Bild des Tages

Ein Sommertag in Plauen

Bei Mehlis in Plauen kommt ein seltenes Motiv aus dem schmalen Œuvre des Malers Rudolf Riemerschmid zum Aufruf

Von Michael Lassmann
23.08.2023
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 13/23

Die Karriereaussichten des Jugendstilmalers Rudolf Riemerschmid waren zunächst vielversprechend: Nach seinem Studium bei dem Historienmaler Friedrich Fehr in Karlsruhe kehrte er in seine Heimatstadt München zurück und schloss sich der Münchner Sezession an; seine regelmäßige Teilnahme an den jährlichen Gemeinschaftsausstellungen von 1902 bis 1915 wurde allgemein gut besprochen. Daneben vernetzte er sich auch mit anderen Künstlervereinigungen, wie der Münchner Künstlergruppe „Der Bund“, dem „Künstlerbund Weimar“ und dem „Reichsverband Bildender Künstler Deutschlands“. Von 1904 bis 1920 arbeitete er für die Münchner Zeitschrift Die Jugend, dem Sprachrohr der Münchner Jugendstilbewegung, zu deren wichtigsten Vertretern er gehörte. Doch Riemerschmieds Karriere als Maler fand ein vorzeitiges Ende, als sich sein Sehvermögen als Spätfolge einer Verletzung im Ersten Weltkrieg so verschlechterte, dass er nicht länger arbeiten konnte und schließlich erblindete.

In der bevorstehenden Auktion des Plauener Auktionshauses Mehlis Ende August wird eine von Riemerschmids kaum gehandelten und entsprechend hoch bewerteten Aktdarstellungen angeboten. Das Ölgemälde „Sommertag“ zeigt am Uferstreifen eines Gewässers im Vordergrund einen stehenden weiblichen Rückenakt; die offenbar gerade dem Wasser entstiegene Badende scheint damit beschäftigt, ihr langes, offen getragenes Haar zu trocknen. Im Hintergrund ist die Szenerie von Bäumen abgeschlossen. Der Himmel wird vom oberen Bildrand abgeschnitten und ist nur als Spiegelung auf der Wasseroberfläche sichtbar.

Auch in diesem Bild zeigt sich die Tendenz des Künstlers zur Stilisierung: In der feinen Durchmodellierung wirkt nur die figürliche Darstellung naturalistisch aufgefasst, während die übrigen Kompositionsteile durch jeweils unterschiedliche Strichlagen definiert und optisch voneinander geschieden sind. Eine besondere Rolle kommt hierbei dem trockenen Farbauftrag zu, der den Malgrund in Teilen durchscheinen lässt. Das Gemälde wurde 1907 in der Jugend abgebildet; eine Datierung in dieses Jahr ist somit wahrscheinlich. Als Limit hat Mehlis bescheidene 7000 Euro festgesetzt.

Übrigens: Die Auktion bei Mehlis in Plauen findet am 26. August statt.

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