PIN Auktion

Benefizauktion in München

Die PIN.-Benefizauktion der Freunde der Pinakothek der Moderne steht dieses Jahr unter dem Motto „Kunst küsst wach“. Die Live-Auktion findet am 20. November in der Rotunde der Pinakothek der Moderne statt

Von Susanne Lux
19.11.2021
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 18

„Wir wollen die Kunst aus dem Dornröschenschlaf holen“, sagt Katharina von Perfall, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins „Freunde der Pinakothek der Moderne“. Die PIN.-Benefizauktion steht daher in diesem Jahr unter dem Motto „Kunst küsst wach“. Die Auktion findet am 20. November in der Rotunde der Pinakothek der Moderne statt. Die Veranstaltung, die im vergangenen Jahr nur online abgehalten werden konnte, soll jetzt wieder – trotz aktueller Pandemiebeschränkungen – zu einem Fest für die Kultur werden. Dass der Abend in diesem Jahr kleiner ausfällt, sollte den Erlös nicht schmälern. Denn es besteht auch die Möglichkeit, online und am Telefon zu bieten. Und 2020 wurde selbst mit der rein digitalen Versteigerung ein sehr gutes Ergebnis erzielt: knapp drei Millionen Euro. Zudem wird im Hotel zur Tenne in Kitzbühel eine Satelliten-Veranstaltung abgehalten, auch von dort aus kann man direkt seine Gebote abgeben. Um die Auktion herum werden Vorträge und Führungen durch die Ausstellung der Lose angeboten.

Der Münchner Auktionator Robert Ketterer leitet in diesem Jahr zum zweiten Mal die Veranstaltung. Die Kooperation mit seinem Haus hat sich für PIN. als sehr vorteilhaft erwiesen, weil auch direkt über die Website des Auktionshauses gesteigert werden kann. Schon vom 1. bis zum 21. November findet hier die separate Online-Only-Auktion von PIN. statt.

50 Prozent des Erlöses gehen an die Künstler, die ihre Werke zur Verfügung stellen, die anderen 50 Prozent kommen dem angespannten Budget der vier Häuser unter dem Dach der Pinakothek der Moderne zugute (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Graphische Sammlung München, Architekturmuseum der TUM und die Neue Sammlung) sowie dem Museum Brandhorst. Viele Vermittlungsprojekte und Ausstellungen würde es ohne die Unterstützung von PIN. nicht geben.

PIN Auktion
Angela Bullochs „Bent Column: Medium“ von 2016 kommt bei der PIN-Benefizauktion zum Aufruf. © Eberle & Eisfeld, Esther Schipper, Berlin

Einige der Künstler sind aufgrund der momentan schwierigen Situation und daraus resultierenden Umsatzeinbußen auf ihren Gewinn angewiesen. Andere verzichten wiederum auf ihren Anteil. Der Amerikaner Ed Ruscha zum Beispiel möchte den kompletten Betrag dem Verein überlassen. Er ist mit „Rusty Region“, das erst in diesem Jahr entstand, vertreten. Wie in vielen seiner Werke nutzt er auch hier die Sprache als bildliches Material. Er stellt den Begriff „Rusty Region“ ins Zentrum, womit er auf den sogenannten amerikanischen Rostgürtel hinweist – die verarmten Industriestädte im Nordosten und mittleren Westen der USA. Der Galeriepreis der Arbeit beträgt 110.000 Euro, was ein Orientierungspunkt für die Käufer sein soll. Aufgerufen wird das Werk – wie auch alle anderen – bereits für einen niedrigeren Betrag. Die Preise verstehen sich alle inklusive Mehrwertsteuer. Auch Aufgelder auf die Hammerpreise werden – wie in der Vergangenheit – nicht erhoben. Der Zuschlag ist somit tatsächlich auch der Rechnungsendpreis.

Etwa 80 Lose internationaler Künstler kommen zum Aufruf, Werke aus unterschiedlichsten Kulturen. Karl Horst Hödickes Pop-Art-Werk „Bestecke“ aus dem Jahr 1972 (Galeriepreis 107.000 Euro) ist eines der Highlights. Darin leuchten uns wie von einer Werbetafel die Umrisse einer gelben Gabel entgegen, darüber in Großbuchstaben das Wort „Bestecke“. Es sind die Merkmale des deutschen Wirtschaftswunders, die der deutsche Künstler benutzt, von Werbeanzeigen bis zu Neonröhren.

Die in Berlin und London lebende, neben Young British Artists wie Tracy Emin oder Damian Hirst berühmt gewordene Künstlerin Angela Bulloch fordert uns mit ihrer „Bent Column: Medium“ aus dem Jahr 2016 heraus, immer wieder neue Sichtweisen einzunehmen. Die Plastik, die aus fünf übereinander gesetzten Polyedern besteht, wird zum Galeriepreis von 39.300 Euro angeboten. Mit wechselndem Blickwinkel ändert sich das Aussehen, die Form und die Farbigkeit des Werks. Um die Arbeit vollständig wahrzunehmen, muss der Betrachter sie umkreisen. Abstand, Schnelligkeit und Richtung bestimmen dabei das jeweilige Aussehen. So ist es auch dem Betrachter selbst überlassen, wie er sich dem vielseitigen Werk nähert. Bullochs Kunst schult die Wahrnehmung, ist aber manchmal auch nur schwer zu fassen.

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Rätselhafte Formen und Figuren ziehen sich durch das das Werk „Bootleg Pharaos“ von Jeff Elrod (2020). © Jeff Elrod, Galerie Max Hetzler, Berlin/Paris/London

Bemerkenswert ist auch „Bootleg Pharao“ des Amerikaners Jeff Elrod, der mit digitalen und analogen Techniken arbeitet. Der Begriff „Bootleg“ steht für Raubkopie und weist auf die Kopier-Praxis im Internet hin, wo immer alles verfügbar scheint, aber dennoch kaum greifbar ist. Im Bild sind rätselhafte Formen und Figuren zu erkennen, die wie hinter einer Milchglaswand verschwinden.

Das positive Gefühl, das sich mit der Rückkehr zur Präsenzveranstaltung in diesem Jahr verbindet, vermittelt wohl am besten Jeremy Dellers „Justified and Ancient“ von 2014. Ein leuchtend gelber Smiley, dessen Augen aus neolithischen Werkzeugen bestehen, lacht dem Betrachter ins Gesicht. Gewollt anspruchslose, heitere Volkskunst verbindet der Londoner mit historischen Gebrauchsgegenständen. Deller selbst sagt von seinem Werk, es sei „sozialer Realismus“.

Service

Benefizauktion

PIN.,

Pinakothek der Moderne, München,

Live-Auktion 20. November,

Online-Only-Auktion bis 21. November,

Vorbesichtigung in der Pinakothek der Moderne

pin-freunde.de

kettererkunstlive.de

ketterer-internet-auktion.de

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