Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend? In unserer Reihe „10 unter 10.000“ durchforsten wir jeden Monat Galerien und Auktionshäuser nach Kunst, die (noch) erschwinglich ist. Folge 6: Kunst aus dem Supermarkt und ein Holzschnitt der Meiji-Zeit
ShareDie kleine Shop „Post Modern Collection“ aus dem nordholländischen Amsteelven bietet Kunst- und Designobjekte zu erschwinglichen Preisen, denn Gründer Woes van Haaften hat es sich zum Ziel gesetzt, dass ein jeder oder jede sein Leben durch den Erwerb von Kunstwerken bereichern möge. Alle Stücke im Angebot sind Unikate und wurden exklusiv für Post Modern Collection erschaffen. So etwa die Cut-out-Postkarte von Arjan de Nooy. Der niederländische Fotograf schuf eine Serie rund um die fiktive Künstlerin Emma Couperus, die Anfang des 20. Jahrhunderts Hintergrundbilder für Studiofotografen malte. Als Bezahlung verlangte sie stets ein Foto vor ihrem Gemälde. Die kleine Postkarte von 2020 (signiert und nummeriert) mit den signifikanten Leerstellen ist also eine Art Trophäe, die ihre neuen Besitzer in die Geschichte der frühen Fotografie und eine erdachten Künstlerbiografie hineinzieht. Sie kostet 95 Euro.
Der im Jahr 1968 geborene und in Düsseldorf lebende Künstler Dietmar Lutz ist bekannt für seine großformatigen Gemälde, die Szenen aus dem Alltag aufgreifen. Anfang vergangenen Jahres bespielte Lutz die Kunsthalle Düsseldorf mit einer imposanten, insgesamt 25 mal 1,67 Meter großen Leinwand. Seine Bilder stehen für sich und erzählen doch in ihrer Gesamtheit eine Geschichte. „Strandung“ heißt die 15-teilige Edition, die die Münchner Galerie VogelART für je 2.500 Euro anbietet. Auf 305 mal 54 cm langen Leinwandbahnen druckte Lutz drei seiner Motive – das vierte Motiv ergänzte er per Hand, jeweils ein anderes. Eine gemalte Kurzgeschichte, deren Ende variiert und die in pastellig-bunten Farben vom Sommer erzählt. Ein Teil des Erlöses kommt der Münchner Aids-Hilfe e.V. zugute.
Die Berliner Initiative Super Super Markt richtet sich gezielt an junge Sammlerinnen und Sammler, die nach neuen Wegen des Kunstkaufs suchen und sich mit Gleichgesinnten austauschen möchten. Wer für 50 Euro Jahresbeitrag Teil der Community wird, erhält exklusiven Zugang zu einer Auswahl angebotener Werke, aber auch eine Gratis-Edition pro Jahr und kann an Events wie Atelierbesuchen oder Galerieführungen teilnehmen. In der Liste der Künstlerinnen und Künstler finden sich ganz junge, aber auch schon etablierte Namen wie Florian Meisenberg, Grace Weaver oder David Ostrowski. Die Malerin Cécile Lempert, Jahrgang 1994, lebt und arbeitet in Düsseldorf, wo sie vor zwei Jahren ihr Kunststudium abschloss. Ihre fragmentarischen Porträts basieren teils auf digitalen Renderings, teils auf realen Personen und geben den flüchtigen Begegnungen unserer digitalisierten Gegenwart gekonnt Ausdruck. So etwa das fast zwei Meter breite Gemälde „Untitled“ von 2022 (Tempera und Pastell) mit dem rätselhaften Zoomeffekt, das Super Super Markt für 4400 Euro anbietet.
Zu den bekanntesten Werken des Münchner Malers Anton Doll (1826–1887) zählen neben Stadtansichten seiner Heimatstadt vor allem Darstellungen des dörflichen Lebens im Münchner Voralpenland, der Schweiz und in Oberitalien. Charakteristisch sind insbesondere seine winterlichen Dorf- und Seenlandschaften, auf denen die Bevölkerung bei der Arbeit oder beim Freizeitvergnügen zu sehen ist. In der Winter-Auktion im Allgäuer Auktionshaus Kühling, die am 13. und 14. Januar in Kempten stattfindet, wird mit dem großformatigen Gemälde „Winterliche Dorfstraße“ (Öl auf Leinwand, 69 x 92 cm) eines dieser gesuchten Wintermotive aufgerufen. Für die spätromantische ländliche Idylle werden mindestens 4500 Euro erwartet.
Die Münchner Galerie Japankunst von Monika Schmidt ist bekannt für ihre original japanischen Farbholzschnitte, Blockbücher und Malereien aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Der japanische Holzschnitt des während der Meiji-Zeit lebenden Künstlers Mizuno Toshikata stammt aus dem Jahr 1896. Es handelt sich um einen sogenannten Kuchi-e, einen Frontispiz-Farbholzschnitt, der als Cover für eine Ausgabe des japanische Literaturmagazins „Bungei Kuraba“ diente. Typischerweise zeigten Kuchi-e Darstellungen von schönen Frauen. Die namenlose Schöne im violett gestreiften Kimono aus Toshikatas Farbholzschnitt steht am Fenster mit Blick auf einen idyllischen Garten, in dem rosafarbene Strauchpäonien blühen. Die Galerie bietet die 21,3 mal 28,4 cm große Arbeit für 195 Euro an.
Weitere Kunstkauftipps gibt es hier.