Eidgenössische Klassiker der Moderne wie Ferdinand Hodler oder Cuno Amiet dominierten die Top-Zuschläge 2020 in der Schweiz, in Österreich erzielten im Krisenjahr alte Meister hohe Preise
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15.01.2021
Ganz oben in der Schweizer Auktionslandschaft steht 2020 Ferdinand Hodlers „Thunersee mit Niesen“. Koller schlug das zarte Panorama im Dezember für 3,5 Millionen Franken zu, das Dreifache seiner Schätzung. Der Schweizer Jugendstilklassiker Hodler ist gleich mit vier Gemälden in der Liste der Top Ten vertreten. Den zweiten Platz in der Liste der Schweizer Hitparade teilen sich eine Bronze von Alberto Giacometti, „Nu debout sur socle cubique“ von 1953, und ein Gemälde von Marc Chagall. Beide erreichten 1,865 Millionen Franken bei Kornfeld in Bern. 1947 malte der vielfach talentierte Le Corbusier die abstrakte Komposition „Figure 1 ou Ozon et Georges IV“, die bei Kornfeld 1 Million Franken einspielte. Bei den Top Ten der Schweiz darf Albert Anker nicht fehlen: Seine „Taufe“ brachte bei Beurret & Bailly/Galerie Widmer 1,2 Million Franken und liegt damit auf Platz drei.
Außerhalb der zehn höchsten Zuschläge versteigerte Schuler in Zürich im Sektor Asiatika etwa ein großes chinesisches Räuchergefäß mit Cloisonné-Email aus dem 19. Jahrhundert für 75.000 Franken. Jean Tinguelys kinetische Skulptur „Ovale stabilisé“ von 1959, die sich zur unteren Taxe von 350.000 Franken verkaufte, ist das Toplos von Sotheby’s Zürich.
Den Spitzenplatz in Österreich nimmt die „Dame in Rot mit blauem Hintergrund“ von Chaim Soutine ein. Der 1893 in Weißrussland geborene Künstler machte in den Zwanzigerjahren in Paris Karriere, wo Modigliani zu seinen engsten Freunden zählte. Das Bild war im Lauf des 20. Jahrhunderts unter anderem in den großen Museen von Montreal und Tel Aviv ausgestellt und traf jetzt im Dorotheum mit einem Zuschlag von 1,5 Millionen Euro genau seine Schätzung. Mit einer knappen Million Euro belegt das Altarbild „Anbetung der Könige“ des flämischen Malers Pieter Coecke van Aelst den zweiten Platz des österreichischen Rankings. Im Dorotheum erzielte das Werk einen Weltrekordpreis von 950.000 Euro und verdoppelte damit seine Schätzung. Auch die Versteigerung des Ölgemäldes „Das Jesuskind und der Johannesknabe“ von Peter Paul Rubens und seiner Werkstatt für 720.000 Euro, ebenfalls im Dorotheum, zeugt vom anhaltend großen Interesse an der Kunst der alten Meister. Das Dorotheum führt die österreichischen Auktionen unangefochten an: Neben der Moderne und den alten Meistern gab es auch in der Numismatik herausragende Ergebnisse, wie 340.000 Euro für den Golddukat Rudolfs II. von 1605, der damit den zehnten Platz des österreichischem Rankings markiert.
Einen Rekord für Koloman Moser, den Mitbegründer der Wiener Secession, brachte das Gemälde „Feldeinsamkeit“ im Auktionshaus im Kinsky mit einem Zuschlag von 750.000 Euro, das Werk belegt Platz drei der Top Ten in Österreich. Alfons Waldes „Bauernsonntag“ von 1933 markiert mit 300.000 Euro den höchsten Preis des Jahres beim Auktionshaus Hassfurther. Zunehmend gefragt sind die Werke des deutschen Künstlers Werner Berg, der in Kärnten eine Heimat fand. 80.000 Euro brachte bei Ressler die „Frau mit Kopftuch“ von 1967.
Die vollständige Liste der deutschen und der internationalen Top 20 lesen Sie in der Februarausgabe der WELTKUNST, die am 26. Januar erscheint.