PIN.-Benefizauktion

Beflügelt zum Bieten

Die Benefizauktion der Freunde der Pinakothek der Moderne (PIN.) in München findet dieses Jahr im Internet als Livestream statt – mit herausragenden Werken der solidarischen Kunstwelt

Von Clara Zimmermann
12.11.2020
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 177

Museen mit so engagierten Förderern können sich glücklich schätzen: Unter dem Motto „Jetzt erst recht. Das ganze Leben ist eine Kunst“ geht in München die alljährliche Benefizauktion der Freunde der Pinakothek der Moderne (kurz: PIN.) in die mittlerweile 18. Runde. Mit Robert Ketterer wurde ein einflussreicher Auktionator als neuer Partner gewonnen. Ihm sollte es gelingen, über die anderen Veränderungen hinwegzutrösten, welche die Pandemie in diesem Jahr mit sich bringt: Die legendäre PIN.-Party mit rund 800 Gästen war ohnehin schon lange abgesagt, doch nun kann aufgrund der Schließung der Museen auch die traditionelle Saalauktion in der Rotunde der Pinakothek der Moderne nur digital übertragen stattfinden.

Aus der Live-Auktion mit Gästen im Saal wird am 21. November um 20.15 Uhr jetzt also ein Livestream mit Publikum im Internet – was den Spaß nicht mindern muss. Denn es lässt sich auch am heimischen Bildschirm gut mitfiebern, wann Robert Ketterer den Hammer niedersausen lässt. Mitbieten kann man online, am Telefon oder mit einem zuvor schriftlich eingereichten Gebot. Zudem gibt es noch die Möglichkeit, an einer zweiten Online-Only-Auktion teilzunehmen, deren Offerte seit dem 1. November im Internet steht und die noch bis zum 22. November, 15.00 Uhr, zu haben ist.

Dass die Lage in den Museen generell sehr ernst ist, verhehlt die Presseinformation zur PIN.-Benefizauktion nicht: „Hilfe und Solidarität für die Kunst sind jetzt wichtiger denn je“, ist dort zu lesen. „Corona hat den Museen einen gewaltigen Besuchereinbruch beschert. Sie stehen vor leeren Kassen, Haushaltssperren und Ausstellungsabsagen. Lang geplante Projekte sind auf Eis gelegt.“ Ob das neue Auktionsformat die Kassen füllen und den Erlös von einer knappen Million Euro aus dem letzten Jahr übertreffen kann, darf man zumindest hoffen. Neu ist in diesem Jahr auf jeden Fall, dass die einliefernden Galerien und Künstler erstmals einen substanziellen Teil des Auktionserlöses erhalten. Auch das ist gelebte Solidarität. Einige der beteiligten Künstler haben allerdings schon angekündigt, dass ihr Anteil sozialen Einrichtungen zu Gute kommen soll: Neo Rauch und Rosa Loy spenden ihren Erlös an ein Kinderhospiz, und auch der südafrikanische Künstler William Kentridge spendet seinen Anteil. Kentridges angebotenes Werk „Untitled (Calligraphic Birds III)“ erinnert an eine kurze Trickfilmsequenz – es besteht aus elf doppelten Buchseiten, auf denen der Künstler tintenschwarze Vögel gemalt hat. Der Galeriepreis für das Werk beträgt 196.000 Euro.

Die diesjährige PIN.-Auktion hat ein überhaupt ein besonders hochkarätiges Angebot mit vielen prominenten Namen. Ein Feuerbild von Otto Piene (Galeriepreis 92.800 Euro) ist ebenso dabei wie eine große Zeichnung von Georg Baselitz (Galeriepreis 232.000 Euro) oder eine Fotografie von Thomas Struth. Daneben sind eine Neonarbeit von Brigitte Kowanz zu finden, eine „Kompass“-Skulptur von Olafur Eliasson und Malerei von Günther Förg. Insgesamt werden fast 100 Arbeiten von internationalen Künstlern und Künstlerinnen zum Aufruf kommen.

PIN. Benefizauktion Michel Majerus
Pure Entspannung verspricht das Blau in der Acrylmalerei „Ohne Titel“ 1080 (2002) von Michel Majerus zum Galeriepreis von 34.800 Euro. © Michel Majerus Estate, 2020/Foto: Jens Ziehe, Berlin

David Goldblatt, einer der wichtigsten südafrikanischen Fotografen, ist mit einem ungewöhnlichen Ausschnitt eines Liebespaars vertreten. Die Fotografie „Couple at the Wilds“ wurde 1975 in Johannesburg aufgenommen und ist mit 24.500 Euro beziffert. Die afrikanische Goodman Gallery hat die Schwarz-Weiß-Fotografie für die Benefizauktion gestiftet und angekündigt, mit ihrem Anteil des Erlöses eine Stiftung in Mozambique zu unterstützen. Michel Majerus’ himmelblaue Farbwellen auf quadratischer Leinwand wirken bei längerem Betrachten sehr beruhigend. Aus seinem Nachlass eingeliefert, werden für das titellose Bild des tragisch früh verstorbenen Luxemburger Künstlers 34.800 Euro erwartet.

PIN. Benefizauktion Grace Weaver
Zum Heulen schön: „Crying (III, Outwards)“ malte Grace Weaver in diesem Jahr. In der Galerie kostet das Werk 23.800 Euro. © Grace Weaver & Soy Capitán, Berlin

Auch die junge Künstlergeneration ist prominent vertreten – etwa mit der 1989 in Vermont geborenen Künstlerin Grace Weaver. Beigesteuert von ihrer Berliner Galerie Soy Capitán ist ihr Bild „Crying (III, Outwards)“ auf 23.000 Euro veranschlagt. In ihrem typischen, poppigen Figurenstil und Knallfarben lässt Weaver eine junge Frau mit Pferdeschwanz so tränenreich heulen, dass man fast schon wieder lachen kann.

Service

AUKTION

Live Auktion am 21. November, 20.15. Uhr, kettererkunstlive.de

Online Only bis 22. November, 15.00 Uhr, ketterer-internet-auktion.de

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