Lempertz versteigert am 8. Dezember die hochkarätige Altmeister-Sammlung Bischoff. Höhepunkt ist ein museales Gemälde von Georges de la Tour, das das Kölner Auktionshaus auf rekordverdächtige 4 Millionen Euro taxiert
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29.10.2020
Acht Jahre ist es her, da erzielte Lempertz für den „Alten Maler in seinem Atelier“ von Gerard Dou knapp 3,8 Millionen Euro. Das teuerste Altmeister-Gemälde, das in Deutschland jemals versteigert wurde, markiert seither die Spitze, die jeder neue Rekord dieser Epoche überwinden muss. Und Lempertz selbst will das nun schaffen.
Bis zu vier Millionen Euro erwartet das Kölner Auktionshaus für ein Bild aus der Sammlung Bischoff. Der 2005 verstorbene Unternehmer Hinrich Bischoff, der in Bremen und Berlin lebte, besaß ein unbestechliches Auge wie auch die finanziellen Mittel für erstklassige Werke des 16. und 17. Jahrhunderts. Darunter ein Gemälde des Holländers Marinus van Reymerswale, dessen „Geldverleiher“ die Experten von Lempertz auf 200.000 bis 300.000 Euro taxieren, oder das Andachtsbild einer betenden Maria von Quinten Massys, der im Antwerpen der Renaissance zu den führenden Malern gehörte. Die kleine Tafel, um 1520 datiert, wird auf mindestens 500.000 Euro geschätzt.
Das Spitzenstück der Auktion aber stellt ein Gemälde von Georges de la Tour dar. Um 1646 schuf der Meister nächtlicher Szenen das Porträt einer jungen Frau im Schein glühender Kohlen. „La Fillette au braisier“ zählt zu den charakteristischen Nachtbildern des barocken Malers aus Lothringen, andere hängen in Institutionen wie dem Louvre, dem Metropolitan Museum of Art oder dem Tokyo Fuji Art Museum. Knapp 50 Gemälde werden dem Künstler insgesamt zugeschrieben, und das Mädchen mit seinem von der Glut erleuchteten Leibchen und den fein sich kräuselnden Ärmeln des nur schemenhaft erkennbaren Kleides ist die letzte Nachtszene in Privatbesitz.
Ein museales Stück mit Signatur, vor 70 Jahren in Toulouse entdeckt und 1957 in einer Auktion von Sotheby’s in London für 2500 Pfund versteigert. Später kam es in die Sammlung Bischoff, wo es fast ein halbes Jahrhundert blieb und an zahlreiche Museen vom Prado bis zum Haus der Kunst in München verliehen wurde. Anfang 2006 hing es in der Bundeskunsthalle Bonn, die mit Antoine Watteau, Claude Lorrain und eben de la Tour „Französische Meisterwerke des 17. und 18. Jahrhunderts aus deutschen Sammlungen“ präsentierte.
Entsprechend erwartungsvoll blickt man bei Lempertz auf die Kölner Auktion am 8. Dezember. Erste Vorbesichtigungen finden schon statt, gerade hängt „La Fillette au braisier“ in der Berliner Dependance – gemeinsam mit weiteren Highlights der kommenden Versteigerungen. Dazu zählen, neben noch mehr Bildern der Sammlung Bischoff, ein nahezu ganzfiguriges Porträt von Heinrich George, das Gert Heinrich Wollheim 1928 von dem Schauspieler fertigte: schnell, intensiv und von unglaublicher Präsenz. Zwei kleine Arbeiten von Max Liebermann, eine monumentale Fotografie von Thomas Struth, zwei aufwändige Schatullen von Abraham Roentgen oder Meißner Porzellan aus der bedeutenden Sammlung Tono Dreßen komplettieren den ersten Blick auf das Angebot des Auktionshauses, das sich zum Jahresende so noch einmal selbst zum 175-jährigen Jubiläum gratuliert.
Vorbesichtigung Highlights: 31. Oktober bis 2. November
Lempertz Berlin, Poststr. 22, Sa/So 11-17 Uhr, Mo 9-20 Uhr
Lempertz Köln, Neumarkt 3
Auktion Sammlung Bischoff: 8. Dezember
Vorbesichtigungen in Köln nach Terminvereinbarung vom 6. bis 11. November