Sotheby's in Köln

„Die Zahl der deutschen Käufer hat sich verdreifacht“

Sotheby’s veranstaltet ab diesem Sommer Versteigerungen in Köln – eine Aufwertung des deutschen Kunstmarkts und Reaktion auf den Brexit. Wir sprachen mit Franka Haiderer, der neuen Deutschlandchefin des Auktionshauses

Von Lisa Zeitz
09.06.2021

Frau Dr. Haiderer, wie kam es zu der Entscheidung, dass Sotheby’s ab September wieder Versteigerungen in Deutschland durchführt?

Tatsächlich war das ein Prozess. Der Gedanke, Sales in Deutschland durchzuführen, war schon eine Zeitlang im Gespräch. Jetzt, im Zeitalter der Digitalisierung wird jeglicher Wandel beschleunigt. Mit der Einführung der Onlineversteigerungen auf dem deutschen Markt und der Etablierung Kölns als sechstes Verkaufzentrum von Sotheby’s in Europa, bauen wir natürlich auch auf den unglaublichen Erfolg des vergangenen Jahres auf: Mit 409 Online-Auktionen erzielte Sotheby’s einen Erlös von über 585 Millionen US-Dollar und erreichte letztlich einen konsolidierten Umsatz von 5,2 Milliarden US-Dollar in allen Verkaufsformaten in 2020. Zudem tragen wir mit dem Launch der Onlineauktionen natürlich auch der Dynamik des deutschen Marktes Rechnung. Die Umsetzung der neuen Online-Plattform ermöglicht einen Zugang zu einem weitaus umfassenderen Marktpotenzial – eine Erfahrung, die wir bereits im letzten Jahr machen konnten: Die Zahl der deutschen Käufer in den Online-Verkäufen von Sotheby’s hat sich verdreifacht. Aus dieser Erfahrung heraus möchten wir unseren Kunden, etablierten und neuen, einen optimierten und personalisierten Service vor Ort bieten, der zu flexiblen Möglichkeiten im Verkauf und Kauf führt. Der deutsche Markt ist ein spannender, lebendiger Markt und bietet großartige Chancen und Möglichkeiten, und wir freuen uns sehr, als erstes internationales Auktionshaus, als first mover, diese Sales in Deutschland, in Köln, zu etablieren.

Wie hat sich Deutschland vom Bezugszentrum zum Verkaufszentrum entwickelt?

Deutschland war schon immer ein wichtiges Sourcing Center für die globalen Auktionen von Sotheby’s. Und es ist nun an der Zeit, wenn Sie mögen, das Momentum, das Land zusätzlich in ein Verkaufszentrum zu entwickeln. Dafür braucht es eine Vision, die wir nun umsetzen, in Köln, in einem der wichtigen Zentren der Kunstwelt. In einer Stadt und einer Region mit einer hohen Dichte an Sammlern und vielen Institutionen für zeitgenössische und moderne Kunst. Wir hoffen, dass Köln zu einer Anlaufstelle für Sammler aus Deutschland und den Nachbarländern, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Österreich wird.

Franka Haiderer Sothebys
Franka Haiderer ist die neue Deutschland-Chefin von Sotheby's. © Sotheby‘s /Patrick Langwallner

Wie groß wird Ihr Team in Deutschland sein?

Wir werden uns marktseitig mit weiteren Ressourcen verstärken. Bereits jetzt sind wir mit Eva Donnerhack, Direktorin, Spezialistin für Kunst des Impressionismus & Moderne, welche als Head of Sales Germany die Auktionen verantworten wird, bestens positioniert. Unterstützt wird sie von Bastienne Leuthe, Senior Director, Spezialistin für Contemporary Art, die diesen Bereich in Deutschland leitet, sowie Joelle Romba, Direktorin des Standorts Berlin und Spezialistin für Gegenwartskunst, welche als Co-Head die NOW-Auktion mitbetreut, sowie Herbert van Mierlo,  Senior Director, Spezialist für Fine & Decorative Arts. Und ab dem 5. Juli wird Barbara Guarnieri als Leiterin unseres Standortes in Köln und Spezialistin für Contemporary Art unser Team verstärken. More to come…. Darüber hinaus ist die Unterstützung des gesamten deutschen Teams an den Standorten in München, Hamburg, Berlin und Frankfurt/Main sowie den europäischen Ländern gewiss.

Wie hat sich Köln gegen die anderen Standorte durchgesetzt?

Zunächst hat Köln eine lebendige Kunstszene. Die in der Stadt ansässigen Museen, zahlreichen Galerien und die von Künstlern betriebenen Ausstellungsflächen bieten ein vielfältiges Angebot über das Jahr hinweg und sind ein Anziehungspunkt für Kunstbegeisterte und Künstler aus der ganzen Welt.  Hinzukommt, dass in Köln mit der Art Cologne eine der ältesten Kunstmessen der Welt für klassische Moderne, Nachkriegskunst und zeitgenössische Kunst beheimatet ist, die jährlich zum Hotspot für die wichtigen Akteure des globalen Kunstmarktes – Sammler, Galeristen, Kuratoren, Museumsdirektoren, Künstler – wird. Und nicht zuletzt zählt Köln mit dem Rheinland und den angrenzenden Beneluxländern zu Europas Region mit der höchsten Industrie-, Kapital- und Sammlerdichte.

 Welche Auktionen sind geplant, und welchen Umsatz erwarten Sie mit ihnen?

In diesem Jahr planen wir drei Auktionen. Mitte September die Eröffnungsauktion, die Modern & Contemporary Art gewidmet ist und Werke beinhaltet mit Schätzpreisen von 3.000 bis 300.000 Euro. Im November folgt dann die kuratierte NOW-Auktion, die sowohl Designobjekte, Fotografien als auch Werke junger, aufstrebender Künstler der Gegenwart umfasst. Und eine weitere Auktion im Herbst, welche eine breite Auswahl an Luxusobjekten präsentiert. Und natürlich habe ich eine Erwartung, was den Umsatz betrifft, und dafür werden wir hart arbeiten müssen, doch mehr dazu, wenn wir einmal gestartet sind.

Welche Herausforderungen erwarten Sie, und welche Hoffnungen verbinden Sie mit Sotheby’s in Deutschland?

Wir sehen positiv und gespannt in die Zukunft und freuen uns, die Herausforderungen anzunehmen. Damit wollen wir unseren bestehenden Kunden und hoffentlich vielen neuen Kunden, die den lokalen Zugang bevorzugen, eine weitere Option in Europa anbieten, um direkt vor Ort in Köln Kunst- und Luxusobjekte einzuliefern und diese auch zu kaufen.

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