Das restituierte Porträt eines jungen Mannes von Bronzino erzielte bei den Altmeisterauktionen von Sotheby’s in New York einen Rekordpreis. Einst gehörte es der im KZ ermordeten Ilse Hesselburger
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30.01.2023
Agnolo di Cosimo, genannt Bronzino, ein Meister des Manierismus, schuf das Porträt eines jungen Mannes mit Stift und Papier um 1527/29. Das Gemälde gehörte einst der Münchner Sammlerin Ilse Hesselberger, die es 1927 erworben hatte. Nach dem Tod ihres Mannes 1936 geriet sie als Protestantin jüdischer Abstammung ins Visier des NS-Regimes. Sie musste all ihren Besitz verkaufen, darunter auch den Bronzino. 1941 wurde sie deportiert und in einem KZ im heutigen Litauen ermordet. Ihr Bronzino, der damals noch als Werk eines anderen Malers galt, kam über Umwege erst ins Reichskunstdepot Kremsmünster und dann in den berühmt gewordenen Bergwerkstollen in Altausee, zur Aufbewahrung für das geplante „Führermuseum“ in Linz. Nach dem Krieg wurde es mit vielen anderen Kunstwerken von den „Monuments Men“, einer auf Kunst spezialisierten US-Armeeeinheit, sichergestellt. Das Gemälde ging an die deutsche Bundesregierung und hing jahrzehntelang in der Parlamentarischen Gesellschaft. Erst vor zwei Jahren konnte Sotheby’s im Auftrag eines New Yorker Anwalts nicht nur die einstigen Besitzverhältnisse klären, sondern das Werk auch Bronzino zuschreiben. Auf den Altmeisterauktionen in New York erzielte es nun einen Hammerpreis von 9 Millionen Dollar (mit Aufgeld 10,67 Millionen), ein Dreifaches der Taxe und ein Weltrekord für den Künstler. Vor der Versteigerung sagte der Auktionator David Pollack: „Es ist mir eine Ehre, dieses Bild zu verkaufen.“