Deutsches Porzellan bei Metz

Geschenk vom Preußen-Onkel

Die Herbstauktion „Ausgewählte Kunstobjekte“ im Heidelberger Auktionshaus Metz ist in erster Linie dem frühen deutschen Porzellan gewidmet

Von Sebastian Preuss
07.10.2021
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 15

Obgleich Meissen das große Innovationszentrum der Porzellanmalerei war, gingen Stücke von dort immer wieder auch an Hausmaler. Unter Sammlern sind diese Stücke oft sehr begehrt, weil sie selten sind und eine charakteristische künstlerische Handschrift tragen. Das Auktionshaus Metz offeriert auf seiner Herbstauktion, die unter dem Titel „Ausgewählte Kunstobjekte“ in erster Linie dem frühen deutschen Porzellan gewidmet ist, zwei außergewöhnliche Prunkvasen. Die in einer floralen Kartusche geschriebene Jahreszahl 1715 bezieht sich wohl auf die Bemalung der Stücke. Der Stil und zwei Initial-Signaturen weisen auf die Augsburger Hausmalerfamilie Auffenwerth. Zwischen kräftigen, vergoldeten Reliefornamenten zeugen feine Chinoiserien von der Virtuosität der Werkstatt. Taxiert auf 100.000 Euro, ist das Vasenpaar das Spitzenlos.

Metz Porzellan Vasenpaar
Die zwei außergewöhnlichen Meissener Prunkvasen wurden 1715 in der Werkstatt der Augsburger Hausmalerfamilie Auffenwerth mit feinen Chinoiserien bemalt. Mit einer Schätzung von 100.000 Euro ist das Vasenpaar das Spitzenlos. © Metz, Heidelberg

Wie schon 2020 konzentriert Metz auch in diesem Jahr wieder die bedeutenden Stücke und die bessere „Mittelklasse“ des Porzellans auf einen Termin im Oktober, ergänzt durch einige interessante Stücke aus anderen Gattungen. Schon der Auftakt der 300 Lose ist fulminant: zwanzig goldene Tabatieren des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, meist von Pariser Goldschmiedemeistern gefertigt. Der Einlieferer erwarb meist bei französischen und deutschen Händlern zu hohen Preisen, die im Metz-Katalog genannt werden. Die Taxen zwischen 3000 und 20.000 Euro erscheinen da eher moderat – und wohl realistisch. Das auf 60.000 Euro angesetzte Spitzenstück stammt aus Dresden, eine Tabakdose mit Achateinlagen aus der Werkstatt des Hofjuweliers Johann Christian Neuber.

Liebhaber von Rokokomöbeln werden sich einen Schrank aus Mainz, entstanden 1760, genau anschauen. Architektonisch mit Sockel, Pilastern und geschweiftem Gebälk gestaltet, fasziniert er durch seine raffinierten Furnierintarsien. Mit 40.000 Euro liegt die Schätzung auch hier deutlich unter dem kunsthistorischem Wert. Eine Rarität des 18. Jahrhunderts ist eine Gruppe steinerner Park-Objekte, die der im Fränkischen wichtige Bildhauer Ferdinand Tietz für Schloss Seehof bei Bamberg fertigte. Ein Brunnen, ein Tisch mit Rocaille-Fuß, geschwungene Bänke und ein Faun: authentisches Rokoko für die heimische Grünanlage (Taxen 3000 bis 5000 Euro).

Nach dieser Ouvertüre beginnt die große Porzellan-Oper, in der es natürlich vor allem um die Blütezeit in Meissen geht. Hier kann Metz ein wahres Feuerwerk zünden. Das beginnt mit zwei Kannen aus Böttgersteinzeug, entstanden kurz nach der Manufakturgründung 1810 (jeweils 36000 Euro). Weiter geht es mit einer ganzen Parade von Stücken, die der geniale Porzellanmaler Höroldt mit Chinoiserien versah, taxiert zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Etwa zwei birnförmige Vasen mit Sockeln, Henkeln und Ausgüssen aus feuervergoldeter Bronze (12.000 Euro). Oder eine 1723 / 24 entstandene Kanne, auf deren Wandung sich eine chinesische Teezeremonie abspielt (17.500 Euro). Ein Walzenkrug bringt Höroldts akribische, immer auch ein wenig humorvolle Genremalerei über die ferne Welt, die er selbst nur von asiatischen Porzellanen kannte, besonders schön zur Geltung (18.500 Euro).

Metz Porzellan Tabatiere
Die Tabatiere mit vergoldeter Montur und Malerei von Christian Friedrich Herold entstand um 1723/24 in Meissen. Sie soll mindestens 16.000 Euro bringen. © Metz, Heidelberg

Tabatieren waren damals nicht nur in der Goldschmiedekunst, sondern auch in den Porzellanmanufakturen beliebte Verkaufsobjekte. Neben einigen Stücken mit Höroldts Chinoiserien kommen auch zwei Tabakdosen von dessen Schüler Christian Friedrich Herold zum Aufruf. Der Stil seiner Landschaften, Hafen und Kaufmannsszenen ist zuweilen etwas skizzenhaft, was ihn umso wirkungsvoller macht (14.000 und 16.000 Euro).

Auch die Freunde des Meissener Modelleurs Johann Joachim Kändler, der in schier unerschöpflichem Erfindungsreichtum die Welt in Kleinskulpturen nachbildete, kommen auf ihre Kosten. Herrlich etwa ist sein Harlekin, der mit einer Kanne auf einem Baumstumpf seine Faxen treibt, das Gesicht zu einer zähnefletschenden Grimasse verzogen, von feiner Malerei akzentuiert – ein Spitzenstück der Auktion, die Taxe von 36.000 ist womöglich noch nicht das Ende vom Lied.

Metz Porzellan Teller
Der KPM-Teller aus dem Patenservice für Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin demonstriert den hohen Malereistandard in der Berliner Manufaktur um 1840. Schwer vorstellbar, dass es bei den taxierten 2000 Euro bleibt. © Metz, Heidelberg

Neben der epochalen Meissener Figurenkunst geraten die Werke anderer deutscher Manufakturen leider meist ins Hintertreffen. Oft zu Unrecht, wie die Frankenthaler Laube mit einem beschwingten, weintrinkenden Liebespaar beweist. Sollte es beim Schätzwert von 5500 Euro bleiben, bekäme man große Kunst für mehr als moderates Geld. Ein Hauptwerk deutscher Porzellankunst aus der Manufaktur Fulda ist die Maria Immaculata, Verkörperung der unbefleckten Empfängnis. Nur zehn Ausformungen sind bekannt, sieben davon in Museen (Taxe 24.000 Euro).

Stolz ist man bei Metz auf drei Prunkteller, die den hohen Malereistandard in der Berliner Manufaktur um 1840 demonstrieren. König Friedrich Wilhelm III. war der Patenonkel von Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin und schickte diesem zu jedem Weihnachtsfest einen neuen Teller. Prominente Herkunft, beste Feinmalerei: Schwer vorstellbar, dass es bei den taxierten 2000 Euro bleibt.

Service

AUKTION

Metz Heidelberg

Auktion 9. Oktober
Besichtigung 4. bis 8. Oktober

www.metz-auktion.de

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