Sammlerseminar

Wissenswertes über Napoleonika

Welche Museen erweisen dem Kaiser die Ehre? Wer versteigert Napoleonika? Und welche Quellen zu Napoleon gibt es online? Ein Überblick

Von Peter Dittmar
06.12.2021
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 193

Welche Museen haben die besten Napoleon-Sammlungen?

„Alles, was die Welt wahrnimmt, sind seine Siege.“ Doch so einfach, wie es einst Chateaubriand resignierend formulierte, ist die Sache nicht – auch wenn die Museen, die Napoleons Namen führen, meist die feierlichen Töne den skeptischen vorziehen. Das Château de Fontainebleau vor Paris, wo 1986 in dem Flügel, in dem er einst die École spéciale militaire (später Saint-Cyr) gründete, ein Museum eingerichtet wurde, erweist dem Kaiser wie der weitverzweigten Familie Buonaparte mit rund 500 Objekten Ehre. Nicht anders ist es im Schloss Malmaison in Rueil-Malmaison westlich von Paris, ehemals Landsitz von Napoleon und Joséphine, mit einer Sammlung von Möbeln und Gemälden des 19. Jahrhunderts. Oder mit dem Musée Napoléon de la Pommerie in Cendrieux im Périgord, einem kleinen Schloss, das einst der Enkelin von Jérôme, dem zeitweiligen König von Westphalen, gehörte. Oder mit dem Musée Napoléon in Brienne-le-Château, das an die Jahre von 1779 bis 1784 erinnert, in denen er als Internatszögling an der dortigen königlichen Militärschule studierte.

Daneben gibt es zwischen Schweden und Südafrika, Korsika und Kuba viele Gedenkstätten, 133 Orte verzeichnet die Seite napoleon.org/en/magazine/places. Dazu gehört etwa das 1927 eingerichtete Museo Napoleonico in Rom mit der Sammlung des Grafen Giuseppe Primoli, des Enkels von Lucien Bonaparte. Oder das Napoleonmuseum Arenenberg in dem kleinen Schloss am Untersee des Bodensees unweit von Konstanz, dem Exil von Napoleons Stieftochter Hortense de Beauharnais und ihrem Sohn, dem späteren Kaiser Napoleon III. Es huldigt deshalb mit seinen reichen Beständen dem Ersten Kaiserreich genauso wie dem Zweiten. In Deutschland erinnert am Fuße des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig das 1999 eröffnete Museum Forum 1813 als Teil des Stadtgeschichtlichen Museums unter anderem mit einem 15 Quadratmeter großem Diorama und einstigen Besitztümern des bei Leipzig ertrunkenen Marschalls Poniatowski an den Anfang von Napoleons Ende.

Welche Händler und Auktionshäuser sind auf dem Gebiet aktiv?

Obwohl das Angebot an Napoleonika unüberschaubar ist, gibt es keine Händler, die sich allein darauf konzentrieren. Sammlerinnen und Sammler können auf dem Flohmarkt genauso wie bei der Tefaf fündig werden. Die in Paris und Peking operierende Galerie Imperial Art hat immer Werke aus dem Umfeld Napoleons im Angebot, wie derzeit ein Porträt des Kaisers im Hermelinmantel aus der Werkstatt von François Gérard. In London findet sich Malerei der Zeit in der Stair Sainty Gallery, in Gündisau in der Schweiz ist der Antiquitätenhandel von Richard Redding zu empfehlen, wo es zum Beispiel exquisite feuervergoldete Empire-Objekte gibt.

Napoleonika Sammeln Service
Das Schloss Malmaison in Rueil-Malmaison westlich von Paris, ehemals Landsitz von Napoleon und Joséphine, ist weitgehend mit der authentischen Ausstattung des Kaiserpaars erhalten. © Château de Malmaison

Mehr noch als der Handel versprechen sich Auktionshäuser zusätzlichen Zuspruch von „Napoleon“ als Motto – dem auch die weitläufige Verwandtschaft sowie generell die Jahrzehnte des Ersten und Zweiten Kaiserreichs zugerechnet werden. Das gilt vor allem für Osenat in Fontainebleau, wo unter den regelmäßigen Napoleon-Auktionen die Auflösung des Musée Napoléon der Grimaldis 2014 herausragt, aber auch „The Christopher Forbes Collection“ 2016, bei der rund 1300 Briefe und Manuskripte und mehr als 500 Gemälde zugeschlagen wurden. Und wer die Versteigerungen im Drouot verfolgt, wird immer wieder auf Napoleonisches stoßen. Christie’s rief 1987 „A Collection of Napoleonic Memorabilia“ auf, und Hampel wandte sich 2015 in München mit der Auktion der Sammlung Jürgen Kattwinkel dem Gebiet zu, das Alltagsbeiläufigkeiten, Autografen, Medaillen, Waffen und Kunstwerke jeglicher Couleur einschließt. Dieses Jahr feierte Sotheby’s in Paris den 200. Todestag mit der Auktion „Les Arts sous Influence: Napoléon“, Bonhams in London mit „Napoleon Bonaparte. The British Sale“, und am 1./2. Dezember wird Neumeister in München die Auktion „Napoleon und seine Zeit“ abhalten.

Welche Bücher bieten einen guten Einblick in das Thema?

Zwar gibt es keinen allgemeinen Leitfaden zum Sammeln von Napoleonika, jedoch bieten viele Bücher Ansätze für spezielle Themen: 2021 erschien etwa der Magdeburger Bestandskatalog „Napoleon in der Karikatur“ (Hg. Gabriele Köster u. Karin Kanter). Lisa und Joachim Zeitz behandeln in „Napoleons Medaillen“ (2003) die numismatische Perspektive. Einen Eindruck von dem, was sammelnswert ist, vermittelt auch der Katalog der Bonner Schau „Napoleon und Europa, Traum und Trauma“ (2010). Hilfreich ist die Website fondationnapoleon.org mit dem Online-Journal „Napoleonica“, Forschungsberichten auf Englisch und Französisch und Links zu digitalisiertem Archivmaterial wie etwa 3928 Briefen von Vivant Denon aus der Zeit des Konsulats und des Kaiserreichs.

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