Bild des Tages

Wie sich Andy Warhol selbst sah

Phillips in New York versteigert das erste gemalte Selbstporträt von Andy Warhol, es stammt noch aus seiner Zeit in Pittsburgh

Von Simone Sondermann
15.11.2022

Es gibt Künstlerinnen und Künstler, deren Gesicht wird einem über die Jahre so vertraut, als würde man sie persönlich kennen, als begleiteten sie einen durchs Leben. Andy Warhol ist einer von ihnen. Die silberne Perücke mit den exaltiert abstehenden Haaren, die blasse Haut, die großen Brillen, der fast immer ernste Blick – damit wurde er, der große Antreiber der Pop-Art, selbst zur Pop-Ikone und zu jemandem, den wir unter Tausenden wiedererkennen. Im Jahr 1948 war das noch nicht so. Da war Warhol, der damals, mit 20, noch Andrew Warhola hieß, einer von vielen Studenten der Gebrauchsgrafik am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh. New York, die Factory, der Siebdruck, die vielen Schönen und Reichen, die seine Entourage werden sollten, das Attentat, all das lag noch vor ihm. Das Gemälde „Nosepicker I“ ist sein erstes gemaltes Selbstporträt und so wunderbar respektlos wie der extensive Untertitel „Why Pick on Me (The Broad Gave Me My Face But I Can Pick My Own Nose)“. Mehr als siebzig Jahre lang war das Werk in Besitz von Andy Warhols Familie, nun kommt es zum ersten Mal zur Auktion.

Übrigens: Phillips New York versteigert „Nosepicker I“ im Evening Sale am 15. November und schätzt das Bild auf 300.000 bis 500.000 Dollar.

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