt wurde, der Münchner Lederhosenladen-Besitzer Herbert Lipah, der auch noch weitere Objekte aus dem Besitz der Prinzessin zur Auktion beisteuert. Ebenfalls zum Aufruf kommen weitere Möbel aus dem zum Großteil bereits versteigerten Nachlass Florian Forchhammer – darunter ein süddeutscher Barockschrank aus Nussbaum (18. Jahrhundert) mit einem Schätzpreis von 2200 Euro.
Ib Geertsen gehört zu den wichtigsten Vertretern der dänischen Konkreten Kunst. Der 1919 in Kopenhagen geborene Künstler gestaltete in seinen 90 Lebensjahren viele öffentliche Gebäude und Parks seines Heimatlandes mit Malereien und (begehbaren) Skulpturen, seine meist farbkräftigen abstrakten Gemälde finden sich in den großen dänischen Museen. Bis zu drei Meter groß sind seine Mobiles, die er selbst „Luftzeichnungen“ nannte. Vier besonders prominente Beispiele davon, allesamt Unikate, werden im Rahmen der Design-Auktion am 7. Oktober im Wiener Dorotheum versteigert. Das 1,5 mal 1,1 Meter große „Cirkelmobile“ aus dem Jahr 1954 (Taxe 30.000 Euro) aus schwarz und blau lackiertem Eisen wirkt wie ein riesiger Bleistiftstrich im Raum, der sich – bedingt durch Luftzug oder Wind – ständig verändert.
Allmählich erinnern die Dimensionen an einen epischen Boxkampf: Bei Van Ham in Köln geht am 7. Oktober mit 600 zeitgenössischen Werken die 2019 begonnene Versteigerung der SØR Rusche Collection in sage und schreibe Runde sieben. Den Sammler Rusche überzeugten auch gesellschaftsrelevante Inhalte – so wie Birgit Brenners Gemälde „Wie kannst du mir das antun?“, in dem die Künstlerin in gemalter Frontalansicht die Reduzierung der Frau auf ihre Körperlichkeit anprangert (Taxe 600 Euro). Ein weiteres Highlight ist ein appetitliches großformatiges Stillleben von Cornelius Völker, auf dem mit pastosem Pinselstrich skizzierte Austern und Zitronenscheiben in faszinierenden Farbnuancen schillern (Schätzpreis 6000 Euro).