Rekord im deutschen Auktionswesen

Rekord für Max Beckmann

Endlich gibt es im deutschen Auktionswesen einen Hammerpreis im zweistelligen Millionenbereich. Max Beckmanns „Selbstbildnis gelb-rosa“ hat bei Grisebach in Berlin 20 Millionen Euro erzielt

Von Lisa Zeitz
16.12.2022

Ein deutscher Auktionsrekord: Max Beckmanns „Selbstbildnis gelb-rosa“ hat bei Grisebach in Berlin am Donnerstagabend den Hammerpreis von 20 Millionen Euro erzielt, das sind mit Aufgeld 23,225,000 Euro. Noch nie wurde ein Kunstwerk in Deutschland auch nur für annähernd so viel versteigert – zuvor lag der Rekord bei 9,5 Millionen Euro für eine chinesische Bronzefigur der Ming-Dynastie, die das Stuttgarter Auktionshaus Nagel 2021 vermittelt hatte. Das teuerste in Deutschland zugeschlagene Gemälde war bisher auch ein Werk von Beckmann, „Die Ägypterin“ für 5,5 Millionen Euro, 2018 ebenfalls bei Grisebach.

Das „Selbstbildnis gelb-rosa“ malte Max Beckmann 1943 im Amsterdamer Exil. Der markante Schädel mit dramatischen Schatten im Gesicht, die Arme verschränkt, im Hintergrund ein Spiegel, drückt das überlebensgroße Bild sowohl die Existenzbedrohung als auch die Entschlossenheit eines Künstlers aus, den die Nazis als „entartet“ gebrandmarkt und hunderte seiner Werke aus deutschen Museen beschlagnahmt hatten. „6 Stunden Selbstportrait mit rot und gelbrosa – glaube fertig. Enorm angestrengt“, notierte Beckmann damals, Mitte November mitten im Krieg, in sein Tagebuch. Als Geschenk des Künstlers an seine Frau Mathilde Quappi Beckmann, mit der er 1947 in die USA übersiedelte, blieb es lange im Besitz der Familie und ging, wohl 1996 für fünf Millionen D-Mark, über die Berliner Galerie Pels-Leusden in eine Schweizer Privatsammlung. Daher entfiel, dass möglicherweise das deutsche Kulturgutschutzgesetz gegriffen hätte und nur deutsche Käufer in Frage gekommen wären.

Max Beckmann Selbstbildnis
Max Beckmanns „Selbstbildnis gelb-rosa“ hat bei Grisebach in Berlin 20 Millionen Euro erzielt. © Grisebach, Berlin

Im Katalog steht „Schätzpreis auf Anfrage,“ und auf Anfrage lagen die Erwartungen bei stolzen 20 bis 30 Millionen Euro. Diese Schätzung orientierte sich an den bisher versteigerten Werken: Der New Yorker Sammler Ronald Lauder hatte 2001 bei Sotheby‘s das „Selbstbildnis mit Horn“ für 22,6 Millionen Dollar brutto ersteigert, Christie’s markierte 2017 den Beckmann-Rekord mit dem großen Werk „Hölle der Vögel“ für 36 Millionen Pfund.

Die Stimmung im Auktionssaal von Grisebach auf der leicht verschneiten Fasanenstraße war gespannt, das Publikum, darunter viele Journalisten, neugierig auf das Meisterwerk, das als Los Nr. 19 aufgerufen wurde. Auktionator Markus Krause nahm souverän und cool Gebote in Millionenschritten entgegen: Von 14 Millionen schaukelte sich der Preis zwischen drei telefonisch zugeschalteten Bietern bis auf 20 Millionen Euro. Applaus. Ein historischer Moment und ein starkes Signal für den deutschen Kunstmarkt. Wer hat das Bild gekauft? Bernd Schultz, der einst über Pels-Leusden zur Kunst kam und einer der Gründer des Auktionshauses Grisebach ist, hatte den glücklichen Sammler am Handy. Seinen Namen nannte er nicht, nur so viel: Es soll sich um eine bedeutende Schweizer Privatsammlung handeln.

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