Auktion in München

Expressionisten bringen Millionenerlöse

Jahrzehntelang waren zwei Gemälde der Expressionisten Kirchner und Jawlensky aus der Öffentlichkeit verschwunden – nun haben sie bei einer Auktion in München Millionenerlöse eingebracht

Von Weltkunst News
10.06.2024

Zwei expressionistische Gemälde haben bei einer Auktion in München am Freitagabend Millionenerlöse eingebracht. Ein lange verschollen geglaubtes Ölgemälde von Ernst Ludwig Kirchner wurde für fast sieben Millionen Euro versteigert. 

Für genau 6.958.000 Euro kam das Bild „Tanz im Varieté“ aus dem Jahr 1911 unter den Hammer, wie das Auktionshaus Ketterer mitteilte. Eine Sprecherin nannte das einen „Spitzenpreis“. Der Schätzpreis hatte zwischen zwei und drei Millionen Euro gelegen. 

Noch mehr Geld brachte ein Gemälde des Expressionisten Alexej von Jawlensky aus der Künstlergruppe Blauer Reiter ein. Die „Spanische Tänzerin“ wurde für mehr als 8,3 Millionen Euro versteigert, wie Ketterer mitteilte. Das Bild, das ein Schlüsselwerk des Malers gilt, war auf sieben bis zehn Millionen Euro taxiert worden. Es hatte sich mehr als 90 Jahre lang im Privatbesitz befunden.

Jawlensky (1864–1941) hat nach Angaben des Auktionshauses auf dem Bild seine Geliebte und spätere Frau Helene gemalt, als sie noch Kindermädchen bei ihm und seiner Lebensgefährtin, der Malerin Marianne von Werefkin, war. Die drei hätten eine nicht immer gemütliche Ménage-à-trois, eine Dreierbeziehung, geführt, schrieb Ketterer Kunst. 

Auf der Rückseite des Bildes findet sich die Studie einer abstrakten Landschaft. Diese verweise auf die „Murnauer Landschaft“ von 1909 aus den Beständen der Städtischen Galerie im Lenbachhaus. 

Eine kleine Sensation

Auch das Kirchner-Gemälde war jahrzehntelang – rund 80 Jahre – Teil einer Privatsammlung in Baden-Württemberg gewesen. Dass das Bild überhaupt den Weg in eine Versteigerung fand, ist eine kleine Kunstsensation, denn sein Verbleib war jahrzehntelang ungeklärt. Bis es wieder auftauchte, war es – auch bei Experten – ausschließlich als Schwarz-Weiß-Abbildung bekannt.

Wo genau das Gemälde wann war, wollen Experten derzeit noch herausfinden. Klar ist nach Angaben des Auktionshauses nur, dass es kurz nach seiner Entstehung ausgestellt wurde – und dann in den 1920er Jahren nochmal. Davon existieren laut Ketterer Bildaufnahmen. Kirchner selbst habe das Bild mehrfach fotografiert.

Zum letzten Mal ausgestellt wurde „Tanz im Varieté“ Ende 1923 in Berlin. Danach verloren sich die Spuren und das Bild verschwand aus der Öffentlichkeit. 

Das 120 mal 145 Zentimeter große Werk ist „eines der außergewöhnlich großformatigen Bilder im Werk Kirchners“, schrieb das Auktionshaus bei der Ankündigung der Versteigerung. Der Expressionist Kirchner habe damit seine Faszination für den Tanz verarbeitet. Das Gemälde zähle zu den letzten Werken, die Kirchner (1880–1938) in Dresden zum Thema Zirkus und Varieté gemalt habe. 

Kirchner war Mitbegründer der Künstlervereinigung „Die Brücke“. Gemeinsam mit Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und dem heute weniger bekannten Fritz Bleyl hatte er die Gruppe 1905 in Dresden gegründet. (dpa)

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