Auktionen / Sotheby’s ruft hebräische Bibel für 30 Millionen Dollar auf

Es ist höchst ungewöhnlich, dass sich solch eine wichtige Schriftüberlieferung der Geschichte noch in Privatbesitz befindet. Umso größer ist die Sensation, dass Sotheby’s im Mai die „älteste und bislang vollständigste“ hebräische Bibel“ versteigern wird, wie das Auktionshaus gestern bekannt gab. Der „Codex Sassoon“, wie er jetzt werbewirksam benannt wird, heißt in der Fachwelt „Sassoon 1053“, denn sein ehmaliger Besitzer Solomon Sassoon (1880–1942) der die bedeutendste Sammlung jüdischer Handschriften und alter Bücher über die Jahrzehnte erworben hatte, besaß ja nicht nur diesen Codex, sondern auch viele andere berühmte Schriften.

Der jetzige Besitzer, der in Genf lebende Investor Jacqui Safra, stellte den Codex immer wieder der Wissenschaft zur Verfügung, wobei sich durch Carbon-Datierung ergab, dass er im späten 9. Jahrhundert oder frühen 10. Jahrhundert n. Chr. entstand. Damit ist er in der fassbaren Überlieferung eine der wichtigsten Etappen zwischen den berühmten Qumran-Schriftrollem vom Toten Meer (3. bis 1. Jahrhundert v. Chr.) und des heute gebräuchlichen Tanach, der hebräischen Bibel. Alle ihre Bücher sind in Sassoon 1053 zum ersten Mal vereint.

Der Codex gehört zu den „Big 6“ der frühen und wichtigsten Manuskripte des Tanach, sein geschichtlicher und religiöser Wert ist im Grunde mit Geld gar nicht zu bemessen. Bei der New Yorker Auktion im Mai erwartet man sich 30 bis 50 Millionen Dollar, Sassoon 1053 soll das teuerste je versteigerte Schriftdokument werden. Im Haus von Sotheby’s London wird der Codex nächste Woche zum ersten Mal seit 40 Jahren öffentlich zu sehen sein. Danach geht er auf Vorbesichtigungstour durch die Welt, unter anderem nach Israel – wo man sich gewiss Hoffnung machen wird, den frühesten vollständigen Tanach für die Nationalbibliothek in Jerusalem ersteigern zu können.

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