Die Kollektion von Emily Fisher Landau kommt unter den Hammer. Damit verkündet Sotheby’s eine spektakuläre Versteigerung, die Licht auf eine einmalige New Yorker Mäzenin und Sammlerin wirft
Von
13.09.2023
Picasso hatte viele fruchtbare Jahre, aber das Jahr 1932 gilt als „annus mirabilis“. Malerei aus dieser Zeit schätzt die internationale Sammlerschaft besonders, vor allem die abstrakten Bildnisse, die der Künstler in dieser Zeit von seiner jugendlichen Geliebten Marie-Thérèse Walter schuf. Sie ist auch das Modell für „Femme à la montre“ – er zeigt sie mit Armbanduhr, eine Seltenheit in Picassos Œuvre. Das Bild ist eine echte Trophäe für Sotheby’s: Mindestens 120 Millionen Dollar soll es im November in New York einspielen. Mit der Versteigerung feiert das Auktionshaus aber nicht nur Picasso, sondern auch die Sammlerin, aus deren Nachlass dieses und viele weitere bedeutende Werke nun eingeliefert wurden.
Emily Fisher Landau, die im Frühjahr im Alter von 102 Jahren verstarb, war eine der wichtigsten Kunstsammlerinnen des 20. Jahrhunderts. Dass sie überhaupt zur Sammlerin wurde, liegt kurioserweise an einem Einbruch in ihrem Apartment auf der Upper East Side im Jahr 1969, wie sie einst selbst erzählte. Als Handwerker verkleidet verschafften sich damals bewaffnete Einbrecher Zugang in ihre Wohnung, fesselten den Koch und knackten ihren Safe hinter einem Schrank. Darin hatte sie die Juwelen aufbewahrt, die ihr Mann, der Immobilienmogul Martin Fisher, ihr über viele Jahre zu allen Festtagen geschenkt hatte, unter anderem einen 39-Karat-Diamanten. Der Einbruch schockierte sie, und sie entschied, dass sie keine Juwelen mehr wollte. Nun ermöglichte ihr aber die Versicherungssumme, im großen Stil Kunst zu kaufen.
„Der Einbruch war wahrscheinliche das Beste, was mir passieren konnte,“ sagte sie später. Den Picasso hatte sie schon im Jahr zuvor erworben, nun kaufte sie auch Matisse, Mondrian, Rothko, Klee, Louise Nevelson und Werke vieler anderer, beraten von der Pace Gallery, und später auch von Bill Katz, der sie ermutigte, ihre Aufmerksamkeit auf jüngere Kunst zu richten, wie Rodney Graham oder Mark Tansey. Als Trustee des Whitney Museum of American Art unterstützte Fisher Landau die Institution viele Jahre lang und vermachte ihr knapp 400 Werke. Auch für das Museum of Modern Art in New York und das Georgia O’Keeffe Museum in Santa Fe engagierte sie sich, und sie wandelte eine Fabrik in Long Island City in eine Ausstellungshalle für Ihre Sammlung um, das Fisher Landau Center for Art, das bis 2017 geöffnet war. Zu den Werken, die Sotheby’s im November unter den Hammer bringt, zählen Mark Rothko und Ed Ruscha, „Flag“ von Jasper Johns und ein Selbstporträt von Andy Warhol, Georgia O’Keeffe und Cy Twombly, aber auch jüngere Künstler wie Mark Tansey und Glenn Ligon. Es könnte die spannendste Auktion des Jahres werden.