Bild des Tages

Eine Sammlung löst sich auf

Bei Leo Spik Auktionen in Berlin kommt die Sammlung von Karin Gräfin von der Schulenburg und des Diplomaten Dietmar Stüdemann zum Aufruf

Von Simone Sondermann
20.06.2023

Die Wohnung in Berlin-Mitte sieht heute anders aus. Bis zum Frühling dieses Jahres trug sie noch die Handschrift ihrer einstigen Bewohner, des Ehepaars Karin Gräfin von der Schulenburg und Dietmar Stüdemann. Ein intensiv gelebtes Leben, in das die schon 2015 verstorbene Hausherrin die Liebe zur Kunst und eine lange und weit verzweigte Ahnenreihe des Adelsgeschlechts der von Schulenburgs mitbrachte, von der in der Wohnung zahlreiche Porträts erzählten. Der Hausherr Dietmar Stüdemann war im diplomatischen Dienst. Seine große Leidenschaft galt Osteuropa, und er erlebte die Umbrüche in Russland und der Ukraine, deren Folgen bis heute so mächtig wirken, hautnah mit: in Moskau, wo er schon in den 1970er-Jahren tätig war und dann noch einmal seit 1991, als die UDSSR Geschichte wurde. Dann in den 2000er-Jahren als deutscher Botschafter in Kiew und als Vertrauter des Präsidenten Wiktor Juschtschenko, einer Symbolfigur der Orangenen Revolution. Auf allen diesen Stationen und danach, in den späten Jahren in Berlin, wurde die Kunst ein Begleiter und Ausdruck eines überaus weit verzweigten Interesses am Schönen: von den Meissen-Tellern über die zeitgenössische russische Kunst bis zum Gemälde von Carl Blechen aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Was tun mit alldem? Wie so oft haben solche Sammlungen über den Tod derjenigen, die sie aufgebaut haben, keinen Bestand. Dietmar Stüdemann starb im August 2022, seine Kinder beschlossen, einen beträchtlichen Teil zur Auktion zu geben. Im Frühjahr dieses Jahres wurden zahllose Stücke abgeholt, um sie für die Versteigerung vorzubereiten. Die Wohnung in Berlin-Mitte hat nun Platz, um sie mit neuem Leben, neuen Interessen zu füllen. Die Welt der Dinge ist so vergänglich wie das einzelne Leben selbst.

Übrigens: Die Auktion bei Leo Spik in Berlin findet vom 22. bis 24. Juni statt. Zu den Toplosen gehört ein frisch restauriertes Gemälde von Carl Blechen (Taxe 16.000 Euro) und eine Große Fächerschüssel mit Johanneumsnummer aus Meissen, geschätzt auf 9500 Euro.

Dietmar Stüdemann Wohnung Berlin Auktion
Blick in die Berliner Wohnung von Dietmar Stüdemann: Zu den Toplosen bei Leo Spik gehören zahlreiche Meissen-Porzellane. © Catherine Peter

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