Auf unserer Auktionen-Watchlist in dieser Woche: Kunst gegen das Fernweh – von Parisfotos bei Yann Le Mouel bis Spitzwegs Nilfantasie bei Nusser
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08.02.2021
Was gäbe man nicht alles dafür, wieder den Eiffelturm zu erklimmen und auf Paris blicken zu können. Wen akutes Fernweh nach der französischen Hauptstadt plagt, bekommt zumindest in der Fotografie-Auktion von Yann Le Mouel am 9. Februar in Paris ein Trostpflaster für die Seele: Der Fotograf Lucien Hervé erklomm 1944/1945 stellvertretend für uns das Wahrzeichen und machte ein Bild aus allerdings sehr ungewöhnlicher Perspektive – es zeigt das Gewusel der Menschen am Fuße des Eiffelturms (Taxe 1500 Euro). Weitere wichtige historische Positionen offeriert Yann Le Mouel im pandemiebedingt arg gebeutelten Auktionshaus Drouot (dort gab es im Jahr 2020 45 Prozent weniger Zuschläge und einen Reinverlust von 205 Millionen Euro). Zu nennen ist Brassaï, dessen Edition „Paris bei Nacht“ von 1933 zum Schätzpreis von 1500 Euro aufgerufen wird. Wir begegnen auch einem verliebten Paar, das Willy Ronis 1949 vor dem Eiffelturm mit der Kamera festhielt (Taxe 800 Euro). Und es gibt den „Kuss“ am Caféhaustisch von Henri Cartier Bresson aus dem Jahr 1969, der jetzt auf 2000 Euro taxiert ist. Solche Fotos machen klar: Paris lebt nicht allein von schönen Bauten – es sind die Menschen, die diese Stadt lebendig machen.
Reisen spielten für Carl Spitzweg eine große Rolle. 1829 fuhr er erstmals nach Italien, später nach Dalmatien, Prag, Berlin, Wien, Paris und London. Die dort entstandenen Skizzen setzte er später in Gemälde um. In seiner Fantasie reiste Spitzweg auch in außereuropäische Länder – und entwickelte aus seinen Vorstellungen heraus Bilder. Dazu zählen auch seine Wüstenlandschaften, wie das 24,5 mal 33 Zentimeter messenden Ölbild „Am Ufer des Nils“, das in der Auktion mit Kunst und Antiquitäten am 9. Februar bei Nusser in München mit 25.000 Euro aufgerufen wird. Spitzweg schuf nur wenige solcher Motive – sie waren kein Publikumserfolg. Die Auktion wird zeigen, wie der heutige Markt auf einen untypischen Spitzweg reagiert.
Der Torso einer hübschen, kleinen Buddha-Statue aus Indien (Gupta-Dynastie, 5. Jh. n. Chr.) ist mit einem Schätzpreis von 55.000 Euro das Toplos bei den Auktionen mit Antiken, Münzen und Medaillen am 10. bis 12. Februar bei Gerhard Hirsch Nachfolger in München. Das Objekt besticht durch die kunstvolle Ausarbeitung des Gewandes und die Ausgewogenheit der Körperhaltung. Mit rund 1800 Losen liegt jedoch rein zahlenmäßig das Hauptgewicht wie gewohnt bei den Münzen aus Antike, Mittelalter und Neuzeit. Hochdramatisch wirkt die Darstellung auf einem hervorragend erhaltenen Tetradrachmon aus dem nordgriechischen Akanthos (Taxe 6000 Euro). Das in der antiken Welt weit verbreitete Motiv des Löwen, der einen Stier reißt, ist typisch für die Tetradrachmenprägungen der an der Ostküste der Chalkidike gelegenen Griechenstadt und wurde dort im Laufe des 5. Jh. v. Chr. immer wieder abgewandelt. Im Gegensatz zu anderen, in ihrer expressiven Bildsprache geradezu barock wirkenden Varianten dieses Münztyps wirkt die hier angebotene Münze durch die Klarheit der Formen.